Innovationspreis 2019 So innovativ ist die deutsche Wirtschaft

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Seine Big-Data-Lösung hat Otto inzwischen umgebaut

In einem komplett anderen Marktumfeld bewegt sich dagegen Carl Zeiss Meditec aus Jena. Das Medizintechnikunternehmen hat im Jahr 2011 den Innovationspreis in der Kategorie Mittelstand für eine hochwirksame und kostengünstige Krebstherapie abgeräumt. Die Krebsbestrahlung mit dem Namen Intrabeam, die vor allem in der Brustkrebstherapie eingesetzt wird, kommt mit nur einer einzigen statt wie früher 30 oder 40 Bestrahlungen aus. Die Patientinnen lassen sich direkt nach der Tumoroperation mit der kugelförmigen Strahlenquelle in der Operationswunde eine halbe Stunde lang von innen bestrahlen. „Die verkürzte Bestrahlungsdauer kann Nebenwirkungen reduzieren und ermöglicht eine schonende Behandlung“, sagt Lars Brunner, Chef des Bereichs Zeiss Mikrochirurgie.

Bis heute wurden mehr als 20.000 Patientinnen in mehr als 40 Ländern mit Intrabeam behandelt. Zudem arbeiten die Forscher von Zeiss Meditec an neuen Anwendungsgebieten jenseits des Kampfes gegen Brustkrebs: So befindet sich die Ausweitung auf Gehirntumore derzeit in der klinischen Untersuchungsphase; die Ergebnisse der ersten klinischen Studien dazu seien laut Zeiss Meditec „sehr vielversprechend“.

Erfolgreich hat sich auch das Start-up Seefront entwickelt: Das Unternehmen aus Hamburg hat im Jahr 2013 den Innovationspreis in der Kategorie Start-ups für eine revolutionäre Technologie erhalten, die 3D-Bilder und Videos in höchster Qualität auf fast jedes beliebige Display bringt – ohne Stereobrille wohlgemerkt. Damals baute Seefront-Gründer Christoph Großmann noch spezielle Zusatzprodukte wie etwa einen 3D-Aufsatz für Notebooks und peilte für 2014 einen Umsatz von einer Million Euro an.

„Der Roboter könnte mir das Golfen beibringen!“

Inzwischen fertigt Seefront eigene Displays mit Bildschirmdiagonalen von 23 und 32 Zoll. „Wir produzieren diese 3D-Bildschirme für Industriekunden in Serie“, sagt Großmann, noch immer Seefront-Chef. Bis heute hat das Unternehmen eine vierstellige Zahl an Geräten verkauft und damit im vergangenen Jahr knapp sieben Millionen Euro umgesetzt.

Und manch eine Erfolgsgeschichte, die bei einem der Ausgezeichneten begann, setzt sich inzwischen anderswo fort: Der Handelskonzern Otto beispielsweise erhielt im Jahr 2014 den Innovationspreis in der Kategorie Großunternehmen für ein breit angelegtes Big-Data-Projekt, das die Analyse von Kundendaten in Echtzeit ermöglichte. Die Technologie berechnete für jeden einzelnen Artikel im Sortiment des Versandhändlers tagesaktuell die Verkaufsprognosen der kommenden Monate. Und konnte so beispielsweise recht genau vorhersagen, dass bei Sonnenschein in zwei Wochen der Absatz eines bestimmten Sommerkleids steigen wird.

Das Projekt basierte auf der Software des Karlsruher Start-ups Blue Yonder, einem Joint-Venture des Kernphysikers Michael Feindt und des Otto-Konzerns. Mitte vergangenen Jahres wurde Blue Yonder an den amerikanischen IT-Anbieter JDA Software verkauft. Heute setzt Otto bei der Datenanalyse auf „Machine-Learning-Technologie, die wir mithilfe hauseigener Expertenteams umsetzen“, heißt es aus Hamburg. Seine damals ausgezeichnete Big-Data-Lösung hat Otto inzwischen umgebaut und um selbst gestrickte Lösungen erweitert. Dafür läuft die Software von Blue Yonder heute auch anderswo, unter anderem beim Drogeriemarkt dm, dem Einzelhändler Kaufland oder der britischen Supermarkkette Morrisons.

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