Ergo Womit der Versicherer zu kämpfen hat

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Dauerbaustelle Ergo

Doch Rieß, in der Vergangenheit vom Erfolg verwöhnt, hat ein Problem: Als der gebürtige Aachener vor gut vier Wochen seine weitreichenden Pläne zur Sanierung des angeschlagenen Versicherers vorstellte, ging die Aktie des Mutterkonzerns Munich Re zunächst auf Talfahrt. Der Markt, so scheint es, traut den Versprechen des Sanierers nicht.

Andreas Schäfer, Analyst beim Bankhaus Lampe, bezweifelt etwa, dass die Ergo auf absehbare Zeit ihre Verluste bei den Marktanteilen wird stoppen können. Die Umstrukturierung der Ergo habe „negativ überrascht“, sagt Deutsche-Bank-Analyst Frank Kopfinger, weil sie länger dauere und teurer sei als gedacht. Andere glauben, die Munich Re werde am Ende zusätzliches Kapital in ihre Düsseldorfer Tochter einschießen müssen. Das sei nicht nötig, versuchte München den Markt zunächst zu beruhigen.

Welcher Versicherung die Kunden weglaufen
Stetoskop auf Geldscheinen Quelle: dpa
Axa Versicherung Quelle: REUTERS
Hansemerkur Versicherung Quelle: dpa
HUK-Coburg Quelle: dpa
Debeka-Versicherung Quelle: dpa
Gothaer Versicherung Quelle: dpa-dpaweb
Bayerische Beamtenkrankenkasse Quelle: dpa

Kein Zweifel: Rieß’ Ziele sind ehrgeizig, vielleicht zu ehrgeizig. Schon im kommenden Jahr soll die Ergo wieder profitabel sein; ab 2021 soll jedes Jahr ein Überschuss von 500 Millionen Euro in der Bilanz stehen. Ab 2019 soll die Ergo in der Schaden- und Unfallversicherung sowie der Krankenversicherung schneller wachsen als der Markt.

Die mehr als 40.000 Mitarbeiter bei seinem ambitionierten Umbau mitzunehmen dürfte für den früheren Chef der Allianz Deutschland keine leichte Aufgabe sein. Die Ergo ist eine Dauerbaustelle; schon Vorgänger Torsten Oletzky jagte den Versicherer von einem Umbauprogramm zum nächsten, ohne echten Erfolg. Die Mannschaft sei „ermattet und müde“, sagt ein Berater, der die Ergo von innen kennt – und fügt hinzu, wenn überhaupt einer den Krisenkonzern wieder auf Vordermann bringen könne, dann sei es Rieß.

Ein Gerichtsprozess um die Lustreise von Top-Vertretern der früheren Ergo-Versicherungstochter Hamburg-Mannheimer findet nun doch nicht statt.

Immerhin: Von seinem vorherigen Arbeitgeber, der Allianz Deutschland, bringt der Ergo-Chef eine vorzeigbare Bilanz mit: Konsequent krempelte er das Lebensversicherungsgeschäft um, indem er eine ganze Palette kapitalmarktnaher Produkte ohne Garantie entwickelte, und brachte zudem das angeschlagene Sachversicherungsgeschäft auf Vordermann. Zuletzt trimmte er das Unternehmen auf Digitalisierung.

In der Stadt des Krisen-Vereins Fortuna Düsseldorf will der glühende Fan des Rekordmeisters FC Bayern München den Erfolg nun wiederholen.

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