„Who Killed The Electric Car “ in US-Kinos GM von Dokumentation überrumpelt

Es ist ein Film, der General Motors äußerst ungelegen kommt. Ohne Kirk Kerkorian und seine Attacke auf die Unabhängigkeit von General Motors, der Ikone der amerikanischen Wirtschaft, wäre er wahrscheinlich nicht mal eine Erwähnung in den Annalen der Filmgeschichte wert gewesen. Aber jetzt, vor dem Hintergrund explodierender Benzinpreise, redet ganz Amerika über „Who Killed the Electric Car“.

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Mittelpunkt einer Dokumentation über die verschwundenen Electric Cars: Der Autokonzern General Motor

NEW YORK. Die Rollen in dieser Dokumentation über den Niedergang eines der ersten elektrischen Serienautos der Welt sind klar verteilt. Der „bad guy“ sitzt in Detroit und die Geschichte beginnt 1990. In diesem Jahr gab es alleine 41-mal Smog-Alarm der höchsten Stufe im Großraum Los Angeles, GM zeigte auf der LA-Autoshow den Prototypen eines Elektroautos – und ließ ihn wieder verschwinden. 1995 verabschiedet Kalifornien ein Gesetz, nach dem in 2003 mindesten zwei Prozent aller zugelassenen Fahrzeuge emissionsfrei sein mussten. Zähne knirschend beugten sich die großen Hersteller und ab 1996 rollen erste Elektroautos wie später auch wieder GMs „EV1“ über die Highways. Allerdings wurden sie vorsichtshalber gar nicht erst nicht verkauft, sondern nur verleast. Denn 2003 kam dann der juristische Erfolg: Eine Klage der Automobilindustrie brachte das Null-Emissionsgesetz zu Fall und GM begann sofort, die Elektroautos wieder einzusammeln. Neue Leasings wurden nicht vergeben, alte Verträge auch gegen den erklärten Willen der Kunden nicht verlängert, Autos unwilliger Kunden teilweise einfach abgeschleppt. Die emissions- und fast wartungsfreien EV1 verschwanden von der Bildfläche, ebenso wie Modelle von Ford, Honda und Toyota. Nun holt GM die Vergangenheit wieder ein: Zu den wenigen überzeugten EV1-Fans gehörte ausgerechnet der Filmemacher Dean Devlin. Devlins Dokumentation über das Thema lief jetzt in den amerikanischen Kinos an. „Wir haben den Film gemacht, weil nie jemand die ganze Geschichte erzählt hat“, sagt er heute. Angespornt haben ihn erfolgreiche Doku-Filme „The Inconvenient Truth“ über Globale Erwärmung, „Bowling for Columbine“ oder „Super Size Me“, ein Film über die Verkaufspraktiken der Fastfood-Industrie und ihre Folgen. „Who Killied The Electric Car“ zeichnet der Geschichte des EV1 nach, befragt Zeitzeugen und spürt einen Elektroauto-Friedhof auf, wo selbst fabrikneue Autos darauf warten, geschreddert zu werden. Lief der Film Ende Juni in nur acht Kinos in den USA an, zeigten ihn dieses Wochenende schon alleine in New York zehn Undergroundkinos. Marktbeobachter in Hollywood glauben, dass der Film es bis zu einer Oscar-Nominierung schaffen könnte. General Motors wird derweil nervös. Gibt man den Filmtitel bei Google.com als Suchbegriff ein, bekommt man nicht nur die Original-Webseite des von den Sony-Pictures-Studios produzierten Films, sondern als ersten Link von GM bezahlte Seite mit dem Titel „Wie es wirklich war“ mit den technisch unzureichenden, überteuerten Modellen, für die man nicht einmal mehr Ersatzteile liefern konnte. Aufgezeichnet vom GM-Kommunikationschef Dave Barthmuss. Dann muss es ja stimmen.

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