Axa-Chef Henry Castries "Wir sind keine naiven Kinder"

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"Vielleicht werden kleinere Gesellschaften verschwinden"

Axa hat in Deutschland Wachstums-Chancen, glaubt Henry Castries. Quelle: REUTERS

Erwarten Sie wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase bedeutende Fusionen auf dem Versicherungsmarkt?

Vielleicht werden kleinere Gesellschaften verschwinden. Aber ich glaube nicht, dass es zu Fusionen der größeren Akteure kommen wird. Aus dem gleichen Grund, weshalb das auch bei den Banken nicht der Fall sein wird. Die Aufsichts- und Regulierungsbehörden haben keinen großen Appetit auf bedeutende Zusammenschlüsse. Zudem haben die großen Versicherer bereits eine kritische Masse und deshalb keinen Bedarf an Übernahmen.

Axa-Aktionäre fordern immer wieder eine Verlagerung des Unternehmens ins Ausland. Sind die Bedingungen, unter denen Sie in Frankreich arbeiten, so schlecht?

Unsere Geschäfte in Frankreich laufen immer noch sehr gut. Aber in einer globalisierten Welt, in der Technologien, Kapital und Talent sich frei bewegen, siedeln sie sich nicht unbedingt an einem Standort an, wo die Besteuerung der Unternehmen und Privatpersonen am höchsten, die Staatsausgaben am höchsten und die Flexibilität des Arbeitsmarktes am schwierigsten ist. Da die Kosten vor allem für Unternehmen der Finanzbranche immens sind, ist die Antwort für uns sehr einfach: Wir können keine neuen qualifizierten Arbeitsplätze in Frankreich schaffen. Unter dem Strich lässt sich sagen: Es sind diese Bedingungen, weshalb Frankreich ein viel geringeres Wachstum als seine Nachbarn hat, obwohl die Bevölkerungsentwicklung das Gegenteil erlauben würde.

Haben Sie die Hoffnung, dass sich die Dinge mit der jüngsten Regierungsumbildung ändern?

Zwei, drei Dinge ändern sich ja schon. Es gibt jetzt zumindest den erklärten Willen einer Mehrheit der politischen Klasse, die Staatsausgaben zu senken und den Anstieg der Besteuerung zu bremsen. Auch wenn man über den Rhythmus und den Realismus der Prognosen diskutieren kann, ist das ein wichtiger Schritt. Ob er ausreicht, muss man sehen. In die richtige Richtung zu marschieren heißt noch nicht, dass man auch am Ziel ankommt.

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