Axa-Chef Henry Castries "Wir sind keine naiven Kinder"

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"Wir folgen dem Wachstumspfad"

Die 10 größten Versicherer Europas
AllianzDie Allianz verfügt in Deutschland über die bekannteste Marke im Versicherungssektor. 2010 hat die Gruppe weltweit 5,2 Milliarden Euro verdient und Einnahmen von mehr als 100 Milliarden Euro erzielt. Neben dem Versicherungsgeschäft ist das Management großer Vermögen das zweite Standbein des Konzerns geworden. Mit Pimco besitzt die Allianz den am stärksten beachteten Anleihenmanager. Quelle: Handelsblatt Quelle: dapd
AxaDer größte französische Versicherer konkurriert mit der Allianz um die Marktführerschaft in Europa. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Einnahmen auf 91 Milliarden Euro. Der Gewinn sank um ein Viertel auf 2,75 Milliarden Euro, weil Sanierungsarbeiten nach der Finanzkrise das Ergebnis belasteten. Quelle: Reuters
GeneraliDer Marktführer in Italien ist traditionell stark im Geschäft mit Altersvorsorgeprodukten. 2010 flossen rund 73 Milliarden Euro in die Kassen, 1,7 Milliarden Euro verblieben als Gewinn. Quelle: dpa/dpaweb
AvivaDie britische Gruppe konzentriert sich in Europa neben dem Heimatmarkt auf weitere sieben Märkte: Frankreich, Spanien, Italien, Polen, Irland, die Türkei und Russland. Die Einnahmen beliefen sich 2010 auf mehr als 50 Milliarden Euro. Rund zwei Milliarden Euro verdiente der Konzern. Quelle: Reuters
Zurich FinancialLängst ist der Versicherer über die Schweiz hinaus gewachsen. International ist die in Dollar bilanzierende Gruppe ein direkter Konkurrent von Allianz und Axa. 2010 flossen umgerechnet 49 Milliarden Euro in das Unternehmen, über zwei Milliarden Euro betrug der Gewinn unter dem Strich. Quelle: Reuters
Munich REDer weltgrößte Rückversicherer hat zwei Standbeine: Das Geschäft mit anderen Versicherern sowie das Privatkundengeschäft, das vor allem über die Tochter Ergo läuft. Mehr als 45 Milliarden Euro an Prämien flossen 2010 in die Kasse, dabei verblieb ein Gewinn von rund 2,4 Milliarden Euro. Quelle: dpa
CNP AssurancesDer Versicherer ist in Frankreich führend im Verkauf von Lebensversicherungen. 33 Milliarden Euro an Prämien fließen im Jahr hinein, eine Milliarde Euro Gewinn zieht der Konzern daraus. Quelle: Screenshot

Die einst liebste Anlage der Deutschen, die Kapitallebensversicherung, steckt dagegen in der Krise. Angesichts der niedrigen Zinsen wirft sie für Kunden nicht mehr genug ab, und viele Versicherungsunternehmen haben den Verkauf von Policen mit Garantieverzinsung eingestellt. Wird Axa folgen?

Es gibt immer noch Produkte mit Garantieverzinsung, aber unsere Priorität ist es, diese nicht mehr anzubieten, weil das nicht im Interesse der Versicherten ist. Die Kunden sind sich inzwischen im Klaren darüber, dass es zwar mehr Risiken gibt, wenn sie keine Garantieverzinsung verlangen, aber dass diese Risiken nicht immer negativ sein müssen. Es gibt auch positive Risiken. Die Performance kann sehr viel besser sein.

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In Frankreich ist die Lebensversicherung dagegen immer noch ein Renner. Liegt das daran, dass die Verträge flexibler sind und die Kunden einfacher auch während der Laufzeit Geld entnehmen können?

In Frankreich geht die Mehrheit der Sparanlagen in Lebensversicherungen, weil die Franzosen in der Tat flexible und anpassungsfähige Produkte erfunden haben, die zudem steuerlich begünstigt werden. Dass die Policen in Deutschland so komplex sind, liegt an der Komplexität der Gesetzgebung. Da müsste man ansetzen. Auch in Frankreich gibt es Policen, die erst im Rentenalter fällig werden und auf die man zwischendurch keinen Zugriff hat. Aber an die klassischen Sparanlagen kann man theoretisch jederzeit ran, und wenn man eine Mindestanlagezeit von acht Jahren abwartet, ist die Steuerlast weniger groß.

Hat Axa in Deutschland noch Wachstumschancen?

Das will ich doch hoffen. In Deutschland ist das Wachstum natürlich sehr viel geringer als zum Beispiel in Indonesien oder in China – wie in allen gesättigten Märkten. Zudem hat Deutschland ein schweres Demografieproblem. Da ist das Umsatzvolumen natürlich nicht so hoch wie in Ländern mit einer demografischen Dynamik. Aber das heißt nicht, dass es keinen Markt gäbe.

Mit seiner alternden und zahlenmäßig abnehmenden Gesellschaft steht Deutschland nicht allein. Wie reagieren Versicherungsunternehmen auf eine solche demografische Herausforderung?

Eine alternde Gesellschaft ist gleichzeitig eine mit wachsenden Bedürfnissen, und zwar gerade, was Versicherungen anbelangt. Denken Sie an zusätzliche Krankenversicherungen zum Beispiel. Eine Gesellschaft, die es zu Wohlstand gebracht hat, will zudem die geschaffenen Werte versichern. Ob ein Markt wächst oder nicht, hängt also von der Gesamtschau solcher Faktoren ab. In Deutschland nimmt die Bevölkerung ab, aber die Einkommen der einzelnen Bürger steigen, und da sie älter werden, haben sie mehr Bedürfnisse. Da hat ein Versicherer noch gutes Entwicklungspotenzial.

Ihr Hauptaugenmerk liegt aber derzeit auf Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien. Welche Wachstumserwartungen haben Sie dort?

Die Industrieländer machen immer noch 80 Prozent unseres Umsatzes aus. Aber wir folgen dem Wachstumspfad. Deshalb investieren wir vor allem in Schwellenländern, weil dort unser Wachstum generell 10 bis 20 Prozent beträgt. In einem gesättigten Markt sind es zwischen null und fünf Prozent.

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