Bis zu 40 Prozent der jährlichen Prämie für die Kfz-Versicherung sparen? Kein schlechtes Geschäft, mag sich der Autofahrer denken. Einen Rabatt in dieser Höhe schreibt die Allianz nämlich einem Kunden im ersten Jahr maximal gut, der sich im Rahmen seiner Kfz-Haftpflichtversicherung für den neuen Telematik-Tarif BonusDrive entscheidet. Bei dem Tarif misst eine Smartphone-App das Fahrverhalten und belohnt denjenigen, der sich an die Verkehrsregeln hält und rücksichtsvoll fährt.
KFZ Versicherer Gesamtergebnis Platz 1 bis 10
Quelle: Studie zur Kundenzufriedenheit der Kfz-Versicherungskunden; Untersuchungszeitraum: Juli bis September 2015
Im Auftrag von WirtschaftsWoche, Konzept und Durchführung von S.W.I. Finance
Punkte auf einer Skala von 0 bis 100; Gewichtung: Kundenzufriedenheit 90 Prozent, Serviceangebot 10 Prozent.
100,0 bis 80,0 Punkte = sehr gut; 79,9 bis 70,0 Punkte = gut; 69,9 bis 60,0 Punkte = befriedigend; 59,9 bis 50,0 Punkte = ausreichend; < 50,0 Punkte = mangelhaft
Untersucht wurden die zehn größten Kfz-Versicherer Deutschlands nach Brutto-Beitragseinnahmen
Spitzenreiter ist LVM mit insgesamt 82,4 Punkten (Note ,,sehr gut'')
HUK-Coburg erhält mit 81,8 Punkten Platz 2 und die Note ,,sehr gut ''
Drittplatzierter ist die DEVK mit 79,1 Punkten.
R+V belegt Platz 4 der Rangliste mit 76,2 Punkten.
Im Mittelfeld: Allianz mit 75,2 Punkten und der Bewertung ,,gut''
Platz 6 für die Württembergische mit 74,7 Punkten.
Mit knappem Vorsprung erhält Axa Platz 7 mit 72,9 Punkten.
VHV erreicht mit 71,2 Punkten die Bewertung "gut".
Generali erreicht mit 68,5 Punkten lediglich die Note "befriedigend".
HDI erhält mit 62,6 Punkten die Note ,,befriedigend '' und landet auf Platz 10 der Rangliste.
Allerdings hat das Angebot der Allianz einen Haken: Wer älter als 28 Jahre ist, kann den Telematik-Tarif der Münchner nicht buchen und ist somit von dem lukrativen Rabattangebot ausgeschlossen. Versicherungsexperten weisen darauf hin, dass die großen Versicherer wie Allianz sich scheuten, Telematik-Tarife in der Breite einzuführen. Grund sei die Befürchtung, ihnen könnten die Prämieneinnahmen wegbrechen, wenn die Autofahrer auf einmal in Massen vorsichtig führen und damit satte Rabatte einstrichen.
Bei der Allianz betont man, man führe den neuen Tarif zunächst für junge Leute ein, weil dort der Anteil der Fahrer mit einer risikoreichen Fahrweise am größten sei. Möglicherweise will der Versicherer das Angebot später auf andere Kundengruppen ausdehnen. Man wolle zunächst beobachten, wie der Telematik-Tarif angenommen wird, heißt es. Mit rund 25.000 Kunden für BonusDrive rechnen die Münchner im ersten Jahr.
Bei dem neuen Angebot der Allianz misst eine App Beschleunigungs- und Bremsverhalten sowie Geschwindigkeit und Kurvenfahrten. Das Fahrverhalten bewertet die Allianz mit Medaillen: Für sehr gute Fahrten gibt es eine Goldmedaille, für gute Silber oder Bronze. Die Einzelwertungen werden zu Tages- und Monatsmedaillen zusammengefasst. Goldfahrer bekommen am Ende des Versicherungsjahres 30 Prozent ihres Jahresbeitrags erstattet; bei Silber und Bronze sind es 20 beziehungsweise zehn Prozent. Neueinsteiger bekommen als Bonus noch einmal zehn Prozent.
Wer möchte, kann die Datenerhebung im Auto für einzelne Fahrten deaktivieren. Allerdings verlangt die Allianz für jeden Monat eine Mindestzahl an Fahrten.
