Deutsche Bank Josef Ackermann: Der 25-Prozent-Mann

Josef Ackermann bleibt Chef der Deutschen Bank und hält an seinen Renditezielen fest. Sind die obszön oder für die Bank lebensnotwendig?

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Deutsche-Bank-Chef Josef Quelle: REUTERS

Die Verlängerung seiner Amtszeit mag nicht Josef Ackermanns Lebensplanung entsprochen haben. Doch allzu unglücklich scheint er darüber nicht zu sein. Gestärkt von einem hohen Quartalsgewinn, blickte er am vergangenen Dienstag selbstbewusst wie selten nach vorn, redete von außerordentlichen Chancen, die sich der Deutschen Bank böten, gar von der möglichen Weltmeisterschaft. Und wieder von einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern: „Das ist auch ohne großes Risiko möglich“, sagt Ackermann. „Wir haben dieses Ziel auch in stabilen Geschäftsbereichen erreicht.“ Leider wollten dies einige Kritiker nicht verstehen.

Überzeugen konnte er sie auch diesmal nicht. Linken-Chef Oskar Lafontaine war sogleich zur Stelle und nannte die Zielvorgabe seines Lieblingsfeindes „schlicht und einfach verrückt“. Auch andere Politiker erregten sich über den „Irrwitz“ und ein „falsches Signal“.

Renditekennzahl spielt für Investoren keine große Rolle mehr

Bisher hat Ackermann trotz herber Verluste 2008 gezeigt, dass er hohe Renditen erzielen konnte, ohne die Existenz der Bank aufs Spiel zu setzen. Doch haben solch ehrgeizige Vorgaben in den vergangenen Jahren die gesamte Branche derart unter Druck gesetzt, dass sich viele Konkurrenten in riskanten Geschäften verspekuliert haben. Derzeit spielt die Renditekennzahl deshalb für Investoren auch keine große Rolle mehr, der Blick auf die Risiken in der Bilanz ist wesentlich wichtiger.

Experten tun sich mit pauschalen Urteilen schwer. „25 Prozent sind der obere Rand dessen, was möglich ist“, sagt Michael Grote, Professor an der Frankfurt School of Finance and Management. Das gelte auch nur für Investmentbanken wie die Deutsche Bank. Bei denen seien einige Geschäfte wie die Beratung ohne großen Kapitalaufwand möglich und entsprechend renditestark, ohne dass das Risiko grenzenlos ausufere.

Im traditionellen Kreditgeschäft sind solche Zahlen wegen des hohen erforderlichen Kapitaleinsatzes nicht zu erzielen. Die hier stark engagierten Sparkassen haben in den vergangenen Jahren kaum mehr als sieben Prozent geschafft. Commerzbank und HypoVereinsbank kamen etwa auf 15 Prozent. Auch die internationalen Investmentbanken schafften die 25-Prozent-Marke nur in guten Jahren wie 2006.

Über die Qualität des Managements sagt die Zahl relativ wenig aus, weil sie sich leicht steuern lässt. So erreichte Ackermann die 25 Prozent im ersten Quartal nur nach der bankeigenen Zieldefinition vor Steuern und Restrukturierungskosten. Nach der branchenüblichen Definition wären es 22,6 Prozent. Zudem hat Ackermann in den ersten Jahren seiner Amtszeit die Kennzahl durch Aktienrückkäufe nach oben getrieben. Dadurch sank das Eigenkapital der Bank, und diese unterlegte ihre Geschäfte dank niedriger Zinsen stärker mit Fremdkapital. Das steigerte automatisch die Rendite – machte die Deutsche Bank aber wie die Wettbewerber verwundbarer.

„Die Kennzahl war in den vergangenen Jahren für Investoren das Maß aller Dinge“, sagt Thomas Hartmann-Wendels, Bankenprofessor an der Universität Köln. Das sei gefährlich, weil sie die Erwartungen bei allen Instituten unabhängig vom Geschäftsmodell in unrealistische Höhen treibe und dabei Risiken komplett ausblende. „Für die Deutsche Bank sind 25 Prozent wegen ihres Geschäftsmodells vielleicht ohne dramatische Risiken erreichbar“, sagt Hartmann-Wendels.

Ackermann war jedoch ein fatales Vorbild für die Konkurrenz, die ihm nacheifern sollte und wollte, dies aber wegen ihres kapitalintensiveren oder margenschwachen Geschäfts nicht konnte. So gab etwa die Hypo Real Estate noch 2007 für 2010 eine Eigenkapitalrendite von 15 Prozent nach Steuern als Ziel aus – ein der Deutschen Bank vergleichbarer Wert. Das Münchner Institut steht nun vor der Zwangsverstaatlichung.

Allerdings kann man Ackermann kaum vorwerfen, dass er zu viel Geld verdient. Für ihn ist der Gewinn extrem wichtig, um weitere Turbulenzen überstehen zu können. So konnte die Deutsche Bank mit dem Gewinn von 1,2 Milliarden Euro ihre Kapitalbasis so stärken, dass diese bei soliden 10,2 Prozent liegt.

Ob Ackermann 25 Prozent in seiner verlängerten Amtszeit noch oft erreicht, ist zweifelhaft. „Die Renditen werden in der gesamten Branche über Jahre sinken“, sagt der Deutschland-Chef einer Investmentbank. Viele Geschäftsbereiche liegen darnieder, die schwache Konjunktur führt zu Kreditausfällen, die Deutsche Bank hat von einem Sonderboom im Anleihegeschäft profitiert. Vermutlich wird den Banken zudem eine höhere Eigenkapitalausstattung verordnet. Matthias Graf von Krockow, Chef der von der Krise gebeutelten Privatbank Sal. Oppenheim: „Eine Lehre aus der Krise ist, dass es die Renditen der vergangenen Jahre nicht mehr geben wird.“

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