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Sportwetten Wie Fußballvereine gegen Betrüger vorgehen

Mit Kampagnen, Ermittlern und Frühwarnsystemen kämpfen Fußballverbände und -clubs gegen die organisierte Kriminalität. Die Betrüger weichen allerdings ins Ausland aus.

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ARCHIV: Der damalige Quelle: dapd

Die Leitung wird in den nächsten Wochen freigeschaltet. Am anderen Ende meldet sich dann eine juristisch versierte Vertrauensperson. An diesen sogenannten Ombudsmann können sich künftig Fußballer wenden, die von Spielmanipulationen Wind bekommen oder gar selbst von Wettbetrügern angesprochen werden. Hinweise leitet der Ombudsmann anonym an die Deutsche Fußball Liga (DFL) weiter – die Tochtergesellschaft des Ligaverbandes, in der die 36 Proficlubs der Bundesliga und Zweiten Bundesliga zusammengeschlossen sind. Mit Ombudsleuten versuchen US-Unternehmen seit einigen Jahren, korrupten Geschäftspraktiken auf die Spur zu kommen.

Die Fußballvereine und -verbände in Deutschland müssen etwas gegen Betrüger tun: Derzeit stehen etwa 50 Ligaspiele von der Zweiten Liga abwärts unter Manipulationsverdacht. Frühere Spieler des FC St. Pauli und des VfL Osnabrück sollen daran beteiligt sein. Seit europaweit immer mehr manipulierte Spiele bekannt werden, rüsten Clubs und Verbände zur Abwehrschlacht. Der europäische Fußballverband Uefa setzt verdeckte Ermittler ein, die DFL startet ihre Hotline gegen Wettbetrug. Die Clubs initiieren Aufklärungskampagnen unter den Spielern, und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zahlt etwa 200 000 Euro im Jahr für ein computergesteuertes Überwachungssystem, das alle Spiele – bis hinunter zur Oberliga und den A-Juniorenmannschaften – auf auffällige Veränderungen bei den Wettquoten hin überprüft. Häufig werden die Kriminellen in den unteren Ligen aktiv – dort, wo die Aufmerksamkeit gering ist und kaum eine Fernsehkamera hinguckt.

Hoyzer-Affäre

Für Aufmerksamkeit sorgt nun ein neuer großer Prozess: Vom 21. März an wird vor dem Bochumer Landgericht gegen sechs mutmaßliche Wettbetrüger verhandelt. Darunter ist der Kroate Ante Sapina, der vor sechs Jahren, als der Schiedsrichter Robert Hoyzer etliche Spiele verpfiff, einer der Drahtzieher war. Gegen eine andere Gruppe von mutmaßlichen Wettbetrügern läuft bereits seit einigen Monaten ein Verfahren in Bochum.

Nach der Hoyzer-Affäre hatten Vereine und Verbände wohl zunächst noch geglaubt, es handele sich um ein einzelnes Vergehen. Inzwischen nehmen sie die Bedrohung durch die organisierte Kriminalität sehr ernst.

Profis in Pokerrunden

Schließlich werfen die Wettbetrügereien einen dunklen Schatten auf das sonst so krisenresistente und prosperierende Fußballgeschäft. Jahr für Jahr stellen die Vereine aus der Ersten und Zweiten Liga neue Umsatzrekorde auf. In der vergangenen Spielzeit erwirtschafteten die Proficlubs insgesamt zwei Milliarden Euro Umsatz. Bei Sponsoren und Werbepartnern erfreut sich Fußball großen Zuspruchs; die Fernseheinnahmen der Vereine legen jährlich zu. Die Zuschauerzahlen verharren auf konstant hohem Niveau: In der Saison 2009/10 sahen 12,8 Millionen Fans die 306 Bundesligaspiele.

Abseits des Rasens fallen allerdings manche Bundesliga-Protagonisten als Zocker auf. Längst gehört Pokern zu den Lieblingsbeschäftigungen von Fußballern im Mannschaftsbus. Bayern-Stürmer Bastian Schweinsteiger plauderte schon auf einer DFB-Pressekonferenz über misslungene Bluffs. Sein Nationalmannschaftskollege Stefan Kießling von Bayer Leverkusen fachsimpelte im Pokermagazin „Ace“ über seine Lieblingsblätter: „Also eine Hand, die ich eigentlich immer spiele, ist König fünf, gern auch offsuite. Jeder Pokerexperte rauft sich da die Haare.“ Kießling und der Dortmunder Mats Hummels traten auch schon bei Pokerrunden auf.

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