Neuer Allianz-Chef Bäte Schlauer Späteinsteiger

Vom Ex-„Meckie“ zum Chef des größten Versicherers Europas: Oliver Bäte ist alles andere als ein Urgewächs der Branche. Mit Krisen kennt er sich jedoch aus. Das könnte im Umgang mit der Sorgentochter Pimco helfen.

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Quelle: Getty Images

Die Arbeit bei einem Versicherer hat Oliver Bäte erst spät für sich entdeckt. Nach Banklehre und Studium machte der heute 49-Jährige anderthalb Jahrzehnte lang Karriere bei der Unternehmensberatung McKinsey, bevor er 2008 direkt von außen in den Allianz-Vorstand berufen wurde. Schon ein Jahr später beerbte er Helmut Perlet als Controlling-Chef von Europas größtem Versicherer und galt schnell als möglicher Kronprinz. Jetzt folgt der Sprung an die Spitze des Dax-Konzerns. Im Mai 2015 soll Bäte das Ruder von Allianz-Chef Michael Diekmann übernehmen.

Geboren in Bensberg bei Köln, studierte Bäte in der Domstadt Betriebswirtschaftslehre. 1993 startete er bei McKinsey, fünf Jahre später übernahm er bei der Beratungsgesellschaft die Leitung der deutschen Versicherungspraxis - der Grundstein für seine zweite Karriere. „Ich hab gedacht, tolles Büro, Fahrer, weniger Arbeit“, erzählte der Rheinländer einmal im Münchner Club Wirtschaftspresse. Stattdessen erlebe er „rund um die Uhr Krisenbetrieb, und das bis heute“.

In der Finanzkrise nach der Lehman-Pleite 2008/2009 hatte sich die Allianz gerade noch rechtzeitig von ihrer Tochter Dresdner Bank getrennt. Doch es folgte die Euro-Schuldenkrise, und der Schuldenschnitt für Griechenland traf auch die Allianz und ihre Lebensversicherungskunden. Bäte verwaltete als Chefbuchhalter eine Bilanz von rund 650 Milliarden Euro, war erster Ansprechpartner für Investoren und neben dem Vorstandschef derjenige, der die Quartals- und Jahresabschlüsse nach außen verkaufen musste.

Bäte ist bekannt dafür, dass er kaum ein Blatt vor den Mund nimmt. Der Schnelldenker und Schnellredner analysiert im Blitztempo komplexeste Themen aus der Finanzwelt und redet gern Tacheles - vor allem, wenn er Entwicklungen in der Branche oder gesetzliche Regelungen für Unsinn hält. Seit bald zwei Jahren führt der Manager nun unter anderem das Versicherungsgeschäft in Italien und Frankreich. Beide Länder haben in der Eurokrise mehr oder weniger schwer zu kämpfen - und im Geschäft des Allianz-Konzerns spielen sie eine große Rolle.

Viel Zeit zum Eingewöhnen bleibt Bäte jedoch nicht, wenn er im Mai seinen Posten antritt. Denn ob die massiven Mittelabflüsse der Investmenttochter Pimco bis dahin gestoppt sind, steht Branchenkennern zufolge in den Sternen. Das Anleihehaus muss sich in den nächsten Monaten vom Personenkult um den abtrünnigen Gründer Bill Gross befreien und mit der neuen Mannschaft behaupten, wie mehrere Großinvestoren in den vergangenen Tagen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters mahnten.

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