
München Die wahre Stärke eines Versicherers zeigt sich in schlechten Zeiten. Für die Munich Re bietet das aktuelle Jahr da gute Gelegenheit für eine Standortbestimmung. Denn es ist ein „annus horribilis“ für den weltgrößten Rückversicherer und seinen Chef Nikolaus von Bomhard.
Das Jahr ging schon schlecht los mit Naturkatastrophen in Neuseeland und Australien. Die Reaktorkatastrophe von Fukushima warf dann endgültig alle Planungen über den Haufen. Was da noch gefehlt hatte, waren hausinterne Probleme – und die lieferte die Erstversicherungstochter Ergo mit den Skandalen um eine Lustreise und um falsch berechnete Riesterverträge. Und natürlich bereitet auch die Schuldenkrise dem Konzern als einem der weltweit größten Anleger Kopfzerbrechen.
Es kam also viel zusammen in diesem schrecklichen Jahr 2011. Doch – und das ist die gute Nachricht – die Munich Re steht noch. Zwar fielen die Quartalszahlen heute schlechter aus, als mancher Analyst erwartet hatte. Das Kapitalanlageergebnis enttäuschte. Doch wichtiger ist die Nachricht, dass der Konzern im dritten Quartal und in den ersten neun Monaten schwarze Zahlen schrieb. Das Geschäftsmodell funktioniert grundsätzlich, auch wenn sich verschiedene Risiken kumulieren.
Dass die Munich Re die aktuellen Stürme aushalten kann, hat zwei Gründe. Zum einen hat sie ihren Job erfüllt – und die Risiken im Griff gehabt. Da zahlt sich die vorsichtige Zeichnungspolitik und die konservative Anlagestrategie der vergangenen Jahre aus.
Zudem ist der Konzern äußerst solide finanziert. Lange galt die Munich Re als überkapitalisiert. Doch der Konzern folgte erst vergleichsweise spät dem Ruf von Investoren und kaufte zum Beispiel im größeren Stil eigene Aktien zurück. Nun profitiert der Konzern davon, dass er sich ein dickes Kapitalpolster bewahrt hat.
So kann man den Anlegern auch in schwierigen Zeiten Kontinuität bieten – zum Beispiel bei der Dividende. Die Munich Re bleibt also der stabile Fels in der Brandung. In Krisenzeiten ist das beruhigend.