
Düsseldorf Den Auftakt machte VW mit einer Mitteilung an die Aktionäre: Der Konzernvorstand, teilten die Wolfsburger am frühen Dienstagmorgen mit, werde ab dem 1. Oktober 2015 um einen Posten erweitert. Der bisherige BMW-Entwicklungschef Herbert Diess solle dann als verantwortlicher Vorstand die Geschicke der Kernmarke leiten. Eine Aufgabe, die bisher Konzernchef Martin Winterkorn innehatte. Der VW-Chef konzentriert sich damit allein auf die Gesamtleitung des Konzerns.
Diess wird damit zu einem heißen Kandidaten für die Nachfolge von Winterkorn – wohl auch weil ihm der Weg an die Spitze von BMW verbaut war. Denn nur wenige Stunden nach Verkündigung seines Wechsels teilte der Münchener Premiumautobauer einen Wechsel in seiner Führung mit. Neuer Vorstandsvorsitzender wird im März 2015 der heutige Produktionsvorstand Harald Krüger. Der bisherige BMW-Chef Norbert Reithofer wird zur nächsten Hauptversammlung abtreten, obwohl sein Vertrag eigentlich noch bis zum Jahr 2016 laufen sollte. Stattdessen wird er ab März Joachim Milberg als Aufsichtsratschef ablösen.





Der Generationswechsel wurde offenbar von langen Hand vorbereitet. Doch sorgt dieser Wechsel für ein kleines Beben in der Autobranche. Denn mit den Wechseln ändern sich auch die strategischen Vorzeichen.
„Herr Diess ist der Wunschkandidat von Herrn Dr. Winterkorn. Beide haben dieselben Vorstellungen von Markenführung und Produktentwicklung“, erklärte ein VW-Sprecher. Mit Winterkorn verbindet ihn seine Vergangenheit bei Bosch. Diess gilt zudem als disziplinierter Kostensenker. Als Einkaufsvorstand hatte der 56-Jährige schon bei den Münchenern fünf Jahre lang kräftig Kosten gesenkt und bei den Zulieferern die Daumenschrauben angezogen. Er gilt als Vordenker der Strategie „Number One“, dank der BMW heute Traumrenditen einfährt und den Titel als führender Premiumhersteller verteidigt.
Wiederholt Diess diese Erfolge bei VW, gilt er als ein sehr wahrscheinlicher Kandidat für die Nachfolge von Winterkorn. Doch das dürfte nicht einfach werden: Die Kernmarke von VW, jahrelang Garant der Stärke im Zwölfmarkenreich der Wolfsburger, schwächelte zuletzt merklich. Allein im November verbuchte VW ein Minus bei den Auslieferungen von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Europa, Russland, USA – in fast allen Regionen verlor die Marke bei den Verkäufen. Und selbst der einstige Wachstumsmotor China läuft längst nicht mehr so rund wie in der Vergangenheit.
Zudem erweist sich die Einführung des Modularen Querbaukasten als „echter Kraftakt“ (Winterkorn), bei den Komponenten und beim Material sieht er noch Einsparpotenziale. Denn bei der Rendite fahren die Konkurrenten um die Weltspitze, Toyota und General Motors, derzeit vorneweg. Der Generationswechsel soll damit auch die Erneuerung der Kernmarke beschleunigen.