Vor Börsengang Postbank muss noch Hausaufgaben machen

Anleger warten gespannt auf den Börsengang der Postbank. Heute hat sie die die Zahlen für das erste Halbjahr dieses Jahres veröffentlicht. Klar ist: Bevor es an die Börse geht, gibt es ein paar Aufgaben zu erledigen.

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Einen Rückschlag erlebte die Postbank unter anderem bei der Kapitalausstattung: Die harte Kernkapitalquote schrumpfte in den ersten sechs Monaten auf 10,1 von 10,5 Prozent. Quelle: dpa

Frankfurt Die Deutsche Postbank kommt vor der Abspaltung von der Deutschen Bank voran. Im ersten Halbjahr verdiente das Institut unter dem Strich 209 Millionen Euro, wie es am Donnerstag in Bonn mitteilte. Das seien 16 Prozent mehr als im Vorjahr, wenn man die Effekte aus dem Verkauf mehrerer Dienstleistungstöchter an den Mutterkonzern außer Acht lasse.

„Wir legen die Basis für unseren geplanten Börsengang”, sagte Vorstandschef Frank Strauß. Die Postbank sei strategisch auf dem richtigen Weg, habe aber „auf einigen Feldern noch Hausaufgaben zu erledigen”, räumte er ein. Für das Gesamtjahr erwartet die Postbank einen Nettogewinn, der um bis zu 50 Millionen Euro über den 278 Millionen liegt, die sie für 2014 ausgewiesen hatte.

Einen Rückschlag erlebte die Postbank unter anderem bei der Kapitalausstattung: Die harte Kernkapitalquote schrumpfte in den ersten sechs Monaten auf 10,1 von 10,5 Prozent. Ein Grund dafür sei das wachsende Kredit-Neugeschäft mit Privatkunden, durch das die Bilanzrisiken der Postbank stiegen, sagte ein Sprecher. Bei der Verschuldungsquote (Leverage Ratio) erreicht das Institut mit 2,9 Prozent die künftige Mindestquote von drei Prozent noch nicht. Das liegt vor allem am großvolumigen Baufinanzierungsgeschäft der Bauspar-Tochter BHW, das zwar risikoarm ist, aber die Bilanzsumme aufbläht.

Die niedrige Leverage Ratio ist für die Deutsche Bank ein Grund, die Postbank wieder loswerden zu wollen. Der neue Co-Vorstandschef John Cryan will sie so schnell wie möglich an die Börse bringen. Investmentbanker halten einen Börsengang in der ersten Jahreshälfte 2016 für realistisch. Gleichzeitig wartet die Deutsche Bank auf Angebote ausländischer Konkurrenten, die die Tochter als Ganzes übernehmen würden.

Vor der Ausgliederung aus dem Deutsche-Bank-Konzern steht die Postbank vor einem erneuten Umbau. Die mit der Deutschen Bank gebündelten und zum Teil beim Mutterkonzern angedockten Dienstleistungsfunktionen - etwa im Zahlungsverkehr und in der Kreditbearbeitung - müssen wieder entflochten werden. Auch die Zukunft der Deutsche Bank Bauspar AG ist offen. Sie bietet die gleiche Produktpalette an wie die BHW, ist aber organisatorisch von ihr getrennt. Eine Übernahme könnte Strauß beim Ausbau des Kreditgeschäfts helfen.

Der Gewinn vor Steuern stieg im ersten Halbjahr - ohne die Sondereffekte der Ausgliederung der Tochterfirmen - um sieben Prozent auf 296 Millionen Euro. Dabei bekommt die Postbank seit diesem Jahr weniger Provision von der Deutschen Post, für die sie unter anderem Briefmarken verkauft. Im Gegenzug muss sie künftig weniger Geld für die Bankdienstleistungen zahlen, die die Post an ihren Schaltern anbietet. Das Minus sei aber durch das wachsende Neugeschäft mit Ratenkrediten, Baudarlehen und Krediten an den Mittelstand mehr als wettgemacht worden.

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