Bisher sind Kfz-Versicherungstarife mit Telematik-Technik in Deutschland allenfalls ein Nischenprodukt. Gerade mal rund 1600 Autofahrer geben der Versicherung Einblick in ihren Fahrstil. Das hat eine Umfrage der WirtschaftsWoche bei allen Marktteilnehmern ergeben. Gerade erst hat die Sparkassen Direktversicherung, ein Vorreiter auf diesem Feld, angekündigt, ihren Tarif, bei dem eine Box im Auto die Daten zur Fahrweise erhebt, überarbeiten zu wollen. Grund: Geringe Resonanz und hohe Kosten.
Zehn nützliche Tipps zur Autoversicherung
Bei einem BMW ist die Diebstahlrate deutlich höher als bei einem Familienvan, ein VW-Golf ist häufiger in Unfälle verwickelt als ein Fiat Panda. Fahrzeugtyp und Klasse sind entscheidend, wenn es um die Beitragshöhe geht. Mehr Informationen über die Typklassen gibt es beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft.
Quelle: knip.de
In Großstädten wie Berlin ist sowohl das Diebstahlrisiko als auch die Unfallgefahr größer, was die Versicherung teuerer macht als in der Kleinstadt. Wer sein Auto hingegen in einer ländlichen Gegend anmeldet, verringert das Risiko und kann somit auch Geld sparen. Mehr Informationen zu den Regionalklassen gibt es beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft.
Bei verheirateten Paaren mit Kindern geht man eher von einem vorsichtigen Fahrstil und somit einem geringen Unfallrisiko aus - dementsprechend sind auch die Beiträge für Familienmitglieder geringer.
Fahranfänger haben anfangs noch keinen Schadenfreiheitsrabatt, können aber sparen: einfach von der Zweitwagenregelung Gebrauch machen und das Fahrzeug zum Beispiel bei den Eltern mitversichern. Schon wird der Anfänger nicht mehr als solcher eingestuft.
Kaputte Schläuche durch Marderbisse sind häufig durch die Versicherung abgedeckt. Folgeschäden jedoch nicht. Für den Fall, dass der Schaden aber eine Weile unentdeckt bleibt, sollten diese mitversichert werden.
"Haarwild", das sind Wildschweine, Rehe und Hasen. Unfälle mit Haarwild sind meist abgedeckt. Vögel und Nutztiere, wie zum Beispiel Kühe oder Schafe, gehören jedoch nicht dazu, sollten aber bestenfalls eingeschlossen werden.
Mit einer Werkstattbindung fällt der Versicherungsbeitrag niedriger aus. Insgesamt können die Reparaturkosten aber steigen, weil Vertragswerkstätten der Versicherer teurer sein können.
Versicherungsnehmer sollten ihre Beiträge jährlich statt monatlich zahlen - das ist billiger.
Schäden durch Sturm, Hagel, herabfallende Äste oder Vandalismus sind meist in der Teilkaskoversicherung inbegriffen. Wohnt man allerdings in risikoreichen Gebieten, die zum Beispiel häufig von Überschwemmungen betroffen sind, sollten diese Risiken in den Versicherungstarif mit aufgenommen werden.
Pro schadenfreiem Jahr sinkt der Beitrag für die Versicherung. Bei Unfällen steigen hingegen die Beitragssummen. Bei kleinen Sachschäden sollte man auf jeden Fall gegenrechnen und den Schaden selbst bezahlen. Dann wird die Versicherung im nächsten Jahr nicht teurer. Die Versicherungen berechnen auf Wunsch, bis zu welchem Betrag sich das lohnt.
Fast die Hälfte der Telematik-Kunden nutzt sijox, ein Angebot der Signal Iduna für Fahrer unter 30, deren Fahrverhalten per App gemessen wird. VHV aus Hannover, Deutschlands viertgrößte Autoversicherung, bietet seit Oktober einen Telematik-Tarif per Black Box an und hat trotz des flauen Marktes große Ambitionen: Bis Ende 2016 sollen 3000 Verträge abgeschlossen sein - bisher sind es 300. "Das Produkt ist ein Slow Burner, viele Kunden sind traditionell unterwegs", sagt Per-Johan Horgby, Chef der VHV Autosparte. Die VHV hat rund zehn Millionen Euro in den Aufbau der Telematik-Technik investiert.
Trotz des schleppenden Verkaufs steigen weitere Versicherer in den Markt ein. Die HUK Coburg will im dritten Quartal mit einem eigenen Angebot starten, falls bei Tests keine gravierenden technischen Probleme auftreten. Auch die italienische Generali will noch im ersten Halbjahr in Deutschland einen entsprechenden Tarif anbieten. Generali hatte im vergangenen Jahr mit dem englischen Startup MyDrive eigens einen Spezialisten für Telematik übernommen.