Michael Diekmann im Interview Allianz-Chef hält Garantie-Zinsen für Auslaufmodell

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"Künftig müssen Banken Einlagen garantieren und nicht der Staat"

Welche Konsequenzen haben diese Veränderungen für die Banken?

Die Banken müssen selbst einen Mechanismus finden, um Einlagen zu garantieren. Das kann dann nicht mehr der Staat machen. Es könnte aber auch Einlagen geben, die nicht garantiert sind. Für die müsste der Anleger dann mehr Zinsen bekommen als für die garantierten Einlagen.



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Im Zuge der Bekämpfung der Finanzkrise ist es zu einer Renationalisierung der Banken gekommen. Immer mehr Finanzhäuser wurden an ihren Staat gebunden. Verstärkt sich das weiter?

Momentan versuchen alle Beteiligten, den Trend zu stoppen. Die Kapitalvorschriften nach Basel III sind ein Beispiel dafür. Dass die Amerikaner angekündigt haben, Basel III folgen zu wollen, ist ermutigend. Solvency II, das Regelwerk für Versicherer, drohte zu scheitern an nationalen Interessen. Nun versucht man in einer konzertierten Aktion, das Ganze doch noch zum Abschluss zu bringen. Auch bei der Finanztransaktionssteuer versuchen sich die Länder auf einen Nenner zu einigen. Ähnliches gilt für das Trennbankensystem.

Ist die Bankenunion eine Lösung?

Diekmann: Ich glaube, sie ist die einzige Lösung. Die Frage ist, was wir unter Bankenunion verstehen. Ich verstehe sie so, dass wir die Regulierung der Banken aus einer nationalen in eine europäische Hoheit überführen. Probleme wird es geben, wenn deutsche Einlagen herangezogen würden, wenn es einer Bank in Portugal schlecht geht. Die europäische Einlagensicherung ist zurzeit das heißeste Eisen.

Sehen Sie Nachbesserungsbedarf bei den Kapitalvorschriften für Versicherer in Solvency II?

Ja. Kapitalunterlegungen von 25 Prozent für Engagements in Immobilien orientieren sich an Erfahrungen auf dem britischen Markt, wo die Preise viel stärker schwanken. Und dass Aktienanlagen mit bis zu 49 Prozent Kapital unterlegt werden müssen und gleichzeitig so behandelt werden, als hielte man sie nur ein Jahr, kann nicht so bleiben. Das ignoriert die Tatsache, dass Versicherungen Aktien in der Regel viele Jahre lang halten und so Kursschwankungen abfedern können.

Aus welcher Weltregion könnten neue Wachstumsimpulse kommen?

China will künftig den Binnenkonsum stärken, da kommen weniger Impulse für den Welthandel. In der Euro-Zone ist die Krise noch nicht überwunden. In den USA gibt es ein paar Hoffnungsschimmer. Aber die Krise wird sich nicht von selbst erledigen, auch wenn das Wachstum langsam zurückkehrt.

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