
Dies hat die Deutsche Presse-Agentur dpa erfahren. Die Telekom bestätigte am Sonntag zwar grundsätzlich, dass sie Call-Center zusammenlegen will, nannte jedoch keine konkreten Zahlen. Das Magazin „Focus“ hatte berichtet, der Konzern wolle fast jedes zweite deutsche Call-Center schließen.
Neben dem radikalen Umbau des Telefonnetzes, wie die WirtschaftsWoche berichtete, fährt Telekom-Chef René Obermann einen strikten Sparkurs und forciert den Umbau des gesamten Unternehmens. Jährlich fallen mehrere 1000 Stellen weg. Die Telekom erklärte in einer Stellungnahme gestern: „Wir werden in die Modernisierung unserer Service-Center investieren. Konkret heißt das: Wir werden kleinere Standorte in größere, wettbewerbsfähige Standorte in Deutschland überführen.“ Zugleich betonte Konzernsprecher Stephan Broszio: „Bei der Umsetzung des neuen Konzeptes wird jedem Mitarbeiter ein gleichwertiger Arbeitsplatz angeboten. Und: Es findet keine Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland statt.“
Bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi stieß das Vorgehen der Telekom auf scharfe Kritik. Branchenkenner rechnen nach dpa-Informationen mit Stellenstreichungen. Der Umfang könne aber noch nicht abgeschätzt werden. Über Details des Umbaus bei den Call-Centern will die Telekom in den nächsten Tagen informieren. Als „Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter“ bezeichnet der Vorsitzende der Kommunikationsgewerkschaft DPV (DPVKOM), Volker Geyer, die Pläne des Konzerns. „Viele Beschäftigte können es sich schlichtweg nicht leisten, lange Anfahrtswege zu einem neuen Arbeitsplatz in einem beispielsweise größeren Callcenter auf sich zu nehmen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft.
Gewerkschaften protestieren
Branchenkreise zufolge will die Telekom ihr Konzept zur „Zusammenfassung von Standorten“ am Donnerstag bekanntgeben. Insgesamt beschäftigt die Deutsche Telekom in Deutschland rund 150.000 Mitarbeiter. In seinem Heimatmarkt steht der Konzern stark unter Druck. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierte die geplanten Einschnitte scharf. „Offensichtlich fährt die Telekom weiterhin einen Kurs gegen ihre eigenen Mitarbeiter. Der Vorstand sollte jetzt alle Fakten auf den Tisch legen“, sagte Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder, zugleich Vize-Aufsichtsratschef der Telekom, am Sonntag der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Er bemängelte, dass die Arbeitnehmervertreter nicht informiert worden seien. Wie „Focus“ berichtet, habe Obermann bereits die Bürgermeister in den betroffenen Städten informieren lassen, wo hunderte Arbeitsplätze wegfallen würden. Nach Berechnungen des Bonner Konzerns ließen sich nur noch Call-Center mit 400 bis 500 Mitarbeitern wirtschaftlich betreiben.
Allein in Nordrhein-Westfalen sollen demnach von neun Call-Centern nur noch fünf übrigbleiben, die Standorte Köln und Mönchengladbach würden geschlossen. Die Telekom verfügt dagegen nach eigenen Angaben in Nordrhein-Westfalen über Call-Center in 14 Städten. Weiteres wurde nicht dazu gesagt. Der Telekom-Sprecher erklärte, Einzelheiten könnten noch nicht genannt werden. Klar sei, dass zunächst die Sozialpartner unterrichtet und an den Standorten Gespräche geführt würden.
Weitere Rückschläge im Festnetzgeschäft
Im wichtigen wichtigen Festnetzgeschäft drohen der Telekom darüber hinaus einem Medienbericht zufolge weitere massive Rückschläge. Nach einer Prognose, die das Wirtschaftsmagazin „Capital' (Ausgabe 12/2008) mit der Privatbank Sal. Oppenheim berechnet hat, wird im Jahr 2013 nur noch jeder zweite deutsche Haushalt einen Festnetzanschluss beim früheren Monopol-Konzern haben. Aktuell sind es mit rund 31 Millionen Anschlüssen mehr als 70 Prozent der 42 Millionen Haushalte und Unternehmen in Deutschland. Die Gründe für den weiteren Kundenschwund sind unter anderem zusätzliche Erfolge der DSL-Wettbewerber nun auch auf dem Land, da die Telekom ihnen dort neuerdings DSL-Anschlüsse mit ihrer Technik schalten muss. Außerdem belastet der Aufschwung der Kabel-TV-Firmen und eine massive Zunahme der Kunden, die nur noch einen Mobilfunkvertrag haben.
Auch die Mitarbeiter im Service-Bereich massiv unter Druck. Wie das Wirtschaftsmagazin weiter berichtet, will die Telekom die Zahl der aktuell 24.000 Service-Techniker, die Kundenbesuche machen, ab 2009 abbauen, weil ab dann weniger neue DSL-Verträge zu schalten sind. Die Details des neuen Abbauplans sind noch völlig offen. Viel drastischer wird es dagegen die 16.000 Techniker im Netzbetrieb treffen: Jede zweite Stelle von ihnen könnte von 2011 an wegfallen, wenn die gesamten Netze auf vollautomatische Digitaltechnik umgebaut worden sind.