Strategiewechsel Bosch - vom Autozulieferer zum Umwelttechnikkonzern

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Auch vor diesem Hintergrund scheint Bosch gut gerüstet für das Cleantech-Zeitalter. „Die klare Technikorientierung von Bosch und die Tatsache, dass man sich bei Bosch nicht scheut, auch schwierige und langwierige Innovationsvorhaben anzupacken, wird jetzt zum großen Vorteil für das Unternehmen“, sagt ein Unternehmensberater, der für Bosch tätig ist. „Damit hat Bosch die Nase vorn im Wettrennen um wegweisende Umwelttechnologien.“

Kapitalmangel, oft ein Problem für nicht börsennotierte High-Tech-Unternehmen, ist bei Bosch derzeit offenbar kein Thema. Das Geld reicht für Forschung und Entwicklung und auch für die nötigen Zukäufe - was wiederung an der Natur des Stiftungsunternehmens liegt: Die Stiftung bekommt rund 2,5 Prozent des Nettogewinns, die Nachkommen des Gründers müssen sich angeblich mit einer Dividende von fünf Millionen Euro pro Jahr begnügen - herkömmliche Aktionäre sind nicht so bescheiden. So bleibt das meiste Geld im Unternehmen, die Eigenkapitalquote beträgt 51 Prozent.

Mit größtem Interesse dürften jene Branchen den Umbau bei Bosch verfolgen, die selbst vom Kampf gegen den Klimawandel profitieren wollen: der Maschinenbau und die Elektrotechnikindustrie, die High-Tech-Bereiche in der Chemie- und Halbleiterindustrie, aber auch Dienstleister und Bauunternehmen. Denn im weltweiten Vergleich haben diese deutschen Industrien schon heute die Nase vorn. Zudem hat Deutschland, so eine bisher unveröffentlichte Studie des Bundesumweltministeriums, seine Position als Exportweltmeister in jüngster Zeit auch bei Umweltschutzgütern ausbauen und die USA hinter sich lassen können.

Entscheidend aber wird sein, welchen Weg die Autoindustrie in den nächsten zehn Jahren nimmt. Zu den großen Verlierern werden Hersteller gehören, denen es nicht rechtzeitig gelingt, mit klimafreundlichen Technologien am Markt zu sein.

Den anderen hingegen winken umso größere Marktanteile. Die deutsche Autoindustrie, lautet das Fazit der Deutschen Bank, „steht vor großen Herausforderungen, hat aber die Chance, mit energieeffizienten Fahrzeugen international erfolgreich zu sein“. Darum zählen insbesondere innovative Zulieferer mit effizienter und sauberer Technik zu den Gewinnern.

Damit ist auch klar, weshalb Bosch bisher die typische vornehme Zurückhaltung pflegte und sich nicht wie andere Unternehmen mit großem Tamtam als grüne Cleantech-Schmiede feierte. Denn zu viel Freude über den Klimawandel könnten die nervösen Kunden aus der Autoindustrie übel nehmen.

Trotzdem wird Firmenchef Fehrenbach mutiger. Wenn er beispielsweise von der „Vision des energieunabhängigen Hauses“ spricht oder betont, dass die Sonne „allein in einer Stunde mehr Energie zur Erde schickt, als die Erdbevölkerung im Jahr verbraucht“, dann hört er sich schon fast an wie ein Grünen-Politiker.

Und Christof Bosch? Hat er geholfen, den Konzern auf Öko zu trimmen? So würde der Mann vom Biohof und Kämpfer gegen das Waldsterben das wohl nie sagen. Denn Understatement gehört zu den höchsten Tugenden bei den Boschs. „Zu meiner großen Freude“, sagt der Forstwirt von Gut Mooseurach bescheiden, „sehe ich, dass sich die Dinge in die Richtung entwickeln, die zur Familie passt.“

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