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Zugsausfälle Bahn fahren: Die moderne Odyssee

Erst das Hitzechaos, dann das Unwetter: Auch etliche WirtschaftsWoche-Redakteure zählten zu den Betroffenen des Deutsche-Bahn-Kollapses. Ihre Erlebnisse: keine Information, keine Klimaanlage, keine Bahn.

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Keinerlei Anzeigen

Menschenmassen warten auf dem Quelle: dpa

Düsseldorf, Montag, 17:30 Uhr: Ein Kollege stürzt in mein Büro: "Es fahren keine Bahnen mehr nach Köln wegen des Unwetters." Schneller Blick auf die Info-Seite der Deutschen Bahn. Doch, eine S-Bahn um 17.58 Uhr leuchtet hier noch grün mit "pünktlich". Ich eile zum Bahnhof. Unten keinerlei Anzeigen. Oben auf dem S-Bahn-Gleis auch nicht. Es kommt keine S-Bahn und auch kein anderer Zug.

Tausende Menschen auf den Bahnsteigen fragen sich gegenseitig, ob es eine Durchsage gegeben habe. Keiner weiß etwas. Nach etwa einer halben Stunde ohne irgendeine Information kocht die Wut hoch. Nicht weil die Bahn wegen des Unwetters nicht fährt. Sondern weil weder jemand am Lautsprecher die Lage erklärt geschweige denn sich ein Uniformierter auf die Bahnsteige wagt. Dann kommt sie endlich, die Ansage: "Wir wissen nicht, wann der nächste Zug nach Köln fahren kann. Warten Sie auf die Ansage."

Stephanie Heise

Stehplatz ergattert

Düsseldorf, Montag, 17:00 Uhr: Der Bahnhof voller herumirrender Menschen, vor dem einzigen Auskunftsschalter stehen hunderte von Fahrgästen an. Die Anzeigetafeln sind leer oder es stehen die Zugabfahrten von 13.00 – 14.00 Uhr drauf, keinerlei Durchsagen außer „Unterlassen Sie das Sitzen auf den Bahnsteigkanten, es besteht Lebensgefahr“. Ich frage mich durch, ob jemand weiß, wann und wo was nach Köln fährt. Keiner hat Ahnung.

17.30 Durchsage: Auf Gleis 16 steht der nächste Zug nach Köln. ICE – knallvoll, Stehplatz ergattert.

18.00 Uhr: Zug steht immer noch, keine Durchsage, das Fahrtzielschild am Gleis wechselt ständig. Keine Chance, an ein Getränk zu gelangen.

18.20 Uhr: Der Zug setzt sich in Bewegung, Richtung Köln. Kurz vor Köln Durchsage, Zug hält heute nicht in Deutz. Der Zug hielt dann doch in Deutz,

18.45 Uhr: Ausgestiegen. Die Bahn kann nichts für das Unwetter. Aber die Fahrgastinformation ist gleich Null, ob Boden- oder Bordpersonal, keiner weiß was, keiner sagt was. Selbst über die Durchsage „Wir wissen zur Zeit nicht, wann es weitergeht, melden uns aber bei neuen Informationen“, wäre ich superdankbar gewesen. Jetzt warte ich mal gespannt auf die Tarifrunde, die „fünfte Jahreszeit“ der Bahn AG.

Regina Surmont

"Danke, dass Sie trotzdem mit der Deutschen Bahn fahren"

Düsseldorf, Freitag, 09.07.2010, 18:25 Uhr: Mal wieder ein neuer Hitzerekord im Rheinland. Endlich geht's nach Hause. Über dem S-Bahnsteig Bilk im Düsseldorfer Süden verschwimmt der Blick in der heißen Luft. Pünktlich auf die Minute um 18:30 fährt die S 28 ein.

In Weiß und Rot lackiert unterscheidet sich der S-Bahn-Zug der örtlichen Regiobahn schon auf den ersten Blick von den rund um Düsseldorf sonst knallroten S-Bahnen der Deutschen Bahn AG. Und auch beim Service macht die S-Bahn einen Unterschied, die von einem Gemeinschaftsunternehmen der Städte Düsseldorf, Neuss, und Kaarst sowie den Kreisen Mettmann und Neuss und den Stadtwerken Wuppertal betrieben wird. Denn als der vom Hersteller Bombardier gebaute Talent-Triebwagen hält, weht mir aus Türen bereits die angenehme Kühle einer Klimaanlage entgegen.

Dankbar genieße ich die erfrischende Fahrt bis Neuss, wo ich noch einmal umsteigen muss. In einen weiteren Talent-Triebwagen – diesmal aber betrieben von der Deutschen Bahn. Und mit defekter Klimaanlage. "Bei den Temperaturen", erklärt der Fahrzeugführer entschuldigend und mit schweißdurchnässtem Hemd, "versagen unsere Klimaanlagen regelmäßig". Warum die Kühlung bei der Konkurrenz funktioniere, will ich wissen. Das, sagt der Bahner, wüsste er auch gerne, und bittet die Fahrgäste um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten. "Danke, dass Sie trotzdem mit der Deutschen Bahn fahren."

Thomas Kuhn

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