Weltwirtschaft IfW-Analyse: Ukraine-Krieg bedroht Afrikas Ernährungssicherheit

Afrikanische Entscheidungsträger sollten laut Experten die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten verringern. Quelle: dpa

Zahlreiche Länder in Afrika können einer Analyse nach ohne Getreide aus der Ukraine und Russland ihre Bevölkerung nicht ernähren. Das IfW warnt vor sozialen Unruhen.

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Der Krieg in der Ukraine bedroht nach Modellrechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) die Ernährungssicherheit in Afrika. „Russland und die Ukraine zählen zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt“, sagte Tobias Heidland, Forschungsdirektor und Mitglied im Forschungscluster Afrika am IfW am Donnerstag in Kiel.

Zahlreiche afrikanische Staaten seien von den Lieferungen abhängig und könnten einen Ausfall oder Rückgang auch langfristig nicht ersetzen. „Dies kann für einzelne Länder dramatische Folgen haben, im schlimmsten Fall drohen schwerer Hunger und soziale Unruhen.“

Heidland hat gemeinsam mit weiteren Forschern des IfW und der Afrikanischen Entwicklungsbank die langfristigen Folgen des Ukrainekrieges für die Getreideversorgung Afrikas simuliert. Betrachtet wurden Weizen und sonstiges Getreide wie Mais, Hirse, Gerste und Reis. „Eine wichtige Lektion der Krise ist, dass afrikanische Entscheidungsträger die Abhängigkeit ganzer Länder von einzelnen Lieferanten verringern sollten, auch wenn dies mit höheren Kosten verbunden ist“, sagte Heidland.

Die Forscher untersuchten mehrere Szenarien. In einem gehen sie davon aus, dass die Ukraine künftig in ihren Anbaumöglichkeiten für Getreide aufgrund von Zerstörung und einer Kriegswirtschaft stark limitiert ist und die Produktivität um 50 Prozent zurückgeht.

In einem anderen Szenario wurden die Folgen eines hypothetischen Exportstopps für Getreide durch Russland berechnet, der zur verminderten Produktion in der Ukraine und erhöhten Handelskosten hinzukäme. In diesem Falle wären die Folgen für die Ernährung in Afrika vor allem mit Blick auf Weizen dramatisch. „Es gibt hier also einen klaren Auftrag an den Westen, die am schwersten betroffenen Länder zu unterstützen“, sagte Heidland.

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