Stahlindustrie Dreikampf um den Chefposten bei ThyssenKrupp

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Die zur Wahl stehenden Männer sind keine Juristen wie noch Cromme, den der Herr vom Hügel einst auch von einer ganz anderen Branche, dem französischen Glashersteller Saint Gobain, zu Krupp holte. Das Außenseiterschema gilt auch für das Casting-Trio.

Berlien schärfte seine Expertise beim Optikunternehmen Zeiss, wo er Finanzchef war. Zeiss gehört gleich zwei Stiftungen, die sich spinnefeind sind und in denen Politiker das Wort führen. Mit dem im Umgang nicht immer ganz leichten Beitz kann es Berlien mit stark gedrosselter Berliner Chuzpe aufnehmen, wenn sein Vortrag dem leisen Summen einer U-Boot-Brennstoffzelle gleicht.

Beitz, der Sitzungen in seinem Kuratorium mit dem mürrischen Schlusssatz „Noch Fragen?“ grundsätzlich ohne Aussprache führt, ist dann doch harmlos im Vergleich zu intrigenerprobten Hinterwinkel-Politikern aus dem Schwäbischen.

Finanzchefs contra Industriebosse

Die Beitz-Jungs Berlien und Eichler haben etwas gemeinsam, was sie von Hippe eindeutig abhebt. Sie verfügen über Erfahrungen in der Führung von Kleinbetrieben. So leitete Eichler neben seiner Zeit als Offizier die Glockengießerei seiner Schwiegereltern und lernte dort – wenn nicht das Stahl-, so doch das Bronzegeschäft von der Pike auf. Berlien zog in der Gärtnerei seiner Eltern in Steglitz seine Furchen tief ins Kleingewerbe. Beide sind gelernte Controller, Berlien war sogar von 2002 an zwei Jahre Controlling-Chef von ThyssenKrupp.

Können sie es mit Hippe aufnehmen? Finanzchefs haben mehr Macht als Industriebosse. Hippe ist in der Zentrale immer da, während Eichler und Berlien in ihren Teilkonzernen herumturnen und häufig weitab von Schulz sind. Bei seinem ersten Auftritt in der Öffentlichkeit schrieb Hippe Worte von Konzernchef Schulz mit wie ein Schuljunge, quittierte dessen Scherze mit postwendendem Lachen und schüttelte den Kopf, wenn sich Schulz wunderte. Er war ganz in Blau gewandet, selbst sein Schlips war im Blau des Konzernlogos gehalten. Diese Identität fällt ihm leichter als bei Conti, wo die Konzernfarben gelb sind.

Finanzchefs leben gefährlicher als Industriemenschen, wenn sie den forsch-schnoddrigen Ton, den sie „in der Financial Community pflegen, auch in der Firma anschlagen“, sagt ein um Hippe besorgter Manager.

Der Ton ist es sowieso, auf den es nun ankommt. Alles muss manierlich klingen, auch wenn es noch so katastrophal ist.

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