Wichtige Wirtschaftsschranken fallen Handel erwartet „chinesisches Jahr“

Dem Einzelhandel steht 2005 ein „chinesisches Jahr“ bevor – und das gleich zweifach: Weil China zum vollwertigen Mitglied der Welthandelsorganisation WTO aufsteigt, fallen vor dem Jahreswechsel die meisten Investitionsbeschränkungen. Bislang hatten staatliche Auflagen den Expansionsdrang westlicher Handelsketten im Reich der Mitte deutlich gebremst.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

HB DÜSSELDORF. Zudem streichen die westlichen Industrienationen die Quoten für Textilimporte aus China. Den Einkauf deutscher Händler dürfte das deutlich entlasten. „Die Quoten machten bislang 50 Prozent des Beschaffungspreises aus“, schätzt Hartmut Merkel, Vorstand bei Karstadt-Quelle. „Bei den Preisen wird sich 2005 vieles ändern.“ Karstadt-Quelle bezieht jeden vierten Artikel aus China. Für den deutschen Einzelhandel sei der Einkauf dort schon jetzt fast ein Muss, urteilt Peter Breuer, Prinzipal bei der Unternehmensberatung McKinsey. Schließlich betragen die Arbeitskosten in China ein Fünfzigstel der Löhne in Deutschland. Gleichzeitig hole China beim Ausbildungsstand auf: Derzeit gebe es dort bereits 250 000 graduierte Ingenieure, 2008 sollen es 350 000 sein. Ein Hindernis bleibt nach Breuers Einschätzung die Logistik. Zwar wird sich das Autobahnnetz bis 2010 auf 36 000 Kilometer verdreifacht haben, doch die Entfernungen seien oft schwer zu überwinden. 27 Tage dauert es, einen Container von Schanghai nach Rotterdam zu verschiffen. „China ist deshalb nicht bei allen Einkäufen die Antwort“, sagt Breuer. Bei Innovationen und Modedesign spiele das Riesenreich ohnehin noch keine Rolle. Dennoch zeigen sich von der Marktöffnung schon jetzt zahlreiche Einzelhändler elektrisiert. „Derzeit beziehen wir 15 Prozent unserer Ware aus China“, sagt Obi-Vorstandschef Sergio Giroldi, „wir planen aber einen Anteil von 25 Prozent.“ China habe sich zu einem stabilen und verlässlichen Einkaufsmarkt entwickelt. Die Aufnahme in die WTO wird auch die Expansion westlicher Handelshäuser nach China beschleunigen. Ab 2005 dürfen Ausländer dort auch dann neue Läden öffnen, wenn ihnen ein chinesischer Partner fehlt und wenn sie schon drei Filialen in einer Stadt betreiben. Bislang haben von den deutschen Handelskonzernen nur Obi und Metro eine Expansion im Reich der Mitte gestartet. Obwohl den chinesischen Verbrauchern durchschnittlich nur 636 Euro an frei verfügbarem Einkommen in den ersten neun Monaten dieses Jahres zur Verfügung standen, zieht der Markt mit 1,3 Mrd. Einwohnern die Konzerne magisch an. Ikea baut in Schanghai sein drittes Möbelhaus; der britische Baumarktbetreiber Kingfisher will nach dem Fall der Restriktionen das Filialnetz auf 39 Häuser verdoppeln; Wal-Mart hat für 2005 elf Warenhäuser in der Planung. Dass bislang Carrefour als der einzige Konzern gilt, der in China Geld verdient, schreckt die Branche nicht. „Die Konzerne versuchen, Marktanteile zu gewinnen“, sagt Dennis Chung von der DBS-Bank, „bevor der Wettbewerb zu eng wird.“ Lesen Sie Ausblicke auf das Jahr 2005 in der großen Handelsblatt.com-Jahreschronik: >>> weiter...

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%