Unternehmerlegende Hans Rudolf Wöhrl: "Franken sind härter als die Münchner"

Unternehmerlegende Hans Rudolf Wöhrl über Quelle, die Franken und ihre Eigenschaften

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"Wir sind ein bisschen härter als in München"

Investor Hans Rudolf Wöhrl Quelle: AP

WirtschaftsWoche: Quelle ist pleite, es stehen 4500 Arbeitsplätze auf der Kippe. Welche Bedeutung hat die Pleite von Quelle für die Region?

Wöhrl: Für die Region ist das natürlich sehr schlimm, wenn ein so großer Arbeitgeber insolvent wird. Mit großer Wahrscheinlichkeit bleiben nur Teilbereiche und damit auch nur deren Arbeitsplätze erhalten. Da entsteht einfach ein Vakuum, welches Auswirkungen, auch auf viele andere Firmen haben wird. Besonders brisant ist eine solche Insolvenz, wenn sie in eine Rezession fällt.

Krisen hat es schon viele gegeben in der Region. Wird sie auch dieses Mal die Quelle-Insolvenz überstehen?

Ja. Es ist erstaunlich, welche Vitalität und welchen Innovationsgeist die Region in den letzten 30 Jahren bewiesen hat. Von einer reinen Industrieregion ist sie zu einem echten Hightech- und Dienstleistungszentrum geworden und hat dabei die Anzahl der Arbeitsplätze sogar steigern können. Das ist etwas wovon man im Rest der Republik kaum etwas weiß.

Worin bestehen die Besonderheiten der Wirtschaftsregion Franken? 

Da kann ich nur sagen, am fränkischen Fleiß, der fränkischen Bescheidenheit und der fränkischen Sparsamkeit. Das klingt ein wenig banal, aber die Menschen und die Unternehmer in dieser Region ticken tatsächlich ein bisschen anders, weil sie immer wieder zum Umdenken gezwungen wurden. Einst war Nürnberg die größte Handelsmetropole im Herzen Europas mit einem sehr hohen kulturellen Anspruch - des deutschen Reiches Schatzkästchen -, dann boomende Industrialisierung sowohl im technischen, als auch im Bereich der Konsumgüterindustrie. Es fing mit Siemens, MAN und andere an. Es kamen die Spielwaren- und die Bleistiftindustrie dazu und schließlich erlebt Nürnberg mit AEG, Triumph-Adler und Grundig einen Höhepunkt. Telekommunikation und Kabelherstellung hatten Weltgeltung.

Aber viele der Firmen wie AEG, Triumph-Adler und Grundig sind heute nur noch Rumpfunternehmen...

Richtig. Aber Quelle läutete bereits das Dienstleistungszeitalter ein und GFfK, Datev, der Nürnberger Flugdienst - heute EUROWINGS - sowie viele andere kleinere Unternehmen waren erfolgreiche Neugründungen, die den Niedergang der traditionellen Branchen auszugleichen vermochten. Der Fußballbundesligist 1. FC Nürnberg ist das beste Beispiel dafür, dass die Region mit dem Ab – und Aufstieg bestens klar kommt.

Gibt es ein besonderes "Wir"-Gefühl?

Ja, Nürnberg lässt man oft ein wenig abseits liegen, aber vielleicht ist es gerade dieser Umstand, der die Menschen hier immer ein bisschen härter als zum Beispiel in München kämpfen lässt.

Was meinen Sie konkret?

Lassen Sie mich ein Beispiel aus eigener Erfahrung erzählen. Wenn es viel zu tun gibt und am Samstag eine Sonderschicht eingelegt werden sollte, um nicht in Rückstand zu kommen, dann ist das in Nürnberg kein Problem, die Mitarbeiter machen das meist gerne mit. In München ist das etwas anders! Wenn das Wetter schlecht ist, kann man darüber reden. Scheint aber die Sonne oder hat es im Winter sogar geschneit, dann haben sie kaum eine Chance, weil Biergarten, Starnbergersee oder die Alpen ganz einfach die besseren Argumente haben.

Sie sind Geschäftsfüher der Beratung und Beteiligungsgesellschaft Intro-Verwaltungs GmbH. Erkennen Sie in Ihrer persönlichen Arbeitsweise ein "Fränkisches" Element?

Aber ja doch. Ich spiele nicht Golf, gehe nicht zum Segeln und bevor ich mich in sperrige Skistiefel zwänge, verziehe ich mich viel lieber in mein Büro oder statte einer Wöhrl– Filiale einen überraschenden Besuch ab.

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