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Stuttgart 21 Geißler macht das Chaos perfekt

Der Coup ist Heiner Geißler wieder einmal gelungen. In dem Moment, als das Aktionsbündnis den Raum aus Protest verlassen wollte, überraschte Schlichter Geißler mit einem Kompromissvorschlag.

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Heiner Geißler, der Moderator Quelle: dpa

Acht Stunden lang rangen Befürworter und Gegner des Bahnhofsprojekts Stuttgart 21 um die Ergebnisse des Stresstests. Die Kontrahenten verbissen sich an der Frage, ob der Bahnhof Verspätungen abbaue oder nicht und welche Note das Projekt verdiene. Eine Einigung gab es nicht. In dem Moment, als das Aktionsbündnis den Raum aus Protest verlassen wollte, überraschte Schlichter Geißler mit einem Kompromissvorschlag.

Geißlers Mittelweg zwischen den beiden Konzepten S21 und K21 unter dem Namen „Frieden in Stuttgart“ sieht eine Kombination aus Kopf- und Tunnelbahnhof vor. Die Anzahl der Bahnhofsgleise unter der Erde würde reduziert. Gleichzeitig blieben Teile des Kopfbahnhofs und acht bis zehn der derzeit 16 oberirdischen Gleise erhalten. Statt 54 Tunnelkilometer soll es laut Geißler nur 27 Tunnelkilometer geben. Angeblich lägen die Investitionskosten bei 2,5 bis 3,0 Milliarden Euro.

Geißler macht das Chaos damit perfekt. Die Planung würde auf Null zurück gefahren. Es müsste neu gerechnet, komplett neu konzipiert und Planfeststellungsverfahren neu aufgerollt werden. Geißler greift zwar zurück auf ein bestehendes Modell aus den Neunzigerjahren. Doch das Papier ist alt, die Kriterien haben sich geändert. Geißlers Idee ist daher äußerst fragwürdig.

Konzept schonmal verworfen

Überraschend ist, dass das Papier auch der Gutachter SMA unterschrieben hat. Doch den Schlichtungsprozess befriedet der Vorschlag nicht. Es gab gute Gründe, warum die Kombi-Lösung bereits 1995 verworfen wurde. Der verkehrliche Nutzen schien niedrig, der oberirdische Geländegewinn gering. Zudem müssten auch unter Geißlers Mittelweg der Südflügel abgerissen und Bäume gefällt werden. Selbst die Grünen hatten dieses Modell damals nicht unterstützt.

Geißlers Vorschlag wirkt daher naiv. Er kommt zudem viel zu spät, denn er hätte am Ende der Schlichtungsgespräche im November vergangenen Jahres ins Spiel gebracht werden müssen. Damals war noch genug Zeit, alternative Bahnhofskonzepte beurteilen zu lassen. Heute stiftet der Kompromissvorschlag mehr Verwirrung als dass er zur Lösung beiträgt.

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