Versicherungsvertrieb Leserkommentare zur Allianz-Ausbildung

Ein Kaufmann zog aus, Versicherungsvertreter für die Allianz zu werden. Er schmiss hin, weil ihm die Ausbildungsmethoden mehr als suspekt erschienen. Diese Geschichte aus der WirtschaftsWoche sorgt noch immer für Wirbel. Auch in den vergangenen Tagen kommentierten wieder online viele Leser die Allianz-Ausbildung. Die einen erlebten Ähnliches, die anderen widersprechen heftig. Wir haben die besten Pro- und Contra-Kommentare für Sie zusammengestellt.

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Pro

Allianz-Flaggen Quelle: dpa

Aktuelle Kommentare zu der These: Die Schilderungen des Kaufmanns Bannasch sind keine Ausnahme, sondern stehen stellvertretend für eine Fehlentwicklung der Branche.

von Makler am 14.01.2010

Ich habe vor zwei Monaten nicht schlecht gestaunt, als mich ein Kunde von mir anrief. Da hat ein Allianz Vertreter angerufen und ihm vorgeschlagen ein Angebot über eine KFZ Versicherung zu machen. Der Kunde lehnte aber das Angebot ab, da der Vertreter sich selbst beim Preis widersprach. Auf einmal bekam der Kunde tage später eine Versicherungsbestätigung der Allianz und eine Kündigungsbestätigung seiner bestehenden KFZ Versicherung ohne jemals seinen Allianz Vertreter gesehen oder irgendein Formular unterschrieben zu haben. Im nachhinein kam heraus, daß der Vertreter seine Unterschrift gefälscht hat. Wenn diese Jungs zu solchen dubiosen Mitteln greifen für den Abschluss einer KFZ Versicherung, denn muss dort ein recht hoher Verkaufsdruck bestehen!

von Gast 31042 am 14.01.2010

Wer wie ich zehn Jahre in der Versicherungsbranche tätig ist, und nicht ganz betriebsblind umherläuft weis, dass die Methoden in nahezu jedem Unternehmen gängig sind. Ich bin Makler und bilde selber aus. Und was mir die Ausbilderkollegen der Versicherer direkt erzählen entspricht dem Artikel zu 99 Prozent. Die offiziellen Aussagen sind natürlich anders. Der Druck wird übrigens gerne durch Veröffentlichung der Abschlusszahlen in Rennlisten erhöht. Warum bleiben denn nur weniger als 40 Prozent der Auszubildenden nach zwei Jahren Ausbildung übrig. Nach weiteren zwei Jahren hat sich die Anzahl auf unter 10 Prozent reduziert.

von EWA am 13.01.2010

Wer ernsthaft der Meinung ist das dieses vorgehen ungewöhnlich ist lebet in einer Traumwelt. Wenn ich als Neuling in die Versicherungsbranche einsteige werde ich doch nicht monatelang ohne Abschlüsse bezahlt. Natürlich schaut man sich ganz gezielt in Verwandten- oder Freundeskreis um und natürlich kann ich nach acht oder zwölf Wochen Einarbeitung fachlich nicht besonders gut sein. Wenn man Glück hat wird einem eine Führungskraft zur Seite gestellt aber gerade hier sparen die Versicherungen mehr und mehr und auch nicht jede Führungskraft hat diesen Namen verdient. Leider kann ich aus meiner eigenen Erfahrung mit anderen Versicherern diese oder ähnliche Vorgehen nur bestätigen.

von Peter Seitz am 13.01.2010

Nach 30 Jahren Allianzkonzern, erst Magdeburger, dann fusionierter Vereinter, danach gekaufter Allianzer hielt ich es noch 8 Jahre bei der Allianz aus, dann war Schluss. Genau diese Ausbildungsmethoden wie beschrieben, gaben mir zum ersten Mal zu denken. Jeder frische Kundenbetreuer wurde untertags rund gemacht und danach am Abend auf gut geführte Bestände losgelassen, um irgend einen neuen Scheiß der Allianz zu verkaufen. Bestes Beispiel der Haus- und Wohnungsschutzbrief, es zählten nur die Stückzahlen. Besser war es noch mit den Sparbüchern und Bankkarten der Dresdner Bank. Hier wurden Altenheime abgeklappert, den nicht mehr klar denkenden alten Leuten neue Sparbücher angelegt und die 5,- Euro Erstguthaben von den frischen Kundenbetreuern selbst eingezahlt, nur um die geforderten Stückzahlen zu erreichen. Das Ganze unterstützt von den Dompteuren, sprich Vertriebsbereichsleitern, die Kettenhunde der Allianz. Wer so ein bestandssicheres Geschäft einfahren will geht nach zwei Jahren pleite, bzw. zerstört einen übernommenen Bestand innerhalb kürzester Zeit. So vernichtet die Allianz lang aufgebaute Bestände in kurzer Zeit, anstatt auf Qualität zu achten und die Kunden weiterhin zu halten. Der langjährige Vertreter bekommt für die überteuerten Tarife dann noch endlos Rabattkontingent an die Hand um verärgerte Kunden zu halten. Jeder Kunde der nicht reklamiert ist der Dumme und zahlt brav seinen überteuerten Tarifbeitrag weiter. So könnte ich noch viele Methoden der Allianz aufzählen, die mich nach 30 Jahren Ausschliesslichkeit zu einem Wechsel veranlassten, um mir eine neue "saubere" Existenz aufzubauen. Heute bin ich eine glücklicher Mensch ohne unsinnige Zielvorgaben und verkaufe meinen Kunden die Verträge die sie auch wirklich brauchen.

