Tourismus Schloss Dankern: Ferienspaß von der Stange

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Kinder auf der Schlossbrücke

Schloss Dankern funktioniert wie eine Fabrik und nach Gesetzen der Massenproduktion. An rund 220 Tagen im Jahr hat die Anlage geöffnet, jeder einzelne Tag müsse „auf Volllast laufen“, so von Landsberg-Velen. Den „bayerischen Abend“ einmal pro Woche gibt es auch, wenn nur wenige Gäste zu Weißwurst und Weißbier greifen. Wer einmal einen geselligen Themenabend erlebt habe, wäre enttäuscht, wenn es diesen in der Nebensaison nicht gäbe. An Hauptanreisetagen wie Freitag vor Pfingsten strömen bis zu 4000 Neuan-kömmlinge auf die Anlage. Zehn Leute an der Rezeption wickeln einen Gast in 30 Sekunden ab — Begrüßung im Akkord.

Nach Schloss Dankern kommen nicht die oberen Zehntausend, eher die mittel und die weniger Betuchten. Und sie kommen regelmäßig. Die durchschnittliche Auslastung liegt bei rund 80 Prozent, die Wiederkehrerquote bei 58 Prozent. Vor allem Eltern, die ihre Kinder im Urlaub gern abgeben, indem sie ihnen rastlosen Rummel bieten, genießen, dass die meisten Attraktionen kostenlos sind — etwa der Autoscooter, das einzige Fahrgeschäft der Anlage. „Das kommt gut an, denn die Leute wissen, wie teuer so eine Fahrt auf der Kirmes ist“, sagt der Chef.

Aus der Not geboren

Die Idee für die gigantische Dauerbespaßung entsprang der schieren Not. Der im Februar verstorbene Vater des Schlossherrn, Manfred von Landsberg-Velen, ließ vor 40 Jahren die ersten Wohnhäuser mit angeschlossenem Ponyhof, Freibad und Minigolf aus einem ganz schlichten Grund errichten: Ihm fehlte das Geld für die Sanierung des Schlosses. Urlaub im Emsland, das war damals eine „hirnrissige Idee“, sagt der Sohn heute. Emsland war Deutschlands Armenhaus.

Damit setzte Vater Manfred Zeichen im Geschäft mit konfektionierter Freizeitbeschäftigung in Deutschland. Phantasialand war damals eine Märchenwelt, Europa-Park gab es noch nicht. Der Senior gründete den Verband deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen, dem heute alle namhaften Parks angehören.

Von seinem Mut, Trubelsüchtige aufs platte Land zu locken, hat der Vater viel an den Sohn vererbt. Der Junior führe „das Geschäft mutig und tatkräftig fort“, sagt Marco Graf, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland. Er sei „unkonventionell“, jemand, der „sein Ehrenamt lebt“ und „meinungsstark die Interessen der Wirtschaft und die der Region“ vertrete. Zudem baue er die Anlage kräftig aus — derzeit entstehen neue Hütten für 50 000 Euro pro Stück.

Die Investitionen scheinen mehr als notwendig. Gerade die alten Häuser lassen die Zeichen der Zeit erkennen. Hier und da riecht es muffelig, die Ausstattung ist einfach, viele Hütten sind dunkel. Im Internet beschweren sich bisweilen Eltern, dass das Essen „so la la“ sei und die Anlage „ungepflegt“ wirke. Offenbar schlagen aber noch immer die Vorteile durch. „Je älter die Kinder werden, umso mehr können sie alleine machen“, schreibt ein Gast, und „man sieht sie fast nur noch zum Essen und Schlafen“ — das sei doch ein „super Familienurlaub“.

Wie sehr von Landsberg-Velen auf die Kosten achtet, sehen seine Gäste kaum. Das Hallenbad misst 1,30 Meter Wassertiefe — fünf Zentimeter mehr und er müsste einen ausgebildeten Bademeister beschäftigen. Teller, Besteck und Tassen begrenzt er auf jeweils acht Exemplare. Bei jeder Garnitur extra bräuchten die Putzkräfte pro Haus länger, was Geld koste.

Inzwischen führt von Landsberg-Velen auch die Restaurants und Imbissbuden wieder in Eigenregie „Jedes Eis, das herumläuft“, sagt er, „löst in mir eine kleine Freude aus.“ An einem Hochsommertag sind das weit mehr als 2000.

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