T-Mobile-Manager Timotheus Höttges Die Allzweckwaffe

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Seitdem gelten die beiden als ideales Gespann. Höttges, den Freunde Tim nennen, stellt die eigene Profilierung zurück und überlässt alle öffentlichen Auftritte und Interviews seinem Chef. Im kleinen Kreis kokettiert er sogar damit, dass er sowieso lieber unter Ausschluss der Öffentlichkeit arbeite. Doch das glaubt ihm niemand. Höttges legt keinen Wert auf absolutistische Attitüde. Ihn regt nicht auf, wenn Obermann in seinen Bereich hineinregiert. Mitarbeiter berichten, dass Obermann die Chefs der Bereiche gern überspringt und an Mitarbeiter direkt Anweisungen per E-Mail erteilt. Andere Vorstände schäumten deswegen – für Höttges war das nie ein Problem. Höttges bekam so schnell den Ruf eines Feuerwehrmanns, der löscht, wo ihn Obermann hinschickt. Als Westeuropa-Chef von T-Mobile International war er zuletzt für das Mobilfunkgeschäft in Deutschland, Holland, Österreich und der Tschechischen Republik zuständig und zeichnete dort auch für den Vertrieb und den Kundenservice verantwortlich. Wenn T-Mobile-Kunden heute einen besseren Service bekommen als die Kunden der Festnetzsparte T-Com – dann geht das auf Höttges’ Konto. Dabei gilt Höttges gar nicht als Service- und Vertriebsprofi. Kollegen aus seiner Anfangszeit beim Münchner Mischkonzern Viag wundern sich, dass er sich in den vergangenen Jahren vorrangig mit solchen Themen beschäftigte. „Das ist eigentlich nicht seine Welt“, sagt ein ehemaliger Viag-Vorstand. „Er versteht sich eher als guter Controller und war als einer von zwei Bereichsleitern an fast allen Zukäufen von Viag beteiligt. Das macht ihm richtig Spaß.“ Übernahmen oder Fusionen einfädeln – das beherrscht Höttges von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Vertragsabschluss perfekt. Er gehörte etwa zum Projektteam, das den Zusammenschluss zwischen Viag und Veba (heute E.On) vorbereitete. Das Auswahlverfahren, wen E.On als Führungskraft übernehmen sollte, hatte er glänzend bestanden. „E.On hatte ihm den roten Teppich ausgerollt“, meint ein ehemaliger Viag-Vorstand. Umso überraschter waren seine Kollegen, als Höttges den Ruf von T-Mobile erhörte und dort den Posten des Geschäftsführers Finanzen annahm. Sein Meisterstück machte Höttges, als T-Mobile das erste Sparprogramm „Save for growth“ ankündigte. Obermann verlangte, eine Milliarde Euro zu sparen, indem die Subventionen für Handys gestrichen, mehrere Hundert Arbeitsplätze abgebaut und das Sortiment an Geräten verkleinert werden sollten. Dem widersetzten sich die Verantwortlichen in den schnell wachsenden T-Mobile-Tochtergesellschaften in Südosteuropa, weil sie nicht einsahen, weshalb auch sie auf die Bremse treten sollten. Doch Höttges drückte das Programm durch. Obermanns Ruf als „Bulldozer“ war gerettet. Seitdem sind die beiden auch in ihrer Freizeit unzertrennlich. Obermann und Höttges wohnen direkt nebeneinander im Bonner Vorort Bad Godesberg. Schon morgens früh klopft der eine beim anderen an, um zu einer gemeinsamen Jogging-Runde am Rheinufer aufzubrechen. Die beiden gehören auch zu den Initiatoren der Bürgerstiftung Rheinviertel, die im Juni 2005 gegründet wurde. „Die freigebigen Promis von nebenan“, titelte der „Rheinische Merkur“ erst kürzlich. Die Stiftung sammelte schon 2,4 Millionen Euro, die der Gemeinde sowie den sozialen und karitativen Einrichtungen der Stadtteile Plittersdorf, Hochkreuz, Villenviertel und Rüngsdorf zugutekommen. Obermann und Höttges sind Mitglied im Kuratorium. Obermanns Ehefrau Christiane engagiert sich im Vorstand. „Helfen macht besonders dann Spaß, wenn man konkret weiß, wie Hilfe ankommt und was sie bewirkt“, schreibt Höttges auf der Stiftungs-Web-Seite. Dass der Samariter einmal in Obermanns Fußstapfen treten könnte, traut ihm bei der Telekom niemand so recht zu. Höttges, beschreiben ihn Weggefährten, sei immer auch ein klein bisschen ängstlich und brauche einen starken Frontmann: „Wenn ihn jemand laut anfährt, dann zuckt er richtig zusammen.“

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