Unter Verdacht Polizei klingelt bei Baron von Finck

Die Spitze des deutschen Geldadels steckt tief mit drin im Sumpf. Ein Tochterunternehmen von August Baron von Finck junior wurde durchsucht. Der Verdacht wiegt schwer. Behörden prüfen nun weitere Ankäufe von Steuer-CDs.

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Baron von Finck junior Quelle: dpa

Die Steuer-CD aus Luxemburg bringt den ersten Prominenten in Bedrängnis: August Baron von Finck junior. Mehr als 50 Beamte der Steuerfahndung durchsuchten nach Informationen des Handelsblatts am vergangenen Freitag Standorte von Fincks VM Vermögens-Management GmbH in Düsseldorf, München und Stuttgart wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung.

Die Razzien begannen am Nachmittag und dauerten bis in die Abendstunden. Nach Angaben von Augenzeugen sicherten die Beamten kartonweise Akten und Datenträger. Gegen mehrere verantwortliche Personen wird nun ermittelt. Auch Privatadressen von aktiven und ehemaligen Managern der VM wurden durchsucht. Keiner der sieben Partner von VM reagierte bis Redaktionsschluss auf eine Bitte um Stellungnahme.

Luxemburg-CD rief Staatsanwaltschaft auf den Plan

Auf die Spur brachte die Fahnder die CD mit Kundendaten der Bank HSBC aus Luxemburg, die Nordrhein-Westfalen gekauft hat. Diese dürfte zu einer Vielzahl an weiteren Steuerverfahren führen. Nach Angaben von Ermittlern sind weitere Durchsuchungen geplant. Dabei könnte auch die Düsseldorfer HSBC-Tochter HSBC Trinkaus unter Druck geraten. Namen von Kunden der Traditionsbank sind auf der CD, sie gehören damit zu den Verdächtigen. Ein Sprecher von HSBC Trinkaus sagte am Sonntag, die Bank habe keine Kenntnis über ein Steuerverfahren. Sie leiste keine Beihilfe zur Steuerhinterziehung.

Auch andere Steuersünder müssen zittern: Nach Handelsblatt-Informationen verhandeln deutsche Behörden über den Ankauf dreier weiterer CDs. Eine Prüfung der Daten ist bereits angelaufen, eine Entscheidung aber noch nicht gefällt. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums wollte dies nicht kommentieren.

Spitze des deutschen Geldadels

Die Blitzrazzia bei der VM war notwendig geworden, da bereits vergangene Woche durchgesickert war, dass das Bundesland Nordrhein-Westfalen von einem Insider eine neue Steuer-CD gekauft hatte. Auf dem Datenträger sind nach Angaben von Eingeweihten mehrere Tausend Bankkunden, die Vermögen auf Luxemburger Konten halten und diese teilweise nicht versteuert haben. Um zu verhindern, dass Betroffene Daten vernichten, rückte die Steuerfahndung sofort aus. Nach Angaben aus Justizkreisen sind die bei der VM gefundenen Unterlagen aussagekräftig. Vor allem im Raum München seien brisante Dokumente gefunden worden.

Die Familie Finck gehört seit mehr als hundert Jahren zur Spitze des deutschen Geldadels. August Georg Heinrich Baron von Finck senior war einst der reichste Mann Deutschlands. Sein Sohn, August Baron von Finck junior, versuchte sich als Bankier, Brauunternehmer und Hotelier. Ab 1999 siedelte er das Familienimperium in die Schweiz um.

Die VM wurde 1986 gegründet und 2008 von August Baron von Finck übernommen. Die gefundenen Dokumente zu mangelhaften Steuererklärungen reichen von 2006 bis 2010. Die sieben Vermögensverwalter der VM betreuen nach eigenen Angaben deutlich über zwei Milliarden Euro. "Den Gründern geht es um Transparenz und weitsichtige Perspektive", heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. "Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen Verständnis, Vertrauen und Integrität."

Modell zur gezielten Steuerhinterziehung

Ermittler in NRW hegen seit Ankauf der Steuer-CD den Verdacht, dass die Vermögensverwaltung ein Modell zur gezielten Steuerhinterziehung angeboten hat. Dabei soll Kunden empfohlen worden sein, Gelder auf luxemburgische Konten der HSBC Bank zu transferieren und so für den deutschen Fiskus unsichtbar zu machen. Vier der sieben Partner der Vermögensverwaltung arbeiteten zuvor für HSBC Trinkaus.

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