von Allianzer am 13.01.2010

Seit über 30 Jahren bei der Allianz! Leider stimmt alles was da im Artikel steht! Die Vertriebsmethoden der Allianz-Tochter ABV sind schlimmer als die der unseriösesten Drückerkolonnen. Junge, 35 jährige, promovierte Vertriebsdirektoren, terrorisieren den ehemals seriösen Außendienst der Allianz. Burnout und Suizid greifen um sich!!! Ein Großteil der Vorstände steht voll dahinter und heizt noch kräftig an. Diese " sauberen " Herren sind aber weit weg von der Basis und halten Sonntagsreden. Im Moment laufen Bundesweit die Auftaktveranstaltungen für den Vertrieb, gehen Sie mal dort hin und recherchieren, da bleibt Ihnen die Spucke weg, wie da geheizt wird!!! Die Vertreter heißen konzernintern auch nur noch Verkäufer und Vertriebsköpfe. Mit Beratung hat das nichts zu tun. Gute Nacht Allianz-Vertreter!

von Matze am 13.01.2010

Der kleine muss rennen damit die großen richtig leben können. So ist nun mal die kapitalistische Manier!? Ich arbeite auch für die AZ. Bin ebenso zu tiefst enttäuscht wie menschenverachtend das Unternehmen geworden ist zumindest den Mitarbeitern gegenüber. Die Geldgier ist kaum zu bändigen.Ich jedenfalls spiele in dieser Liega nicht mit, meine Kunden so hoffe ich, werden es danken.

von kwon am 13.01.2010

Guten tag, ich als ehemaliger Mitarbeiter kann das nur bestätigen. nicht nur dass die Methoden eine Farce geworden sind, begünstigt durch sogenannte Vertreterbereichsleiter, also Schlipswichtel im Angestelltenverhältnis, die zwar nicht verkaufen können, dafür aber die Vertreterschaft malträtieren damit sie Boni auf Kosten der Arbeit anderer bekommen, nein, es werden auch Verträge nicht eingehalten. es werden zu kleine Bestände vergeben, damit der Vertreter verkaufen muss, weil er sonst noch nicht mal die Betriebskosten erwirtschaftet und somit auch die Qualität der Beratung immer schlechter wird. auch die Vermischung und Auferlegung von immer mehr Aufgabenbreichen, wie damals die Dresdner Bank und heute die Krankenkasse der Allianz, wo Vertreter sich zum Beispiel um Gehilfen der Kunden kümmern müssen, trägt zu dem Skandal bei. […]

Contra

Aktuelle Kommentare zu der These: Kaufmann Bannasch ist ein Einzelfall, die Branche ist sauber.

von AllianzMA am 13.01.2010

Ach liebe Leut’... Bevor ihr solche Artikel an die Öffentlichkeit bringt, begebt euch mal selber "auf die Straße". Die Leute, die hier von dubiosen Allianz-Methoden bereichten sind die, die gescheitert sind und nun ihrem Unmut freien Lauf lassen. Ich selber habe 2,5 Jahre die Allianz-Ausbildung genossen und kann nur sagen: Es gibt in der Branche nichts vergleichbares!

von zufriedener Allianzer am 13.01.2010

Hallo zusammen, wie es bei anderen Gesellschaften ist, weiß ich nicht. Bin seit 28 Jahren bei Allianz im Außendienst und seit 26 Jahren Vertreter. Was hier beschrieben wird ist schlicht falsch. Ein Außendienstler muss verkaufen sonst darf er sich nicht dafür einstellen lassen. Die zu erfüllenden Erwartungen der Allianz an Ihre Vertreter sind mit Fleiß zu erfüllen, also machbar. Unterstützen kann ich die Aussagen über einen Teil der Führungskräfte...die sind wirklich nicht akzeptabel...wie gesagt ein Teil. Aber das ist überall so und nicht nur in der Versicherungswirtschaft...Ich bitte fair zu bleiben...auch oder gerade die Ex-Allianzer...

