Webdienst Massiver Ausfall bei Amazon Web Services – Auch AP betroffen

Die Störung lähmte die Arbeit einer internationalen Nachrichtenagentur ebenso wie Streamingdienste. Ein Internetexperte vermutet eine technische Panne und keinen Cyber-Angriff.

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Der Webdienst von Amazon ist nach Angaben des Internet-Experten Doug Madory von der Netzwerk-Analyse-Firma Kentik der größte Cloud-Provider. Quelle: AP

Ein massiver Ausfall bei Amazon Web Services hat am Dienstag über Stunden viele Personen, Universitäten und Unternehmen betroffen, die deren Cloud-Dienste nutzen. Auch die Nachrichtenagentur Associated Press war betroffen, was für sie einen Sendeausfall zur Folge hatte. Ein Internet- und Netzwerkexperte sagte, er vermute eher einen technischen Fehler als einen Cyber-Angriff hinter der Störung.

Eine Stunde nach dem Ausfall teilte Amazon mit, dass die Ursache identifiziert sei und an der Behebung der Störung „aktiv gearbeitet“ werde. Angaben über die Ursache der Störung wurden nicht gemacht, wie AP über Twitter um 18.18 Uhr MEZ mitteilte. Bis zum späten Abend mitteleuropäischer Zeit war sie noch immer nicht vollständig behoben.

Der Webdienst von Amazon – AWS – ist nach Angaben des Internet-Experten Doug Madory von der Netzwerk-Analyse-Firma Kentik der größte Cloud-Provider. An der US-Ostküste stehe dessen größtes Datenzentrum us-east-1. An der Ostküste habe der Ausfall am Vormittag Ortszeit begonnen. „Jede Unterbrechung dort hat große Auswirkungen auf viele populäre Webseiten und andere Internetdienste“, sagte er.

Er vermute keinen Hackerangriff hinter der Störung, sagte Madory. Vorige Störungen bei anderen Providern großer Webseiten zeigten ein Muster, wie sich die Netzwerkindustrie entwickelt habe.

„Mehr und mehr dieser Störungen stellen sich als Produkt von Automation und Zentralisierung der Verwaltung heraus“, sagte der Experte. „Das führt zu Störungen, die schwer völlig zu vermeiden sind wegen der operationellen Komplexität. Sie sind sehr wirkungsvoll, wenn sie passieren.“

Bei der Fluggesellschaft Delta Airlines fiel an der Ostküste das Buchungssystem über AWS aus. Sie entschuldigte sich bei der Kundschaft und empfahl über ihre Webseite oder Handy-App zu buchen.

Nach Angaben der Störungsbeobachter von Down Detector waren Dienste wie Instacart, Venmo, Kindle, Roku und Disney + betroffen. Toyota meldete den Ausfall seiner Verkäufer-Dienste im Osten der USA, darunter Apps zur Regelung von Garantiefällen.

Netflix war auch betroffen

Betroffen waren auch Streaming-Dienst Netflix sowie viele Dienstleistungen von Amazon wie Alexa und Prime Music. AWS stellt Server, Speicherplatz, E-Mail und zahlreiche andere Dienste zur Verfügung, wie das kanadische Nachrichtenportal Global News erläuterte.

Down Detector habe mehr als 24 000 Störungsfälle gemeldet. Amazon habe die Störung an einer Programmierschnittstelle - API - lokalisiert. Auch Amazon-Dienste für Sicherheitskameras, die Smartphone-Banking APP Chime und der Staubsaugerhersteller iRobot seien betroffen.

Nutzer und Nutzerinnen schrieben in Reaktion auf die AP-Twittermeldung, sie könnten ihre Amazon-Apps nicht nutzen. Viele mutmaßten eine Attacke Cyberkrimineller, andere stellten eine Verbindung zu der am Dienstag abgehaltenen Videokonferenz von US-Präsident Joe Biden mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin zur Ukraine-Krise her.

„Wir sind in einem heißeren Krieg als manche Leute denken“, schrieb einer. „Ich schätze, die Cloud wurde gehackt?“, ein anderer. Und ein weiterer: „Es wäre großartig, wenn man bei so vielen Dingen nicht auf eine einzige Firma angewiesen wäre.“

Offen war, ob auch die US-Regierung von der Störung betroffen war. Die Behörde für Cybersicherheit und Infrastruktursicherheit teilte auf AP-Anfrage mit, sie sei an Amazon herangetreten, „um potenzielle Wirkungen dieser Störung auf Bundesbehörden oder andere Partner“ zu klären.

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