Werbebranche Autovermieter Sixt in der Hall of Fame

Seite 3/6

Sixt-Werbung von 2001 mit der Quelle: AP

So ließ er etwa eine riesige Sixt-Giraffe am Düsseldorfer Flughafen aufstellen, die schnell zum beliebten Treffpunkt für Reisende avancierte. In Frankfurt lud er auf der angeblich längsten Indoor-Werbewand der Welt auf 400 Metern Länge zur einer Bilderzeitreise durch 4000 Jahre, von der Erfindung des Rads bis zur Gegenwart – mit frechen Anspielungen auf die Sixt-Wagenpalette. Die riesigen schwarz-orange gestrichenen Treppentürme in Berlin-Tegel wiederum muten fast an wie moderne Kunst. Ein Parkhaus am Münchner Flughafen bepflasterte Sixt mit Megapostern, in Köln ließ er Knoten in die Betonsäulen drehen und am Hamburger Airport Fahrzeuge von der Decke hängen. Im Jahr 2006 leuchtete sogar der Tower des Flughafens in Hannover für kurze Zeit in knalligem Sixt-Orange – dazu gab es den Slogan: „Mayday! Preise im freien Fall“. Seine Devise: „Nutze jede Möglichkeit.“

Nur eine lehnt er in Sachen Werbung kategorisch ab: die Vermarktung der eigenen Person. „Ich bin nicht eitel“, sagt Sixt, der nur einmal sein Konterfei zur Verfügung stellt – bei der Einführung der Internet-Tochter e-Sixt, für die sich der knorrige Unternehmer mit Baseball-Cap ablichten lässt. Allen weiteren Avancen dieser Art hat Sixt widerstanden – „dafür genieße ich es bis heute, unerkannt in Restaurants und Hotels zu gehen.“

Legendäre Werbung mit Polit-Promis

Statt auf das eigene Gesicht setzt Sixt auf Provokationen mit einem Augenzwinkern. Dabei bewegt er sich gern am Rande der politischen Korrektheit. So machte er zum Beispiel einmal mit einem verbeulten Porsche auf das Sportwagen-Angebot aufmerksam („Wir vermieten auch an Frauen“), zeigte die wichtigsten Regionen eines Männerhirns im Querschnitt („Sex“, „Driving“) oder warb mit Heino („Vorher“) und Roberto Blanco („Nachher“) um potenzielle Cabriofahrer.

Legendär sind seine Anzeigen mit Polit-Promis, mit denen der bekennende Neoliberale Sixt gern süffisant auf brandaktuelle Ereignisse reagiert – und dabei kein Lager verschont: Karl Marx legte er ein Bismarck-Zitat in den Mund und wandelte es zu seinem Leitspruch ab („Freiheit ist ein Luxus, den sich jedermann leisten kann“). Mit Guido Westerwelle („Mehr Netto vom Brutto“) warb er für „mehr Auto für Netto“, mit den markanten Augenbrauen des damaligen Bundesfinanzministers Theo Waigel („Soll Ihre nächste Gehaltserhöhung seinen Mercedes finanzieren? Oder Ihren?“) für seine Leasing-Angebote.

Über das Konterfei des damaligen Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder empfahl Sixt wiederum Wagen mit Navigationssystem („Sixt hat auch Autos für Leute, die noch nicht genau wissen, wo sie hinwollen“). Und Ulla Schmidt legte er im Sommer 2009 nach Bekanntwerden ihrer Dienstwagenaffäre in Spanien ein – natürlich unautorisiertes – Versprechen in den Mund: „Nächstes Mal miete ich bei Sixt“. Die Blitzaktion baldowerte Sixt mit seinem Sohn bei einem Glas Wein am Rande der Salzburger Festspiele aus, die damalige Bundesgesundheitsministerin reagierte verschnupft. „Aber da habe ich ein breites Kreuz“, sagt Sixt. „Ich riskiere auch mal, dass der Anwalt kommt.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%