Zeitungsbericht Ermittler befürchten dritte Terrorzelle

Die britischen Behördern geben auch nach der Festnahme aller Rucksackbomber vom 21. Juli keine Entwarnung. Vielmehr gehen die Ermittler nach einem Zeitungsbericht davon aus, dass noch eine dritte islamistische Terrorzelle in Großbritannien exitisiert, die weitere Anschläge plant. Auch die Niederlande schlagen nun Alarm.

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Polizist in London: Nach den Anschlägen herrscht in der britischen Hauptstadt große Nervösität. Foto

HB LONDON. Antiterrorchef Peter Clarke sagte laut „Sunday Times“, die Bedrohung bleibe und sei „sehr real“. Ein anderer, nicht namentlich genannter Beamter von Scotland Yard sagte, die Antiterroroperation am Freitag in London sei nur die „Spitze des Eisbergs“ gewesen. In den nächsten Monaten müsse noch ein großes Terrornetzwerk zerschlagen werden. Nur einen Tag nach der Festnahme der Rucksackbomber in London und Rom gestand einer der Terrorverdächtigen den Anschlag. Der in Rom festgenommene somalisch-stämmige Osman Hussein (27) gab nach italienischen Medienberichten vom Samstag zu, dass er am 21. Juli eine U-Bahn in der britischen Hauptstadt in die Luft sprengen wollte. Seine Komplizen hätten ihm einen Rucksack übergeben, den er an einer U-Bahn-Station abstellen sollte. In London begann die Polizei unterdessen damit, die dort festgenommenen mutmaßlichen Terroristen zu verhören, um mögliche Hintermänner aufzuspüren. Hussein will sich nach italienischen Medienberichten gegen das Auslieferungsersuchen Großbritanniens juristisch zur Wehr setzen. Damit könnte sich seine Überstellung nach London verzögern, berichtete der britische Fernsehsender BBC. Nach britischen Medienberichten nahm die Polizei bei ihrer erfolgreichen Jagd nach den vier Rucksackbombern am Vortag auch einen fünften Terrorverdächtigen fest. Nach den Angaben unter Berufung auf Polizeiquellen handelt es sich um Whabi Mohammed (23). Er ist der Bruder des Rucksackbombers Ramsi Mohammed, der ebenfalls am Freitag festgenommen worden war. Offiziell bestätigte die Polizei dies nicht. Bei Scotland Yard hieß es jedoch, der dritte am Vortag Festgenommene sei von „bedeutendem Interesse“. Seit Tagen gab es in Großbritannien Spekulationen um einen fünften Bomber, nachdem vor einer Woche in einem Gebüsch in London ein Rucksack entdeckt worden war, der einen Sprengsatz enthielt. Nach Angaben des „Daily Mirror“ sollte der fünfte Mann ebenfalls eine Bombe in einer U-Bahn zünden. Als diese nicht hochging, habe er sie nahe der Station in einem Park versteckt, hieß es.

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In London waren die mutmaßlichen Attentäter Muktar Said Ibrahim alias Muktar Muhammad Said (27) und Ramsi Mohammed sowie nach noch unbestätigten Berichten dessen Bruder Whabi festgenommen worden. Am Mittwoch war als erster der mutmaßlichen Terroristen Yasin Hassan Omar (24) in Birmingham überwältigt worden. Der gebürtige Somalier lebte seit vielen Jahren legal auf der britischen Insel, wie auch der aus Eritrea stammende Said. Nach britischen Zeitungsberichten kam die Polizei den Terrorverdächtigen in London durch Hinweise aus der Bevölkerung auf die Spur. Ein Anrufer habe Scotland Yard mittels einer eigens eingerichteten Antiterror-Hotline Hinweise gegeben, wonach sich einer der Verdächtigen in einer Wohnung in Westlondon versteckt halte. Auch Angehörige der Verhafteten sollen der Polizei geholfen haben. Die Festnahme in Rom sei in enger Kooperation zwischen britischen und italienischen Sicherheitskräften erfolgt, hieß es. Dem dort Festgenommen sei man durch Handytelefonate auf die Spur gekommen. Bei den Verhören wollen die Ermittler nun unter anderem herausbekommen, ob es Hintermänner gibt oder einen Zusammenhang mit den Selbstmordanschlägen vom 7. Juli. Bei den Attentaten auf drei U- Bahnen und einen Bus waren 56 Menschen getötet worden, darunter die Terroristen, weitere etwa 700 Menschen wurden verletzt. Unterdessen sehen sich auch die Niederlande hochrangigen Regierungsvertreter zufolge einer großen Bedrohung durch terroristische Anschläge ausgesetzt. Die Regierung müsse größere Anstrengungen unternehmen, um die Bevölkerung über die Gefahr zu informieren und auf eventuelle Anschläge vorzubereiten, sagte Tijbbe Joustra, nationaler Koordinator für den Kampf gegen Terrorismus der Zeitung „Algemeen Dagblad“. „Ein Angriff ist gut möglich“, sagte er. Es gebe zwar keine konkreten Hinweise, jedoch Anzeichen für eine zunehmende Radikalisierung. „Deswegen sprechen wir von einer beträchtlichen Gefahr“. Nach den Anschlägen im vergangenen Jahr in Madrid und vor kurzem in London stieg die Angst vor Attentaten auch in den Niederlanden, die den US-geführten Einmarsch im Irak unterstützt und nach dem Krieg auch Truppen dorthin entsandt hatten. Die Zeitung „De Telegraaf“ veröffentlichte eine Umfrage, derzufolge rund zwei Drittel der Niederländer noch in diesem Jahr mit Anschlägen in ihrem Land rechnen.

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