Tourismusbranche Teure Schiebereien beim Verkauf von Pauschalreisen

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Anzahl und Umsatz von Reisebüros in Deutschland (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)

In der Praxis scheren sich Thomas Cook und die Wettbewerber aber seit Jahren offenbar nicht oder nur ungenügend um die eigenen Regeln. Die Probleme sind bekannt, werden aber „branchenweit toleriert“, so ein hochrangiger TUI-Manager. In Intranet-Foren von Alltours beispielsweise fleht der Inhaber eines Alltours-Reisebüros, der auch Reisen anderer Wettbewerber vermitteln darf: „Uns fehlen noch 2000 Euro beim FTI-Umsatz.“ Ein anderer Kollege schlägt Alarm, er „brauche noch dringend ITS-, Jahn- oder Tjaereborg-Umsatz“.

Provisionspraxis schadet dem Verbaucher

Der Grund für die Hilferufe im Intranet ist die Logik der Branche: Je mehr Umsatz ein Reisebüro mit einem bestimmten Reiseveranstalter macht, desto höher ist die Provision pro Reise. Oft fehlen einem Reisebüro nur wenige Tausend Euro Umsatz, um einen Sprung beim Provisionssatz zu schaffen, der dann auf den gesamten Jahresumsatz angerechnet wird.

Bei FTI etwa, der Nummer fünf unter den Reiseveranstaltern, gibt es acht Prozent ab einem Mindestumsatz in Höhe von 30.000 Euro und 13 Prozent ab 200.000 Euro. Wer knapp unter der oberen Schwelle liegt, hat schnell einige Tausend Euro mehr in der Tasche, wenn er zwei, drei Reisen mehr verkauft.

Die Umsatztrickserei wäre eine rein brancheninterne Angelegenheit, hätten die Verbraucher davon nicht gravierende Nachteile. Denn wenn Reisebüros noch Umsatz eines bestimmten Veranstalters benötigen, verkaufen sie halt schnell noch eine Reise, die für den Geldbeutel des Agenturbetreibers, aber nicht für den Kunden das Beste ist. Zu diesem Zweck kaprizieren sich viele Reisebüros auch noch auf einen Veranstalter, obwohl sie mehrere Veranstalter im Programm haben. Der Kunde merkt von alledem aber nichts.

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