
Selbst kurze Strecken legt Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy normalerweise im Flugzeug zurück. Doch vor wenigen Tagen machte er eine Ausnahme. Im Führerstand eines TGV raste er über einen neuen, 140 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsabschnitt zwischen Dijon und Belfort im Osten des Landes. Die 2,3 Milliarden Euro teure Strecke lässt auch Südwestdeutschland deutlich näher an Lyon und das Mittelmeer heranrücken. Nach der offiziellen Eröffnung versicherte Sarkozy im ultramodernen neuen Bahnhof von Belfort, künftig so viel in das Eisenbahnnetz zu investieren wie nie zuvor. Allein vier neue TGV-Abschnitte für 15 Milliarden Euro sind derzeit in Planung oder schon im Bau.
Paris hat kein Geld
Doch verkehrte Welt – am wenigsten kann sich über das Versprechen Guillaume Pepy freuen, der Chef der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft SNCF. Ausgerechnet deren Vorzeigeschnellzug TGV dürfte zu den Leidtragenden des gigantischen Schienenausbauprogramms zählen. Paris hat keine Mittel für die Subventionierung neuer, eher abgelegener Strecken. Die staatliche Schienenweg-Gesellschaft Réseau Ferré de France (RFF) ächzt unter 30 Milliarden Euro Schulden, die SNCF sitzt auf einem Schuldenberg von neun Milliarden Euro. Da bleibt Pepy nur zu akzeptieren, dass die RFF seine Cashcow, den TGV, kräftig melkt.
Keine Anhebung der Tarife
Bis 2012 muss Frankreichs oberster Eisenbahner für die Nutzung des Schienennetzes durch den TGV 40 Prozent mehr an die RFF überweisen als 2008. 2013 sollen es noch einmal 7,4 Prozent mehr werden. Da diese Trassengebühren zwischen 30 und 50 Prozent der Kosten des TGV-Betriebs ausmachen, drückt die Erhöhung unmittelbar die Rentabilität – und zwar gleich um mehrere Prozentpunkte, weil etwa bei Personal oder anderen Fixkosten nicht entsprechend gespart werden kann. Um gegenzusteuern, müsste Pepy die Ticketpreise kräftig anheben. Doch davor steht der Staat, der aus sozialen Gründen große Tarifanhebungen verhindert.