Takko-Chef Swinka "Wir sind kein reiner Discounter mehr"

Der Takko-Chef über die neue Ausrichtung und die stürmische Expansion der Bekleidungskette.

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Stephan Swinka

WirtschaftsWoche: Herr Swinka, kaufen Sie bei Takko ein?

Swinka: Selbstverständlich. In meinem Kleiderschrank finden Sie zum Beispiel diverse Jeans und T-Shirts aus unserem Sortiment. Aber wie die meisten Kunden kaufe ich nicht meine komplette Garderobe bei Takko Fashion, zumal wir etwa auf Businesshemden bewusst verzichten.

Wer sind Ihre typischen Kunden?

Bei Takko Fashion kaufen überwiegend Frauen ab dem Familiengründungsalter ein. Unsere Kernzielgruppe ist Anfang 20 bis Mitte 40, bodenständig und sucht modische Kleidung zu einem sehr attraktiven Preis, aber keine flippige Laufstegkollektionen für Markenfreaks. Viele Kundinnen kaufen für ihre Kinder und ihren Mann mit ein. Das ist insgesamt eine sehr große Zielgruppe, die wir intern als Value-Kundinnen beschreiben. Soll heißen: Die Wertigkeit der Angebote ist hoch, der Preis ist sehr günstig, die Qualität stimmt, und das Einkaufen in unseren Filialen macht Freude.

Value? Ihr Unternehmen wurde bisher in einem Atemzug mit Textildiscountern wie Kik und NKD genannt.

Takko Fashion ist seit Jahren kein reiner Discounter mehr, sondern wir bewegen uns in einem anderen Segment des Marktes. Wir verkaufen zwar weiterhin preiswerte Kleidung, präsentieren jedoch Mode auf eine professionelle und für die Kunden attraktive Weise. In den vergangen drei Jahren haben wir uns in vielen Dimensionen neu ausgerichtet.

Das hat sich aber noch nicht überall herumgesprochen.

In der Tat: Wenn Neukunden eine Filiale betreten, sagen sie oft: „Wow, das hätte ich von Takko gar nicht erwartet.“ Wir haben seit Oktober 2009 rund 800 Filialen renoviert, alle Sortimente und die Warenpräsentation angepasst, unser Logo und die Werbung aufgefrischt und vieles mehr.

Das klingt so, als wollten Sie zwar die bestehenden Filialen umbauen, aber die Expansion zurückfahren.

Die Ertragskraft der bestehenden Filialen erleichtert langfristig unsere Expansion. Wir werden unser Tempo halten. Das heißt, wir wollen jedes Jahr 150 bis 200 neue Läden im In- und Ausland eröffnen.

Es gibt doch heute schon an jeder -Straßenecke Bekleidungsgeschäfte. Wo sehen Sie noch Platz für weitere Filialen?

Es gibt noch sehr viele geeignete Standorte für uns. Wir betreiben derzeit ungefähr 1000 Filialen in Deutschland, bisher vor allem in Fachmarktzentren. Wir konnten unsere Flächenproduktivität steigern, sodass sich nun auch andere Standortmöglichkeiten etwa in Fußgängerzonen von kleinen und mittleren Städten eröffnen. Insgesamt sehe ich in den kommenden Jahren ein Potenzial von weiteren 500 Takko-Fashion-Filialen in Deutschland. Das Wachstum führt zu einem deutlichen Anstieg der Beschäftigtenzahl: Allein 2011 werden wir rund 2000 neue Mitarbeiter einstellen.

Wie wichtig ist dabei das Ausland?

Jede dritte Takko-Fashion-Filiale liegt jenseits der deutschen Grenzen, rund ein Drittel unseres Gesamtumsatzes von zuletzt über einer Milliarde Euro stammt aus den 16 Auslandsmärkten. Und der Anteil steigt kontinuierlich. Im vergangenen Jahr sind wir etwa in Italien gestartet.

Sehen Sie in der Heimat von Armani und Brioni modischen Nachholbedarf?

Das nicht, aber Italien ist für uns ein extrem attraktiver Markt. Die Italiener geben pro Kopf etwa doppelt so viel für Bekleidung aus wie die Deutschen. Das ist ein gewaltiges Potenzial – und unser Value-Segment war dort bisher kaum vertreten. Inzwischen betreiben wir 17 Filialen in Italien, demnächst werden weitere folgen.

Welche Länder visieren Sie noch an?

Seit zwei Monaten verkaufen wir in Serbien Mode. Demnächst steht ein weiteres großes europäisches Land auf unserer Expansionsliste, aber über Details werden wir erst am Jahresende sprechen. Zudem wird sich dann auch entscheiden, ob und wann wir das E-Commerce-Geschäft für Takko Fashion erschließen.

Die Bekleidungsbranche klagt über höhere Baumwoll- und Energiekosten. Bisher sind die Preise für die Endkunden aber kaum gestiegen. Wann ändert sich das?

Die Auswirkungen der Preiserhöhungen in Fernost zeigen sich erst jetzt allmählich in den Läden. Aber wir werden unsere Preisstrategie nicht verändern: Preiserhöhungen auf der Produktionsseite versuchen wir abzufedern, statt sie eins zu eins weiterzugeben. Das gilt insbesondere für die sogenannten Eckpreisartikel, also unsere Bestseller.

Sie verzichten freiwillig auf Gewinn?

Nein, wir sind nur nicht kurzfristig ausgerichtet. Wir verdienen an dem einzelnen Top etwas weniger, dafür nehmen die Kunden noch ein anderes Teil mit und kommen wieder ins Geschäft, weil sie merken, dass es sich lohnt. Wenn die Rohstoffpreise schwanken, ist das nervöse Nachsteuern bei den Endverbraucherpreisen der falsche Weg. Wir setzen langfristig auf Volumenwachstum und Kundenzufriedenheit.

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