Weltweite Attacke Japans Pharmariesen blasen zum Angriff

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Daiichi-Sankyo-Europa-Chef Reinhard Bauer Quelle: Pressefoto

Noch sorgt vor allem der Blutdrucksenker Olmetec für steigende Umsätze. Die Einführung des Mittels Efient zur Vorbeugung gegen Blutgerinnsel verlief dagegen bislang enttäuschend.

In einigen Jahren soll Edoxaban für Umsatzsprünge sorgen. Das Präparat gilt als Hoffnungsträger im Kampf gegen Thrombosen und Schlaganfälle. Es zählt zu einer neuen Klasse von Medikamenten, denen Branchenexperten in einigen Jahren ein jährliches Umsatzpotenzial von bis zu 15 Milliarden Dollar prophezeien.

Allerdings ist Daiichi Sankyo spät dran – und die Konkurrenz groß. Unter anderem tummeln sich auch Boehringer Ingelheim und Bayer in dem Markt. Weit vorn liegt Boehringer: Deren Schlaganfallmittel Pradaxa darf nach der kürzlich erfolgten Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden bereits in den USA und Kanada verordnet werden; mit der Zulassung für den europäischen Markt könnte es dieses Jahr auch noch klappen.

Bayer ist den Ingelheimern mit Xarelto dicht auf den Fersen. Die Leverkusener haben kürzlich ihre Zulassungsanträge bei der europäischen und der US-amerikanischen Prüfbehörde eingereicht – in etwa einem Jahr könnte das Mittel auf dem Markt sein. Bayer traut dem Medikament einen jährlichen Spitzenumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro zu.

Edoxaban dagegen dürfte erst gegen 2013 – etwa ein Jahr nach Bayer – in den USA und Europa verfügbar sein. Dann aber könnte das Präparat, urteilen die Analysten der australischen Investmentbank Macquarie, zum Besten seiner Klasse aufsteigen. Sie loben, dass sich bei Edoxaban bislang keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zeigten.

Da kann Bayer nicht ganz mithalten. Es gebe bei Xarelto aber „nur wenige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nahrungsmitteln“, erklärt Bayer dazu. Die Leverkusener verweisen darauf, dass sie bei einem Vergleich mit dem jahrzehntealten Standardmedikament Warfarin deutlich besser abschnitten.

Geduld zahlt sich Aus

Europa-Chef Bauer sieht für Daiichi Sankyo einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz: „Wir haben die klinischen Studien sorgfältiger durchgeführt. Wir haben uns mehr Zeit genommen, die richtige Dosierung zu finden und die Patienten genauer auszuwählen.“

Japanische Investoren, wie sie bei Daiichi Sankyo die Mehrheit stellen, gelten als geduldiger als ihre US-Kollegen. Die Entwicklung eines neuen Medikaments darf schon mal etwas länger dauern, wenn am Ende die Qualität stimmt.

Ihren Langmut haben die Aktionäre vor nicht allzu langer Zeit aber schon einmal beweisen müssen – nach der Übernahme von Ranbaxy 2008. Denn der Kauf des indischen Generikaherstellers führte zunächst zu einem Problem: Anfang 2009 schrieben die Japaner wegen Ranbaxy mehr als zwei Milliarden Euro ab – und wiesen am Ende einen Verlust von 2,5 Milliarden Euro aus. Die FDA hatte gegen einige Ranbaxy-Präparate einen Einfuhrstopp in die USA verhängt, nachdem den Prüfern in zwei indischen Fabriken Produktionsmängel aufgefallen waren. Der Bann dauert bis heute an, eine Einigung scheint aber bevorzustehen.

Der Langmut der Aktionäre scheint sich auszuzahlen. Daiichi Sankyo schreibt wieder schwarze Zahlen, weil sich der Ranbaxy-Kauf nun doch immer mehr auszahlt und der Blutdrucksenker Olmetec nach wie vor gut läuft. Für das Geschäftsjahr 2010/11 erwartet der Konzern 833 Millionen Euro Gewinn bei einem Umsatz von 8,1 Milliarden Euro.

2010 hatte Daiichi Sankyo seine Gewinnprognose erhöht. Doch bescheiden, wie sich die Japaner geben, brachten sie dies der Öffentlichkeit nur verklausuliert zur Kenntnis: Es habe sich zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen Halbjahresgewinn eine Differenz ergeben. 

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