Versicherer Coronakrise kostet Allianz 1,2 Milliarden Euro

Die Allianz bekommt die Coronakrise deutlich zu spüren. Quelle: dpa

Die Allianz bekommt die Coronakrise zu spüren und verdient deutlich weniger. Vorstandschef Bäte gibt sich zwar weiter optimistisch. Doch eine Prognose für das laufende Jahr traut auch er sich nicht zu.

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Hohe Schäden durch Betriebsunterbrechungen und den Ausfall von Veranstaltungen wegen der Coronapandemie haben der Allianz im zweiten Quartal einen Gewinneinbruch eingebrockt. Der operative Gewinn sank im Jahresvergleich um 19 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Unter dem Strich sackte der Überschuss um 29 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro ab. Damit schnitt die Allianz aber immer noch besser ab als von Analysten im Schnitt erwartet.

Der Umsatz ging um sieben Prozent auf 30,9 Milliarden Euro zurück. „Der Rückgang ist überwiegend auf den Geschäftsbereich Lebens- und Krankenversicherung zurückzuführen“, heißt es dazu bei dem Versicherer. In der Schaden- und Unfall-Sparte glich die Allianz Einbußen im Neugeschäft dagegen durch steigende Preise aus.

Eine neue Gewinnprognose für das laufende Jahr wagte die Allianz nicht. „Aufgrund der anhaltenden Unsicherheit geben wir zum jetzigen Zeitpunkt keinen aktualisierten Ausblick für das operative Ergebnis im Jahr 2020“, heißt es in einer Mitteilung. Der Vorstand hatte sein ursprüngliches Gewinnziel wegen der Coronakrise Ende April zurückgezogen. Allerdings: Vorstandschef Oliver Bäte sprach von „robusten Ergebnissen“ in den ersten sechs Monaten und einer bemerkenswerten Widerstandsfähigkeit, die sein Konzern gezeigt hätte. „Das macht uns zuversichtlich, dass wir auch in der zweiten Jahreshälfte 2020 stabile Geschäftsergebnisse sehen werden“, so Bäte. Nach Refinitiv-Daten erwarten Analysten für das Gesamtjahr im Schnitt einen operativen Gewinn von 10,3 (2019: 11,9) Milliarden Euro.

Die Vermögensverwaltung mit den Töchtern Pimco und Allianz Global Investors verzeichnete nach dem schwachen Jahresstart im zweiten Quartal Nettomittelzuflüsse von 26 Milliarden Euro. Dies und die Kursgewinne ließen das für andere Investoren verwaltete Vermögen um 101 Milliarden auf 1,66 Billionen Euro wachsen. Insgesamt verwaltet die Allianz damit nun 2,25 Billionen Euro. Bei AllianzGI stehen trotzdem Kostensenkungen an, mit deren Hilfe die Kostenquote auf 67 von 73 Prozent gedrückt werden soll. Kürzlich waren Pläne für einen Stellenabbau bekannt geworden. Ärger droht AllianzGI in den USA. Dort klagt ein Lehrer-Pensionsfonds aus Arkansas auf 774 Millionen Dollar, die er mit AllianzGI-Fonds im Abschwung an den Börsen verloren hat. Auch die US-Wertpapieraufsicht SEC habe Fragen dazu, räumte der Versicherer im Halbjahresbericht ein.

Neben den reinen Geschäftszahlen dürfte den Konzern in diesen Tagen auch in Deutschland ein Rechtstreit mit zahlreichen Gastronomen und Hoteliers beschäftigen. Es geht um nicht ausbezahlte Summen aus Betriebsschließungsversicherungen. Zuerst hatte ein Gastronom aus Bochum gegen die Allianz auf Auszahlung seiner Versicherung geklagt. Womöglich wird die Allianz noch Rückstellungen für die Rechtsstreitigkeiten in Anspruch nehmen müssen.

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