Währungskrise Erdogans Lira-Einlagensystem bleibt wohl hinter Erwartungen zurück

Mit dem Lira-Einlagesystem sollten Sparer für Verluste entschädigt werden, die durch die Abwertung der Lira entstanden sind. Daraufhin erholte sich die Lira zunächst, nun sinkt ihr Kurs wieder.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Aus Angst vor einem Wertverlust tauschten viele Türken die Lira durch ausländische Währungen. Quelle: imago images/ZUMA Wire

Das von Präsident Recep Tayyip Erdogan beworbene Programm der Türkei zum Schutz der Lira-Einlagen vor einer Abwertung, ist Insidern zufolge bislang wenig erfolgreich. Zwar seien mehr als 90 Milliarden Lira (5,8 Milliarden Euro) an Ersparnissen auf das Konto geflossen, wie mehrere Bankenvertreter am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Aber nur wenig davon kam wie eigentlich beabsichtigt aus dem Umtausch von Devisen.

Auch ein hochrangiger Vertreter von Erdogans AK-Partei räumte ein, dass das Programm die Erwartungen bisher nicht vollständig erfüllt habe. Die Regierung in Ankara arbeite nun an weiteren Schritten, um die Attraktivität der Währung zu steigern.

Erdogan hatte das Einlagensystem am 20. Dezember vorgestellt, nachdem die Landeswährung Lira auf ein Rekordtief von 18,4 zum Dollar gefallen war. Sparern wurde angeboten, sie für Verluste zu entschädigen, die durch die Abwertung während der Laufzeit der Einlage entstanden sind.

Die Lira erholte sich nach der Ankündigung, schloss das Jahr 2021 aber immer noch mit einer Abwertung von 44 Prozent zum Dollar ab. In dieser Woche sank der Kurs nun um weitere fünf Prozent, nachdem die Inflationsrate auf das 19-Jahres-Hoch von 36,1 Prozent gestiegen war.

Bankeninsider sagten, dass die überwiegende Mehrheit der Gelder, die auf den neuen Einlagenkonten gelandet seien, von anderen Lira-Konten stammten. Nur sehr wenige Kunden hätten Devisen in die heimische Währung getauscht und transferiert. „Die Leute konvertieren nur sehr wenig Fremdwährung“, sagte ein Banker. „Im Wesentlichen ziehen sie es vor, Lira-Einlagen hierher zu transferieren.“

Als Grund dafür wird das geringe Vertrauen in die Lira genannt, die ihre Talfahrt fortgesetzt hat. „In diesem Umfeld ziehen es die Menschen vor, ausländische Währungen zu halten“, sagte der Banker.

Nach Angaben der Bankenaufsichtsbehörde BDDK beliefen sich die Einlagen im türkischen Bankensystem Ende 2021 auf 5,3 Billionen Lira (rund 349 Milliarden Euro). Fast zwei Drittel davon entfielen auf Fremdwährungseinlagen.

Ein AKP-Vertreter sagte, die Beteiligung an dem Programm nehme zwar jeden Tag zu, „aber die Erwartungen wurden nicht vollständig erfüllt“. „Es wird an langfristigen Instrumenten gearbeitet, um das Vertrauen in die Lira zu stärken und Investitionen anzuziehen“, fügte er hinzu.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%