Spielemarkt Fußball im Wohnzimmer

Was spielen wir 2006? Die Antwort auf diese Frage liegt nahe: Fußball. Die WM wird das Leben in Deutschland so stark beeinflussen, dass auch die großen Spieleverlage um das Trendthema Fußball nicht herumkommen. Wie schon beim Sudoku-Fieber, dem die Deutschen seit vergangenem Sommer verfallen sind, werden die Verlage versuchen, sich auch vom Fußball-Kuchen ein entsprechendes Stück abzuschneiden.

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HB DÜSSELDORF. Der süddeutsche Verlag Ravensburger beispielsweise erwartet im kommenden Jahr zehn Millionen Euro Umsatz mit Produkten, die sich dem Thema Fußball widmen. Das entspricht sieben Prozent des Umsatzes des gesamten Spielegeschäftes. Allerdings wird der größte Teil auf die Puzzle-Balls entfallen. Von diesen ballförmigen Puzzles hat Ravensburger 2004 schon ohne Fußball-WM 1,7 Mill. Stück verkauft. Der Stuttgarter Konkurrent Kosmos hat schon vorgelegt und bereits im Herbst zwei Fußball-Spiele vorgestellt. Das wird allerdings nicht alles sein: „Im Rahmen unserer Serie ,Die wilden Fußballkerle’ werden wir im kommenden Jahr weitere Fußball-Spiele veröffentlichen“, sagt Kosmos-Geschäftsführer Axel Meffert. „Wir hoffen, dass die WM indirekt auch dieser bestehenden Produktlinie hilft.“ Selbst Kleinverlage widmen sich dem Thema Fußball. Der auf Holzspiele spezialisierte Verlag Clemens Gerhards aus dem Westerwald hat mit „Kick it“ bereits ein Fußball-Spiel im Programm. Kritisch steht dagegen Schmidt-Spiele dem Thema gegenüber: „Wir haben lange überlegt, ob wir bei dem Trend mitmachen sollen“, sagt Nils Jokisch, Marketingleiter bei Schmidt. „Das wird eine absolute Schwemme geben – und nach dem Endspiel landen alle im Grabbelkorb.“ Letztlich hat sich Schmidt entschieden, das Erfolgsspiel Ligretto in einer Fußball-Variante zu veröffentlichen. Was aber spielt der normale Brettspielfan, der sich dem Thema Fußball lieber am Fernseher als am Spieltisch hingibt? Auch abseits der Trendspiele haben die Verlage viel zu bieten. Dabei ist grundsätzlich die Tendebt zu beobachten, dass sich der Spielemarkt teilt. Typische Familienspiele werden von der Struktur her wieder einfacher, während die komplexen Spiele eher der Gruppe der Spiele-Enthusiasten vorbehalten bleiben. Ravensburger lagert diese Spiele bewusst in den Tochterverlag „Alea“ aus, Schmidt kooperiert dafür mit dem Münchener Verlag „Hans im Glück“. Spielerisch sind diese komplexen Spiele natürlich am interessantesten. Bei ihnen können wir am ehesten in eine fremde Welt abtauchen. „Schatten über Camelot“ (Days of Wonder) beispielsweise entführt uns auf fast magische Weise in die Welt des Sagenkönigs Artus. Hier müssen wir gemeinsam gegen das Böse ankämpfen, das unseren Stammsitz Camelot bedroht. In eine fremde Welt entführt uns auch „Elasund“ (Kosmos), ein Spiel der „Siedler von Catan“-Reihe, bei dem wir eine Stadt aufbauen und Häuser unserer Konkurrenten gnadenlos planieren. Kosmos schafft bei diesem Spiel den Spagat, ein komplexes Spiel sogar für Familien verständlich aufzubereiten. Überhaupt bleibt der Stuttgarter Verlag seiner Linie treu, komplexe Spiele für ein breites Publikum anzubieten.

Lesen Sie weiter auf Seite 2:Auf eher kleine Zielgruppen konzentriert sich gewöhnlich der Hamburger Verlag Eggert-Spiele.

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