Tourismusbranche Teure Schiebereien beim Verkauf von Pauschalreisen

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Reisebüroinhaberin Linnhoff. Streit bringt Branche ins Wanken Quelle: Peter Stumpf für WirtschaftsWoche

Umso heftiger erschrak die frischgebackene Unternehmerin, als sie im Laufe der Monate bemerkte, dass die Angaben ihres Vorgängers nur die halbe Wahrheit waren. Denn ein Großteil des Umsatzes stammte nicht von diesem selbst. Vielmehr hatte Linnhoffs Vorgänger seinem Holiday-Land-Reisebüro in Iserlohn Umsätze gutgeschrieben, die dieses offenbar gar nicht gemacht hatte. Das belegen interne Umsatzlisten von Holiday-Land-Reisebüros, die der WirtschaftsWoche vorliegen.

Die Einnahmelücke, vor der Linnhoff unerwartet stand, war gewaltig: Bis zu 80 Prozent der vermeintlichen Umsätze ihres Vorgängers mit Thomas-Cook-Reisen waren offenkundig nicht in Iserlohn angefallen, sondern in einem Holiday-Land-Reisebüro, das dieser zusätzlich im Nachbarort Altena betrieben hatte.

Auf Umsatzverschiebungen reingefallen

Mit diesem Wissen, sagt Linnhoff heute, hätte sie das Reisebüro in Iserlohn „niemals übernommen“. Weder ihr Vorgänger, geschweige denn der Mitarbeiter von Thomas Cook hätten sie davon unterrichtet. Und das, obwohl der verantwortliche Thomas-Cook-Mitarbeiter die tatsächlichen Zahlen aus seinen Unterlagen hätte kennen müssen. Auch hierzu will sich Thomas Cook nicht äußern.

Wahrscheinlich ist die Sauerländerin auf Gepflogenheiten in der Reisebranche hereingefallen, die es eigentlich gar nicht geben sollte, in Wirklichkeit aber an der Tagesordnung sind, wie Branchenkenner berichten. Denn offiziell sind solche Umsatzverschiebungen, wie sie Linnhoff erlebte, den Reisebürobetreibern ausdrücklich untersagt. „Die Entgegennahme“ sowie die „Weitergabe von Kundenbuchungen zwecks Einbuchung bei einer anderen Vertragsagentur“ sind „unzulässig“, heißt es etwa in den Verträgen bei Thomas Cook.

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