
Frankfurt Wir schreiben das Jahr 2030. Die Generation der "Digital Natives" hat die Führung in Unternehmen übernommen. Nach heißen Diskussionen in interaktiven Jams, moderiert vom globalen Managerteam, hat die Belegschaft im Intranet abgestimmt: Die neue Produktstrategie steht.
Die klassischen Managementmethoden von Kommando und Kontrolle, sie funktionieren in Zukunft nicht mehr. Denn die Wirtschaftswelt wird immer komplexer und volatiler. Zahlenfixierte kurzfristige Shareholder-Value-Denke führt in die Sackgasse. Das ist Fazit der Trendstudie "Unternehmensführung 2030", die die Personalberatung Signium International mit dem Zukunftsinstitut Matthias Horx erstellt hat.
Der Mythos vom Manager, der alles kann, zerbröckelt. "Unternehmen von morgen brauchen keinen Helden als Führer, an dem sich alle orientieren. Komplexität und ständige Veränderung überfordern einen einzelnen Menschen", sagt Horx. An die Stelle eines herausragenden Unternehmenschefs treten bunt gemischte Manager-Teams.
Die Hierarchie- und Anweisungskultur wird sich aus großen Teilen der Wirtschaft verabschieden, prophezeit Horx. Die Zukunft gehört agilen offenen Netzwerken. Beim Industriekonzern Thyssen-Krupp etwa hat der Umbau schon begonnen. "Wir müssen unsere ingenieurlastige Linienarchitektur in einen Netzwerkorganismus überführen", sagt Premal Desai, Leiter der Unternehmensentwicklung.
Kluge Organisationen sind demnach flexible Hybriden. Externe Zuarbeiter und Ideengeber umschweben ein Unternehmen wie eine Wolke. Dezentrale, selbstorganisierende Strukturen verbreiten sich. Frank Heinricht, Chef der Heraeus Holding, spricht von einer "Flotte vieler Schnellboote, die zwar prinzipiell autark sind, aber trotzdem unter einem Kommando fahren."
Manager brauchen eine hohe emotionale Intelligenz
Parallel dazu nimmt die Demokratisierung zu. Die künftige Managergeneration ist mit dem Web 2.0 sozialisiert und kennt keine einsamen Entscheidungen. "Der Mitarbeiter entwickelt sich zum Unternehmensbürger - und wird in der Unternehmenswelt deutlich souveräner agieren", prophezeit Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger.
In volatilen, unsicheren Zeiten Vertrauen, Zusammenhalt und Motivation zu schaffen ist künftig die Hauptaufgabe. "Als Führungskraft gilt es, eine Form von Kitt zu schaffen, der die Mitarbeiter zusammenhält", sagt Sattelberger. Führungskräfte werden laut Studie zu globalen Beziehungsmanagern, die Sinn stiften müssen. Interkulturelle Kompetenzen sind essenziell. Die Fähigkeit, Leidenschaft zu entfachen, wird noch mehr als heute gute von schlechten Chefs unterscheiden.
Dafür brauchen Manager hohe emotionale Intelligenz. Sie müssen sich und ihre Wirkung auf andere verstärkt reflektieren. In ersten Business-Schools wie der IMD in Lausanne steht bereits Psychoanalyse auf dem Lehrplan. Neue Berufsbilder entstehen, die Managern helfen: der Empathie-Coach oder Konflikttrainer.
Im Mittelpunkt des Unternehmens 2030 stehen die Mitarbeiter. Hochqualifizierte sind rar, wählerisch und werden umhegt. "Unternehmensführung wird das Führen einer Freiwilligen-Konföderation sein", prophezeit Sattelberger. "Denn Menschen werden sich aussuchen können, wo sie sich mit Herz und Seele einbringen."