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Warenhauskette "Karstadt-Zerschlagung wäre für Gläubiger ein Desaster"

Karstadts Insolvenzbeauftragter Rolf Weidmann warnt vor den Folgen einer Zerschlagung der Warenhauskette.

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Karstadt-Insolvenzbeauftragter Rolf Weidmann Quelle: Catrin Moritz für WirtschaftsWoche

Herr Weidmann, darf sich Ihre Familie dieses Jahr über Geschenke aus dem Karstadt-Sortiment freuen?

Selbstverständlich – und nicht nur meine Familie. Erst vor ein paar Tagen war ich zur Einweihung der neuen Gourmetabteilung im Hamburger Alsterhaus. Und dort habe ich wirklich mein Bestes gegeben, um das Weihnachtsgeschäft anzukurbeln.

Ihr Appetit in Ehren, aber in der Branche heißt es, dass Weihnachtsgeschäft sei insgesamt nicht besonders gut angelaufen.

Die richtig kalten Wintertage mit Schnee und Eis, an denen die Kunden zu wattierten Mänteln greifen, lassen noch auf sich warten. Aber Karstadt hat den Vorteil, über Fashion hinaus interessante Weihnachtsgeschenke zu bieten. Deshalb ist insgesamt Karstadt ordentlich ins Weihnachtsgeschäft gestartet. Die Frequenz in unseren Häusern stimmt, die Leute kaufen bei uns ein.

Vielleicht zum letzten Mal. Im neuen Jahr soll Karstadt verkauft werden. An wen?

Das wird sich in den kommenden Monaten entscheiden. Es gibt derzeit etwa zwei Dutzend Interessenten. Wir werden Anfang des neuen Jahres zügig den Insolvenzplan mit den Gläubigern festzurren und  das Bieterverfahren eröffnen. Unser Ziel ist es, im zweiten Quartal  mit beidem – dem Insolvenzplan und der ersten Bieterrunde – durch zu sein. Im ersten Halbjahr 2010 soll Karstadt verkauft sein.

Mit welchem Verkaufspreis rechnen Sie?

 Einen nennenswerten Millionenbetrag sollten Investoren für das Komplettpaket schon mitbringen.  Zum Schnäppchenpreis wird es Karstadt nicht geben.

Komplettpaket klingt, als wollten Sie Karstadt als Ganzes verkaufen. Warum lösen Sie nicht lukrative Unternehmensteile wie die Sportgeschäfte heraus oder veräußern die interessanten Filialen separat?

Weil das wirtschaftlicher Unsinn wäre. Das Unternehmen steht stabil, eine Zerschlagung ist überhaupt nicht notwendig. Im Gegenteil: Für viele Gläubiger wäre das ein Desaster. Zudem würden wesentlich mehr Karstadt-Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Denn im Fall einer Zerschlagung fänden allenfalls 20 oder 30 Karstadt-Warenhäuser einen Abnehmer. Darüber hinaus ist das Insolvenzplanverfahren, mit dem das ganze Unternehmen erhalten bleibt, wegen der Komplexität der Vertragsbeziehungen das angemessene Sanierungsinstrument.

Das klingt nach Panikmache. Der Düsseldorfer Metro-Konzern mit seiner Warenhaustochter Kaufhof hat doch bereits Interesse an rund 60 Karstadt-Häusern angemeldet.

 Viele Karstädter gehen angesichts des dann wohl notwendigen Umbaus der METRO davon aus, dass damit nicht die Zahl der Häuser gemeint sein kann, die endgültig erhalten bleiben.

Trauen Sie den Aussagen von Metro-Chef Eckhard Cordes nicht?

Betrachten Sie doch mal eine Stadt wie Hannover. 200 Meter entfernt vom großen Karstadt-Haus steht eine Kaufhof-Filiale. Oder Fulda: Auf der einen Straßenseite ist Karstadt, auf der anderen Kaufhof. Glauben Sie, dass nach einer Übernahme durch Metro dort dann noch jeweils zwei Häuser bestehen bleiben?

Was glauben Sie?

Ich persönlich glaube das auch  nicht. Entscheidend ist aber doch: Metro müsste den Profit durch Zusammenlegung, also die sogenannten Synergieeffekte, die sich aus einer solchen Übernahme ergeben könnten, heben, um wirtschaftlich arbeiten zu können. In der Öffentlichkeit entsteht oft der Eindruck, ein Zusammenschluss von Kaufhof und Karstadt zu einer Deutschen Warenhaus AG wäre etwas Großartiges. Für die Mitarbeiter bestimmt nicht. Die Deutsche Warenhaus AG würde 20 000 bis 25 000 Arbeitsplätze bei beiden Unternehmen kosten.

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