Wirtschaftskrise Drehkreuz Singapur im Leerlauf

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Frachtpreise im freien Fall

Für die Reedereien ist jeder Transport zurzeit ein Minusgeschäft. Laut Morgan Stanley kostet der Transport eines Standardcontainers von Asien nach Europa jetzt zwischen 300 und 500 US-Dollar. Im Sommer 2008 konnten die Reeder noch bis zu 1800 Dollar verlangen. „Alle Reedereien verlieren im Moment Geld“, sagt Praestensgaard. Besonders deutlich zeigt das der Baltic Dry Index, der die Entwicklung der Seefrachtraten widerspiegelt: Von Sommer 2008 bis zum Jahreswechsel stürzten die Preise um mehr als 90 Prozent ab. In den letzten Monaten zogen sie zwar wieder leicht an, weil Unternehmen ihre Lagervorräte aufgebraucht hatten und Ware nachbestellen mussten. -Eine dauerhafte Erholung ist es aber nicht.

So sehr auch die Krise den Absturz ausgelöst hat, ganz unschuldig sind die Reeder daran nicht. Denn sie haben den Bau von viel zu vielen Schiffen veranlasst. Erst im vergangenen Jahr nahm Maersk acht der größten Frachter der Welt mit einem Fassungsvermögen von jeweils 13.000 Standardcontainern in Betrieb. Weltweit haben Werften Bestellungen für 1400 neue Containerschiffe, deren Fassungsvermögen entspricht 60 Prozent der heutigen Kapazität.

Überzählige Schiffe

Zwar wollen die Reedereien Bestellungen stornieren oder Auslieferungen hinauszögern. Doch so verschwindet kaum eines der überzähligen Schiffe. „Die größten Reedereien der Welt haben eine sehr gute Bilanz und wenig Schulden“, sagt ein Fondsmanager, der für eine Großbank die Logistikbranche beobachtet. „Die können es sich leisten, die Schiffe zu parken.“

Dabei kalkulieren die Reeder damit, dass die Hersteller von Spielzeug, PCs, Sportartikeln und Textilien die Produktion in Fernost nicht aufgeben werden. Sobald der Welthandel geringfügig anzieht, nehmen die Reeder ihre leeren Schiffe wieder schlagartig in Betrieb. Das bedeutet, dass die Preise weiterhin unter Druck bleiben. Die Containerschifffahrt dürfte Jahre brauchen, um sich zu erholen.

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