von OPE am 13.01.2010

Ich kann die ganze Aufregung nicht ganz verstehen! Das Versicherungsgeschäft besteht, oh Wunder, nun einmal auch aus dem Verkauf von Versicherungen! Nicht mehr und nicht weniger! Gerade in der Ausschließlichkeit, wo die leidigen Vergleichssoftware-Orgien ausbleiben, die oft fadenscheinig als "Beratungsgrundlage" dienen. Zeiten, in denen der Agenturinhaber in seinem Ladenbüro saß und die Kunden von alleine anriefen oder vorbeikamen sind schon längst vorbei! Über die beschriebenen Methoden zur Neukundenakquise kann man geteilter Meinung sein. Es dürfte jedoch auch bekannt sein, dass z.B. die Neukundenwerbung über das Telefon vom Gesetzgeber massiv erschwert wurde. Was bleibt also für (neue) Verkäufer, die über kein bestehendes Netzwerk verfügen, oder ihre Bekannten nicht ansprechen wollen? Richtig - die Direktansprache. Ob das nun in einer Fußgängerzone erfolgt, in einer Kneipe oder in einem Treppenhaus, kommt fast auf dasselbe heraus. Kontakte sind in diesem Job das halbe (wenn nicht das ganze) Leben. Wer das nicht akzeptieren will oder kann, hat womöglich den falschen Beruf gewählt. […]

von Ingo Volkmer am 13.01.2010

[…] Seit 5 Jahren bin ich für einen großen Versicherungsverein aus Dortmund tätig und habe es bisher nicht bereut. Keine Geschäftspläne, keine Zielvorgaben, kein blödes Angemache, keinen Druck...Jeder Kaufmann in dieser Tätigkeit, der das Wohl des Kunden nicht in den Mittelpunkt rückt und sich als Mittler zwischen Kunden und Unternehmen sieht ist in diesem Job falsch aufgehoben und wird diese Tätigkeit nicht lange machen. Auf Dauer schnelles Geld wird hier nicht verdient. Dienstleistung kommt von dienen. Aber auch die Kunden müssen lernen, dass sich langfristige und gute qualitative Beratung lohnt, wenn man den richtigen Partner hat. […]

von Karl Werner Schmitz am 13.01.2010

Als Profi-Trainer kann ich deutlich sagen, dass der Druck erheblich steigt. Und wenn man dann auch unter Hilflosigkeit leidet, kommt so ein unverantwortliches Verhalten dabei raus. Viele in der Finanzdienstleistungsbranche sollten sich an die Fürsorgepflicht für Ihre Kunden und Ihren Außendienst erinnern. Aber zu viele der jüngeren Führungskräfte und Schulungskräfte kennen den Begriff Leumund noch nicht einmal aus der EU-Vermittlerrichtlinie. Das größte Problem ist aber die Unwissenheit fair und korrekt ausreichend Geschäft zu machen. Die Allianz zählt jedoch immer noch zu Besseren in Branche.

von ein Makler am 13.01.2010

Der Fehler liegt im System. Banken und Versicherungen dürfen machen was sie wollen. Wo 2,25 Prozent draufsteht sind lediglich z.B. 1 bis 1.5 Prozent Zins drin. Unredliche Prognosen, Fallstricke in den Bedingungen usw. Es ist jedoch einfach sich lediglich auf die Allianz einzuschießen. Obwohl ich nicht gerade ein Freund der Allianz bin, muss man fairerweise sagen dass es bei anderen Gesellschaften teilweise noch wesentlich schlimmer zu geht. Anmachen, Umhauen, Abhauen. "Der Kunde steht bei uns stets im Mittelpunkt und damit im WEG" Die Ursache liegt jedoch meines Erachtens wesentlich tiefer. Die Versicherungsgesellschaften, Vermittler, Makler und letztendlich die Politik haben diese unsäglichen Rahmenbedingungen geschaffen. Niemand hat verstanden, die Dienstleistung zu verkaufen. Die Geiz-ist-Geil-Mentalität der Deutschen ist fast nicht mehr zu überbieten. Liebe Kunden: "BERATUNG FÜR LAU, GEHT NICHT" […]

von ex-Vers. am 13.01.2010

Man muss doch den Tatsachen mal ins Auge schauen: ALLE Versicherungen und Finanzdienstleister sind in gewisser Form Strukturvertriebe. Das muss per se ja nicht mal ganz schlecht sein. Die Frage ist nur, werden die verdienten Gelder "richtig" verteilt? Wenn ein Verkäufer oder Berater oder Außendienstler nur einen Bruchteil von dem erhält, was er hereinschafft, dann passt das nicht. […] Der Verbraucher muss endlich mal über den Nutzen aufgeklärt werden und die Versicherungsbetrüger müssen strenger bestraft und ausgegrenzt werden und nicht noch an den Stammtischen hoch gelobt, dass einer wieder endlich die "große böse" Versicherung ausgetrickst hat.

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