
WirtschaftsWoche: Herr Halff, bei der Frankfurter Buchmesse, die diese Woche startet, steht wieder das elektronische Buch – das E-Book – im Mittelpunkt. Ist das eigentlich gerechtfertigt?
Halff: Das E-Book ist das Messethema schlechthin und erregt die meiste Aufmerksamkeit. Zur Buchmesse wird Weltbild deshalb einen E-Book-Reader anbieten, der eigens für uns hergestellt wird und als erstes Lesegerät in Deutschland unter 100 Euro kosten wird.
Weltbild verkauft E-Book-Reader ja schon länger – lohnt sich das Geschäft?
Wir vertreiben seit zwei Jahren solche Geräte, die sich einer recht netten Nachfrage erfreuen; wir verkaufen im Monat rund 1000 Stück.
„Recht nett“ klingt nicht begeistert?
E-Books sind in Deutschland in Wahrheit ein bislang nicht existenter Markt. Die Gesamtumsätze – Geräte und Inhalte – liegen bei weit weniger als einem Prozent jener fast zehn Milliarden Euro, die der Buchhandel im Jahr umsetzt. Die GfK spricht für 2009 von gerade mal 60.000 verkauften Geräten, nach anderen Statistiken sind es gar erst 40.000. Und von denen wird ein erheblicher Teil offenbar gar nicht mehr genutzt, das sehen wir ja an unseren E-Book-Downloads.
Was sorgt denn dann für den Hype?
Der Blick nach Amerika – dort gibt es einen beachtlichen Markt. Der wird sich unter bestimmten Voraussetzungen auch bei uns entwickeln. Aber man kann nur alle Leser beglückwünschen, die sich bis jetzt noch keinen E-Reader gekauft haben.
Woran hakt es?
Das Titel-Angebot seitens der deutschen Verlage ist viel zu dünn. Aktuell sind nur 40.000 verfügbar – für den normalen Nutzer aber werden E-Reader erst ab 300.000 bis 400.000 Titeln interessant. Diese Titelzahl wird frühestens in neun Monaten verfügbar sein.
Die Ankündigung gab es doch schon mal?
Das ist richtig. Die Verlage hatten im vergangenen Jahr zugesichert, an die 100.000 Titel bereitzustellen. Tatsächlich hat sich nicht viel getan. Dabei müsste inzwischen auch dem Letzten klargeworden sein, dass da ein Markt entsteht mit einer nennenswerten und rentablen Größe.
Sparen Verlage beim E-Book nicht viel Geld für Druck, Papier und Vertrieb?
Schön wäre es. Natürlich fällt der Druck weg. Aber weiterhin müssen Autoren betreut und bekannt gemacht werden, das Lektorat kostet Geld, und digitale Distribution sowie das Vorhalten von Datenbanken sind auch nicht gratis. Unter dem Strich ergibt sich – je nach Buchtyp – eine Kostenreduktion von 10 bis 20 Prozent.