Vertragsverlängerung Chemiekonzern Lanxess setzt voll auf Zachert

Der Chef des Spezialchemiekonzerns bekommt vorzeitig einen neuen Fünfjahresvertrag. Er soll den Wandel von Lanxess weiter vorantreiben.

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Lanxess verlängert Vertrag mit Vorstandschef Matthias Zachert Quelle: dpa

Düsseldorf Als Matthias Zachert Anfang 2014 zum neuen Vorstandschef von Lanxess ernannt wurde, geisterte an der Börse der Begriff der „Zachert -Prämie“ herum. Der bedeutete so viel: Der Aktienkurs von Lanxess schnellte allein aufgrund dieser Meldung um acht Prozent in die Höhe. Zacherts Noch-Arbeitgeber, der Darmstädter Pharmakonzern Merck, verlor am selben Tag kräftig an der Börse. Alles wegen Zachert.

Die Reaktion der Börse war einerseits mit der Hoffnung verbunden, dass der damals angeschlagene Kölner Spezialchemiekonzern wieder zurück in die Spur findet. Vor allem aber war sie Ausdruck des Vertrauens, dass Zachert bei den Investoren und Analysten hat. Der heute 50-Jährige hat sie nicht enttäuscht – ebenso wenig wie die Aufsichtsräte von Lanxess. Sie verlängerten in ihrer jüngsten Sitzung der Vertrag mit dem Vorstandschef vorzeitig um weitere fünf Jahre.

Der neue Vertrag für Zachert startet am 1. April 2019 und ist laut Aufsichtsratschef Rolf Stomberg ein „Zeichen für Vertrauen in den CEO und für Kontinuität“. Soll heißen: Zachert soll genau auf dem Kurs weitermachen, den er in den zurückliegenden Jahren eingeschlagen hat. Nach der Sanierungsphase hat er Lanxess eine neue Strategie gegeben: Der Konzern wandelt sich zum großen Fisch in kleineren Gewässern. Auf Massenchemiegeschäfte wie den Kautschuk verzichtet der Konzern gerne.

Der synthetische Kautschuk war bis vor Zacherts Antritt Kern- und Wachstumsgeschäft von Lanxess. Sein Vorgänger Axel Heitmann hat stark in die größte Sparte von Lanxess investiert, die Materialien für Reifen herstellt. Doch weil auch andere Chemiehersteller das Geschäft massiv ausbauten, fielen die Preise für Kautschuk kräftig. Lanxess als Weltmarktführer litt darunter besonders und schlitterte 2013 in die Krise.

Zachert konnte in der anschließenden Sanierungsphase auf dem Vertrauen bauen, das er an der Börse genießt und das er sich im Konzern erarbeitete. Das Kautschukgeschäft brachte er 2016 in ein Joint Venture mit dem Ölgiganten Saudi Aramco ein. Mit der zurückgewonnenen Finanzkraft setzte er auf mehrere Zukäufe – allen voran die Übernahme des Flammschutzspezialisten Chemtura aus den USA für 2,5 Milliarden Euro.

Die Übernahme zeugt von der neuen Maßgabe, nach der Lanxess auf renditestarke Spezialwendungen im überschaubaren Marktvolumen setzt. Dass Zachert weitere externe Verstärkung sucht, wurde Ende 2017 bekannt. Lanxess tat sich Branchenkreisen zufolge mit dem Finanzinvestor Apollo zusammen, um für die Spezialchemiesparte der niederländischen Akzo Nobel zu bieten.

Die Kölner waren aber nur an einzelnen Teilen interessiert und sprangen den Kreisen zufolge ab. Akzo hatte signalisiert, dass man die Spezialchemiesparte dauerhaft als Einheit sichern wolle. Den Zuschlag bekam der Finanzinvestor Carlyle für zehn Milliarden Euro. Einige Investoren hatten zuvor befürchtet, dass sich Lanxess bei Akzo übernehmen könnte.

Zugleich monieren manche Analysten wie etwas Andreas Heine von Mainfirst, dass Lanxess derzeit Kurstreiber an der Börse fehlen. Tatsächlich hat die Aktie bis Anfang 2017 zunächst einen deutlichen Sprung nach oben gemacht, verharrt aber seither in einem Korridor mit Werten zwischen 62 und 70 Euro.

Am morgigen Freitag legt der Konzern seine Ergebnisse für das erste Quartal vor. Erwartet werden Zuwächse beim Umsatz und Gewinn (Ebitda), der Fokus liegt aber auf der möglichen Anpassung der Jahresprognose. Im Geschäftsjahr 2017 kam Lanxess auf einen Umsatz von 9,7 Milliarden Euro und einen Betriebsgewinn von 1,29 Milliarden Euro.

In den kommenden fünf Jahren wird sich Zachert auf dem weiteren Konzernumbau konzentrieren. Absehbar ist, dass sich Lanxess komplett aus dem Kautschukgeschäft zurückzieht und die verbleibenden Anteile von 50 Prozent an die Araber verkauft. Dies könnte spätestens im Jahr 2021 der Fall sein. Die Einnahmen dürften in weitere Zukäufe von margenstarken Spezialprodukten fließen, die in engem Kundenkontakt entwickelt und produziert werden.

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