Deutsche Bank Klaus Martini tritt zurück

So richtig mag der Wechsel nicht in die steile Karriere des Klaus Martini passen: Zum Jahresende tritt der Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank ab, Martini wird Vorstandsmitglied des zum Konzern gehörenden Vermögensverwalters Wilhelm von Finck. Zu den Gründen für den Wechsel will sich die Deutsche Bank nicht äußern.

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Martinis Welt schrumpft. Statt Frankfurt wird er künftig im bayerischen Grasbrunn beheimatet sein. Quelle: dpa

FRANKFURT. Klaus Martini ist Aufmerksamkeit gewohnt. Wenn der Banker in den vergangenen Jahren der Presse seinen Ausblick auf die internationalen Finanzmärkte gewährte, war die gesamte Frankfurter Journalistenszene vertreten. Martini ist nicht irgendwer. Als globaler Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank gab er die Richtung für vermögende Privat- und Geschäftskunden der Deutschen Bank vor.

Alles Geschichte. Die Deutsche Bank wird künftig auf ihren obersten Anlagestrategen verzichten. Zum Jahreswechsel werde der 51 Jahre alte Martini Vorstandsmitglied des zum Konzern gehörenden Vermögensverwalters Wilhelm von Finck, teilte das Geldhaus mit. Dessen Vorstand wird mit Martini von zwei auf drei Mitglieder erweitert.

Martinis Welt schrumpft. Statt 330 Mrd. Euro verwalteten Vermögens künftig zwei Mrd. Euro von reichen Privatkunden und Family Offices; statt Frankfurt das bayerische Grasbrunn. Zu den Gründen für den Wechsel will sich die Deutsche Bank nicht äußern. Nein, ein Abstieg sei das keinesfalls. Schließlich habe Martini näher mit Großkunden zusammenarbeiten wollen und werde - vorbehaltlich der Zustimmung der Finanzaufsichtsbehörde BaFin - künftig Vorstand. Doch so richtig mag der Wechsel nicht in die über zwei Jahrzehnte währende, steile Karriere des Klaus Martini im Konzern passen.

Vielleicht sind seine Überzeugungen, mit denen er bei der Fondstochter DWS und später als Chefstratege der Deutschen punktete, nicht mehr kompatibel mit den Anforderungen der heutigen Zeit. Martini steht für eine Anlagestrategie, die in den letzten Monaten Häme statt Lob erntete. Das trifft auch Martini, den notorischen Aktienoptimisten, der bei jeder Gelegenheit auf die langfristigen Chancen von Dividendentiteln hinwies. Asien sei der Kontintent der Zukunft und China seine Zugmaschine, predigte Martini. Als alternative Anlagen immer populärer wurden, pries er die Chancen bei Immobilien und Rohstoffen.

Die Botschaften glichen sich. Jahr für Jahr. Die Finanzpresse reagierte immer gelangweilter. Martini aber spielte weiter den smarten Unterhalter; an seiner stets optimistischen Haltung rüttelte er nicht.

Bis vor kurzem, als Martini so gar nicht nach Martini klang. Wenige Tage vor dem Bekanntwerden seines Wechsels sagte der Stratege in einem Interview, dass er "jetzt keine Aktien kaufen würde". Die Turbulenzen an den Finanzmärkten dürften auch im kommenden Jahr anhalten. Man darf gespannt sein, was er bei seiner Abschiedsvorstellung im Dezember zur Zukunft der Kapitalmärkte sagen wird. Ein Nachfolger soll übrigens "demnächst" bekannt gegeben werden.

Die Kollegen werden ihn vermissen. Seine Mitarbeiter schwärmen von ihrem "Klaus" und den Ideen, die er von seinen Reisen mitbringt. Martinis neuer Chef Stefan Freytag, Vorstandssprecher der Wilhelm von Finck AG, freut sich jedenfalls: "Er ist die ideale Person mit viel Kapitalmarkterfahrung und zusätzlich ein sehr visibler Mensch", lobt er den unverhofften Neuzugang. Ganz so visibel dürfte Martini künftig nicht mehr sein.

Klaus Martini

1983: Abschluss in Volkswirtschaftslehre nach Studium in Wien und München.

1984: Start bei der Fondstochter der Deutschen Bank, DWS, wo er zu-nächst Branchenfonds betreut.

1988: Martini übernimmt die Verantwortung für europäische Fonds.

1994: Er wird Leiter des Fondsmanage-ments Europa der DWS.

1998: Martini übernimmt - gemeinsam mit Klaus Kaldemorgen - die Co-Leitung des Fondsmanagements der DWS Investment GmbH. Das Team von 70 Investmentspezialisten verwaltet ein Vermögen von mehr als 40 Mrd. Euro.

Juli 2002: Martini wird Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank (Global Chief Investment Officer). Er steuert weltweit die Ausrichtung der Depots von Privatkunden.

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