Wenigstens haben einige Anbieter mittlerweile ehrgeizige Programme für den Wandel gestartet. Die deutsche Krankenversicherung des französischen Axa-Konzerns etwa hat mit der CompuGroupMed, einem Anbieter von Abrechnungssoftware, ein Tochterunternehmen gegründet. Ergebnis der Kooperation ist das sogenannte ePortal: Es soll zu einem komplett papierlosen Rechnungsmanagement führen und Kunden, Ärzte und die Axa über Apps vernetzen. Die Architektur ist auch für Mitbewerber offen, mittelfristig soll sie zum Marktstandard werden.
Wer wieder zurück in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln kann
Zurück in die gesetzliche Kasse dürfen Versicherte, die nicht älter als 55 sind und einige Bedingungen erfüllen (siehe Kurztexte unten).
Angestellte , deren Einkommen unter die Pflichtgrenze von 53.550 Euro brutto fällt
Selbstständige, die sich wieder anstellen lassen und unter 53.550 Euro verdienen
Bezieher von Arbeitslosengeld
Väter und Mütter, die nach der Elternzeit mit einem Teilzeitjob weniger als 53.550 Euro brutto pro Jahr verdienen.
Dass die etablierten Anbieter lange geschlafen haben, will eine ganze Reihe von „Insurtechs“ (analog zu den Fintechs im Bankenmarkt) für sich nutzen. Die innovativen Start-ups werben mit digitalen Angeboten vor allem um junge Kunden. Wenn die Aufsicht ihren Segen gibt, will 2017 das Münchner Start-up Ottonova als erster komplett digitaler Krankenversicherer an den Markt gehen. Mit seinem Namen spielt Ottonova zwar auf den Reichskanzler Otto von Bismarck als Gründer der Krankenversicherung an, der Auftritt soll aber ganz jung und anders sein. Auf der Homepage wird die Kundschaft geduzt, und Ottonova verspricht ihnen, „persönlich, direkt und innovativ“ zu sein – und nur online.
Start-ups liefern neue Ideen
Andere Insurtechs haben sich auf Gesundheits-Apps spezialisiert. Deren langfristiger medizinischer und wirtschaftlicher Erfolg hängt allerdings auch davon ab, ob sich die behandelnden Ärzte und Kliniken zum Beispiel für die Auswertung von Daten oder von Behandlungsvorschlägen einbinden lassen.
Als Ideenlieferanten taugen die Neugründungen allemal. „Wir fragen Start-ups: Wie würdet ihr unser Geschäftsmodell angreifen?“, sagt Clemens Muth, Chef der DKV – einer Tochter des Ergo-Konzerns. Wer die realistischsten Szenarien herleite, den binde die DKV für eine Kooperation ein.
Auch Allianz-Vorstandsfrau König setzt auf die Zusammenarbeit mit Insurtechs. „Die halten uns den Spiegel vor“, sagt sie, „vor allem an der Schnittstelle zum Kunden .“ Eine echte Bedrohung sieht sie in den Neustartern aber noch nicht. Dazu fehle denen der lange Hebel großer Konzerne, etwa bei der Produktentwicklung, der Kapitalanlage und der IT für das Management der Kundendaten und -verträge.
Echte Bedrohungen gibt es für die Branche ja auch so schon genug.