
Zwölf Jahre lang, zumeist Ende Februar, präsentierte Michael Diekmann der Öffentlichkeit die Geschäftszahlen des Vorjahres. Jetzt ist Schluss: Am Donnerstag hatte der Allianz-Chef einen seiner letzten großen Auftritte. Wie gewohnt braun gebrannt saß Diekmann in der Allianz-Zentrale am Englischen Garten in München und erläuterte mit sonorer Stimme für den größten europäischen Versicherer die Bilanz des Jahres 2014.

Große Worte waren nie Diekmanns Sache. Und so fiel auch sein Abschied betont nüchtern aus. Den Journalisten dankte er für die Geduld, die sie mit ihm hatten, seinem Nachfolger Oliver Bäte wünschte er knapp eine ruhige und „glückliche Hand“. Das war’s.
Ab Mai, wenn der 60-jährige Allianz-Chef mit dem Ende der Hauptversammlung offiziell den Stab an Bäte übergibt, will er mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Diekmann ist zum zweiten Mal verheiratet und hat ein kleines Kind. Außerdem will er die Allianz beim Asiengeschäft beraten. Diekmann verfügt in der Region über exzellente Kontakte. 2017 will er dann in den Allianz-Aufsichtsrat einziehen.
Diekmann vermeldet Rekordgewinn
Bäte, der viele Jahre für McKinsey gearbeitet hat, übernimmt ein relativ geordnetes Haus. Die Probleme mit der US-Tochter Fireman’s Fund, einem Sachversicherer, hat Diekmann im vergangenen Jahr vorerst gelöst, in dem er das Unternehmen in die Industrieversicherungstochter AGCS verschoben hat. Den erfolglosen Ausflug des Versicherers ins Bankgeschäft mit der Allianz-Bank hat der Ostwestfale konsequent beendet. Die Zahlen, die er am Donnerstag vorlegte, sind erneut glänzend. Im vergangenen Jahr konnte die Allianz ihren Umsatz um zehn Prozent auf gut 120 Milliarden steigern. Mit gut zehn Milliarden Euro vermeldete Diekmann einen Rekordgewinn.
Größte Versicherungen weltweit im Jahr 2013
Die Zurich Insurance Group aus der Schweiz hat im Jahr 2013 einen Umsatz von 72 Milliarden US-Dollar gemacht.
Quelle: Statista
Die neuntgrößte Versicherung weltweit ist die China Life Insurance. Sie hat im Jahr 2013 einen Umsatz von 80,9 Milliarden US-Dollar gemacht.
Die Prudential aus Großbritannien lag im Jahr 2013 auf Platz acht der weltweit größten Versicherungen – mit einem Jahresumsatz von 81,9 Milliarden US-Dollar.
Die Münchener Rückversicherung Munich Re ist mit einem Jahresumsatz von 83,8 Milliarden US-Dollar die siebtgrößte Versicherung weltweit im Jahr 2013.
Die italienische Generali verzeichnete einen Jahresumsatz von 115,2 Milliarden US-Dollar. Damit war sie 2013 die sechstgrößte Versicherung der Welt.
Die United Health aus Amerika machte 2013 einen Jahresumsatz von 134,6 Milliarden US-Dollar.
Die viertgrößte Versicherung weltweit ist im Jahr 2013 die deutsche Allianz. Sie machte einen Jahresumsatz von 134,6 Milliarden US-Dollar.
Die Japan Post Holdings machte 2013 einen Jahresumsatz von insgesamt 152,1 Milliarden US-Dollar. Damit war die drittgrößte Versicherung der Welt 2013.
Die AXA aus Frankreich war im Jahr 2013 die zweitgrößte Versicherung weltweit – mit einem Jahresumsatz von 165,9 Milliarden US-Dollar.
Mit einem Jahresumsatz von 182,2 Milliarden US-Dollar war die amerikanische Berkshire Hathaway die weltweit größte Versicherung 2013.
Trotzdem kommen auf Bäte schwierige Aufgaben zu. So dürften die Zeiten kräftigen Wachstums vorerst vorbei sein, auch weil die anhaltend niedrigen Zinsen für immer größeren Druck im Geschäft mit Lebensversicherungen sorgen. Beim operativen Gewinn erwartet Diekmann für das laufende Jahr denn auch im Großen und Ganzen eine Stagnation.
Eine der größten Baustellen hat der künftige Allianz-Chef allerdings in den USA. Im vergangenen Jahr warf Bill Gross, Chef und Aushängeschild der Allianz-Kapitalanlagetochter Pimco, hin und wechselte unter spektakulären Umständen zur Konkurrenz. Seitdem haben Anleger mehr als 200 Milliarden Euro Anlagegelder bei Pimco abgezogen.
Die Erträge der US-Tochter schrumpften 2014 um 12,5 Prozent. Bäte muss nun dafür sorgen, dass große institutionelle Anleger ihr Geld wieder Pimco anvertrauen. Keine leichte Aufgabe.
Eine weitere Herausforderung der kommenden Jahre ist die Digitalisierung des Versicherungsgeschäfts. Schon bald will die Allianz alle wesentlichen Produkte auch online anbieten. „Werden wir jetzt eine Internetbude“, fragt sich besorgt so mancher Allianzer.
Dass der Trend zur Digitalisierung, wie in anderen Branchen auch, Jobs kosten wird, liegt auf der Hand. Auch mancher der mehr als 8000 Allianz-Vertreter hierzulande fragt sich, ob seine Arbeit in Zukunft überhaupt noch gefragt ist. Der Druck auf die Vertreter von Seiten des Konzerns wächst schon seit einiger Zeit. Denn die Allianz muss die Kosten drücken – auch im Vertrieb.