Werbebranche Werbeagentur BBDO verheddert sich in eigenen Strukturen

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Bürgerhäuser säumen den Platz, Ex-Nationalkicker Oliver Bierhoff sitzt herum und liest Zeitung. Da geht das Theater los. Ein Jeep im Zebra-Look fährt auf den Platz, Affengeschrei ertönt, eine Stimme wirbt für die Teilnahme an einem Gewinnspiel. Der Spot aus der Düsseldorfer Kreativschmiede von BBDO gilt der Postbank. Ob es eine gute Idee ist, mitten in der Finanzkrise für eine Bank mit einem Glücksspiel zu werben?

Bei BBDO gehen die Meinungen darüber offenbar auseinander. Udo Klein-Bölting, Chef der BBDO-Beratungssparte, rügt die Banken offen, in ihrer Werbung nicht auf die Krise einzugehen. Zur gleichen Zeit senden seine Kreativ-Kollegen einen Gewinnspielspot. „Das haben wir über Aufklärung der Kunden an den Schaltern aufgefangen“, sagt Frank Behrendt, CEO der BBDO-Tochter Pleon und seit Neuestem für die BBDO-Öffentlichkeitsarbeit zuständig, und nennt die parallelen Kampagnen „integrierte Kommunikation“.

Wer’s glaubt. In Wahrheit läuft bei BBDO allem Anschein seit Jahren vor allem das Spiel jeder gegen jeden. Im Chefbüro geben sich die Amtsinhaber die Klinke in die Hand. Vom Choleriker bis zum Denker waren alle Charaktere vertreten. Werbe-Stars wie Hubertus von Lobenstein oder André Kemper, die Anfang des Jahrzehnts als beste deutsche Kreativköpfe galten, scheiterten und machten sich nach kurzer Amtszeit wieder davon.

Auch der eher stille Klaus-Peter Schulz, den Hildmann im Februar ablöste, musste seinen Schreibtisch räumen und sitzt nun im Vorstand des Fernsehsenders ProSieben Sat1. Hildmann, der die Gruppe bereits in den Neunzigerjahren geleitet hatte, ist der achte Chef, den die New Yorker Zentrale innerhalb von neun Jahren nach Düsseldorf geschickt hat.

Er soll nun eine Agentur zukunftsfest machen, die einem Labyrinth gleicht. Wer BBDO verändern möchte, muss sich mit über 100 Gesellschaftern auseinandersetzen, und das bei einer eher mittelständischen Größe von geschätzten 400 Millionen Euro Bruttoerlös und 4900 Mitarbeitern. „BBDO ist nicht führbar“, sagt einer, der es eine Zeit versucht hat.

Jeder Teilhaber im BBDO-Reich verfolge eigene Interessen. Hier eine PR-Agentur, die Unternehmen ein gutes Image in der Öffentlichkeit verschaffen soll, dort ein Direktvermarkter, der potenzielle Kunden mit Werbebriefen bombardiert: So etwas lässt sich nur schwer unter einen Hut bringen, vor allem, wenn alle am Jahresende gute Zahlen an die Zentrale melden müssen.

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