Trichet entging nur knapp einer Briefbombe

Möglicherweise ist der EZB-Chef Jean-Claude Trichet am Montag nur knapp einem Briefbombenattentat entgangen. In der Postkontrollstelle der EZB wurde eine verdächtige Briefsendung entdeckt und an die Polizei weitergegeben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

HB FRANKFURT/M./ AMSTERDAM. Die Frankfurter Polizei teilte mit, eine Briefsendung an Trichet, bei der es sich um einen Sprengsatz handeln könnte, sei in Frankfurt abgefangen worden. Der Brief sei offenbar im italienischen Bologna abgeschickt worden, sagte ein Polizei-Sprecher.

Nach Angaben des Polizeisprechers wurde in der Postkontrollstelle der Europäischen Zentralbank (EZB) um 11.20 Uhr ein an Trichet adressierter verdächtiger Brief entdeckt. Bei der Sendung könne es sich um einen Spreng- oder Brandsatz handeln. Spezialisten des hessischen Landeskriminalamtes untersuchten die Sendung, sagte der Sprecher. Die EZB bestätigte lediglich den Eingang eines verdächtigen Briefes, nach dessen Entdeckung sofort die Polizei eingeschaltet worden sei.

Der Brief enthielt einen brennbaren Stoff, dies hätten erste Untersuchungen des hessischen Landeskriminalamtes ergeben, berichtete die Frankfurter Staatsanwaltschaft am Dienstag. Möglicherweise handele es sich um ein Unkrautvernichtungsmittel. Aus dem Brief hätten nach dem Öffnen Drähte herausgeragt. Ob die Sendung zündfähig gewesen wäre, müssten weitere Untersuchungen zeigen.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft teilte mit, vorerst würden Experten des Wiesbadener Landeskriminalams die verdächtige Sendung weiter untersuchen.

Am Samstag hatte EU-Kommissionspräsident Romano Prodi einen Paktbombenanschlag in seiner Wohnung in Bologna unverletzt überlebt. Er hatte ein an seine Frau adressiertes Paket geöffnet. Unmittelbar darauf war das darin enthaltene Buch mit einer Stichflamme explodiert, wie Prodi berichtete. Er habe es aber rechtzeitig weggeschleudert und sei unverletzt geblieben. Nur einige Möbelstücke und ein Teppich wurden beschädigt. Das italienische Innenministerium machte eine Anarchisten-Gruppierung für den Anschlag verantwortlich, die sich bereits zur Explosion zweier Bomben in Müllcontainern nahe Prodis Wohnung vor Weihnachten bekannt hatte. Auch dabei war niemand verletzt worden.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%