
„Bei Infrastrukturprojekten kann man nie sagen, was am Ende auf Heller und Pfennig herauskommt“, sagte Grube im Interview mit der WirtschaftsWoche. Als Beispiel nannte er höhere Sicherheitsanforderungen etwa beim Tunnelbau. „Vor zehn Jahren musste man in Tunneln alle 1000 Meter einen Sicherheitsausgang bauen, heute alle 500 Meter.“ Grube weiter: „Wenn das künftig wieder geändert würde, würde es natürlich teurer.“
Gleichzeitig betonte Grube, dass die „jetzige Größenordnung bei beiden Projekten stimmt“ und „seriös durchgerechnet“ sei. „Ich war es, der als neuer Bahn-Chef realistische Zahlen auf den Tisch gelegt hat.“ Laut Deutsche Bahn kostet der Bahnhof rund 4,1 Milliarden Euro und die Neubaustrecke rund 2,9 Milliarden Euro.
Beim Ausbau des Schiennetzes sollte nach Meinung Grubes der Güterverkehr künftig stärker berücksichtig werden. „Wir müssen mehr Geld in Güterverkehrsstrecken investieren“, sagte Grube „Wir erwarten eine Verdopplung der Transportmenge in den kommenden 20 Jahren. Das ist mit dem heutigen Netz nicht zu machen.“
Im Interview kündigte der Bahnchef zudem eine weitere Qualitätsoffensive an, die er am 23. September der Öffentlichkeit präsentieren will. Der Konzern wolle die Fahrgäste in Zukunft besser informieren, insbesondere bei Störfällen. „Gleichzeitig wollen wir die Ansagen auf den Bahnhöfen straffen: Überflüssige Informationen sollen wegfallen. Auch die englische Sprache in den Zügen soll reduziert und auf Strecken und Bahnhöfe konzentriert werden, wo internationale Gäste unterwegs sind“, sagte Grube.
Eine Preiserhöhung zum Fahrplanwechsel im Dezember schloss Grube nicht aus. „Dazu fällen wir spätestens im Oktober eine Entscheidung. In jedem Fall gehe ich mit Augenmaß an das Thema heran.“
Verhandlungen mit Siemens stocken
Die Verhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und Siemens über den Kauf von neuen Intercity- und ICE-Zügen stocken. „Das sind harte Verhandlungen“, sagte Grube . „Ich mache auch keinen Hehl daraus, dass ich mit dem Angebot zurzeit nicht zufrieden bin. Wir haben die Zielkosten noch nicht erreicht. Die Vorstellungen von uns und Siemens liegen noch weit auseinander.“
Die Deutsche Bahn will 300 Intercity- und später ICE-Züge der ersten und zweiten Generation von 2015 an sukzessive durch neue Züge ersetzen. Allein der Austausch der zum Teil 30 bis 40 Jahre alten Intercity-Züge dürfte vier bis fünf Milliarden Euro kosten. In den Verhandlungen mit Siemens pocht die Deutsche Bahn nach Informationen aus dem Unternehmen auf einen Preis von 30.000 Euro pro Sitzplatz. Siemens liegt mit den eigenen Preisvorstellungen derzeit offenbar weit drüber.
Ursprünglich wollte die Deutsche Bahn Mitte des Jahres einen Vertrag unterzeichnet haben. Der Staatskonzern verhandelt derzeit exklusiv mit Siemens. Ein Scheitern der Verhandlungen schloss Grube nicht aus. Auf die Frage, ob ein Abbruch der Gespräche möglich sei, sagte der Bahn-Chef: „Sorgfalt und Kostenbewusstsein hat Vorrang vor Schnelligkeit. Warten wir es ab.“