Zukunftsprognose 2030 Wer ist 2030 der größte Konzern der Welt?

Das größte Unternehmen des Jahres 2030 existiert heute noch gar nicht. Es wird Global Resources China heißen – oder so ähnlich. Auf alle Fälle handelt es sich um einen chinesischen Rohstoffkonzern.

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Almut Kirchner, Marktfeldleiterin Energie- und Klimapolitik des Beratungsunternehmens Prognos in Basel

Eine führende Rolle wird dabei am Anfang ein bereits großes staatliches chi‧nesisches Energieunternehmen über‧nehmen. Das wird um eine Rohstoffsparte erweitert und – finanziert durch eine staatliche Bank – mit einem staatlichen Minenkonzern fusioniert.

Im Laufe weniger Jahre übernimmt dieser chinesische Konzern dann Teilsparten anderer Rohstoffmultis. Das Unternehmen erwirbt zunehmend Know-how über Explorationsmethoden, um auch tiefer liegende Rohstoffvorkommen oder Schätze aus dem Meeresgrund bergen zu können.

Grundmaterial des Fortschritts

Förderländer von Eisenerz

Eine Recyclingsparte rundet das Portfolio ab – so sichert sich die Global Resources China den Zugriff auf die Sekundärrohstoffe. In einem dritten Schritt wird in Kooperation mit Banken eine Dienstleistungssparte entwickelt, die Industriekunden über die Organisation ihres Rohstoff- und Produktkreislaufs berät und dafür neue Geschäftsmodelle ausarbeitet.

Bereits heute, im Jahr 2010, zählen die britisch-australischen Energie- und Rohstoffkonzerne Rio Tinto und BHP Billiton zu den umsatzstärksten Unternehmen der Welt. Mineralische Rohstoffe wie Kupfer, Platin, Palladium oder Lithium und Energierohstoffe sind – neben agrarischen Rohstoffen, Wissen und Qualifikation – das Grundmaterial der Fortentwicklung von Industriegesellschaften. Sie werden unter anderem für das Stromnetz, Katalysatoren, Mobiltelefone und Batterien benötigt. Ihre Verfügbarkeit ist wesentlich für Wertschöpfung und Wachstum.

Die Bedeutung mineralischer Rohstoffe steigt. Hingegen werden sich die konventionellen Rohstoffe wie Öl und Gas zunehmend verknappen. Auch wenn in den vergangenen Jahren immer wieder von neuen interessanten Öl- und Gas‧funden die Rede war, ist die Ausbeutungdieser Felder noch bei Weitem nicht gesichert.

Zunehmend werden Quellen in Angriff genommen, die nicht mehr einfach zu erschließen sind und zum Teil erhebliche Umwelt- und Systemrisiken bergen. Dies hat sich erst vor Kurzem bei der Explosion der von BP eingesetzten Tiefseebohrplattform Deepwater Horizon und der anschließenden Ölpest im Golf von Mexiko gezeigt.

Langfristig werden die globalen Energiesysteme umgebaut und auf erneuerbaren Energien sowie neuen Speichertechnologien beruhen. Dies geschieht sowohl aufgrund der Erschöpfung konventioneller Ressourcen als auch aufgrund eines international gültigen Klimaschutzabkommens. Der Druck auf die fossilen Energieträger wird sich daher verringern – es wird damit auch nicht mehr so viel Geld verdient.

Eine chinesische Kupfermine in Quelle: AP

Anders bei den mineralischen Rohstoffen: Mit der rasanten Entwicklung der modernen Informations- und Kommunikationstechnologie in den vergangenen 30 Jahren und vor allem der Mobilkommunikation hat sich das Spektrum der für industrielle Produktion benötigten Rohstoffe deutlich erweitert.

Mittlerweile werden sehr viele sehr seltene Metalle benötigt: Edelmetalle, zum Beispiel Platin und Palladium für Katalysatoren, sogenannte Gewürzmetalle (die in geringer Dosierung – eben in Gewürzstärke – Metalllegierungen veredeln) wie Coltan, Gallium oder Cadmium und seltene Erden.

Die Produkte, in denen sie eingesetzt werden wie Mobiltelefone, Rechner und Batterien, sind weit verbreitet, die bekannten Vorräte sind zum Teil begrenzt. Die Preise ziehen an, ein Absinken ist – abgesehen von allgemeinen marktbedingten Schwankungen – nicht zu erwarten. Wer hier Zugriff hat, wird künftig eine sehr starke Verhandlungsposition haben.

Der Zugang zu diesen Rohstoffen und ihre Sicherung sind insbesondere für große Länder wie Russland, China, die USA oder Indien eine wichtige strategische Frage. China verfolgt seit Jahrzehnten eine langfristig orientierte Rohstoffstrategie und hat sich inzwischen nicht nur den Zugang zu Ressourcen im eigenen Land – vor allem in Gebirgs- und Wüstenregionen – gesichert, sondern auch in anderen Weltregionen wie Afrika und Lateinamerika.

Der Weltmarkt für Rohstoffe wird bereits heute von wenigen sehr großen Unternehmen beherrscht. Zu ihnen zählen chinesische Staatskonzerne wie Petrochina oder Sinochem, die ihre strategische Position auf den Weltmärkten in Zukunft ausbauen werden. Allerdings werden nur diejenigen Unternehmen dauerhaft erfolgreich sein, die sich nicht nur den Zugriff auf die sehr begrenzten Quellen sichern, sondern auch den Zugriff auf verarbeitete Rohstoffe zur Wiederverwertung. Die künftige Global Resources China wird in beiden Bereichen gut aufgestellt sein.

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