




Das Symbol sticht ins Auge: Microsoft bietet Millionen von Computernutzern den Umstieg auf das neue Betriebssystem Windows 10 an – und zwar kostenlos. Das kleine Windows-Logo unten rechts auf dem Bildschirm fordert zur Registrierung auf, bevor das System am Mittwoch an den Start geht. Auch wenn der Software-Hersteller massiv dafür wirbt: Das Upgrade ist nicht für alle Nutzer sinnvoll. Was der Computer leisten muss, wie man ihn vorbereitet und warum keine Eile geboten ist: Handelsblatt Online beantwortet die wichtigsten Fragen.
Für wen ist Windows 10 kostenlos?
Für Computer mit Windows 7 und 8.1 bietet Microsoft ein kostenloses Upgrade auf eine vergleichbare Version an. Das Angebot gilt ein Jahr lang, also bis zum 29. Juli 2016. Illegale Kopien sind vom Upgrade ausgeschlossen. Pech haben auch Besitzer von Geräten mit Windows RT, das parallel zu Windows 8 erschien: Windows 10 läuft darauf nicht. Wer sich einen neuen Windows-PC kauft, bezahlt die Lizenz automatisch mit – der Gerätehersteller führt die Gebühr an Microsoft ab. Auch Unternehmen müssen für das neue Windows zahlen. Die genauen Preise hängen davon ab, welche Version sie nutzen und ob sie eine Volumenlizenz haben.
Ich geb’s zu: Ich habe noch Windows XP…
Wer die alten Betriebssysteme XP und Vista überholen möchte, muss zahlen. Für Windows 10 Home empfiehlt Microsoft dem Handel einen Preis von 135 Euro, für die umfangreichere Variante Windows 10 Pro sind es 280 Euro. Allerdings stellt sich bei alten Computern die Frage, ob deren Hardware ausreicht und daher eine Neuanschaffung nicht sinnvoller wäre (siehe übernächste Frage).
Wie sieht es mit Windows-Smartphones aus?
Auf Smartphones mit Windows 8.1 läuft prinzipiell Windows 10, eine Garantie gibt Microsoft allerdings nicht. Die Verfügbarkeit hänge vom Hardware-Hersteller oder Mobilfunkanbieter ab, man arbeite mit den Partnern an einem Upgrade. Bei den Vorabtests unterstützte der Konzern zahlreiche Lumia-Geräte aus dem eigenen Haus, hier dürften die Chancen gut sein. Eine offizielle Liste dürfte erst in den nächsten Wochen erscheinen – die Smartphone-Variante kommt im Herbst heraus.
Wie Windows wurde, was es ist
Der Urahn des inzwischen meistgenutzten PC-Betriebssystems kam im November 1985 auf den Markt. Damals war Microsoft noch ein Außenseiter, während der Platzhirsch IBM und der Aufsteiger Apple den Kampf um den PC-Markt auszufechten schienen. Anfangs arbeitete sich Windows nur mühsam ins Geschäft – denn Microsoft verzichtete zunächst angesichts eines jahrelangen Patentstreits mit Apple auf grafische Bedienungselemente.
Mit dieser Version lernte Windows 1992, Videos abzuspielen, bekam die ersten integrierten Spiele und neue Schriften. Die Grundansicht mit den überlappenden Fenstern und einem Desktop für Programm-Symbole blieb – mit einigen Design-Änderungen – lange erhalten.
Parallel zu den Consumer-Versionen von Windows entwickelte Microsoft nach dem Scheitern des OS/2-Projektes mit IBM eine Windows-Version mit einem neuen Programm-Kern („Windows New Technology“). NT wurde mit Windows 2000 fortgeführt und ging später in Windows XP auf.
Die radikale Erneuerung von 1995 brachte in Grundzügen das Windows, das heute praktisch jeder kennt. Unter anderem wurde der „Start“-Knopf mit dem Balken am unteren Bildschirmrand eingeführt. Nachdem nachträglich der Web-Browser Internet Explorer zum Windows-Grundpaket hinzugefügt wurde, setzte sich Microsoft zum Ärger der Wettbewerbshüter in diesem Bereich gegen den Pionier Netscape durch. Auf die Version folgten die kleineren Aktualisierungen Windows 98 und ME.
2001 brachte Microsoft die bisher langlebigste Version seines Betriebssystems auf den Markt. Mit Windows XP wurden viele visuelle Effekte hinzugefügt, ebenso wie wichtige Funktionen wie etwa schneller Benutzerwechsel, eine integrierte Firewall für mehr Sicherheit und verbesserter Medienwiedergabe.
Das Betriebssystem Windows Vista sollte XP verdrängen, wurde von den Nutzern aber weitgehend ignoriert. Die 2007 veröffentlichte Version bot zwar neue Bildschirmansichten, aber eine für viele Nutzer verwirrende Rechteverwaltung für Benutzerkonten. Erst mit der Vorstellung von Windows 7 im Oktober 2009 konnte Microsoft die Anwender wieder überzeugen.
Mit Windows 8 rüstet sich Microsoft für den Wandel der Computer-Welt: Die neue Kacheloberfläche ist für Touchscreens ausgelegt und eignet sich damit auch für Tablet-Computer – äußerlich ähnelt das System damit dem Smartphone-Betriebssystem Windows Phone. Microsoft stellte Windows 8 im Oktober 2012 vor. Gerade an der neuen Bedienung wurde jedoch schnell viel Kritik laut.
Ein Update für Windows 8 kam im Oktober 2013 auf den Markt. Das kostenlose Windows 8.1 soll die größten Kritikpunkte an dem Vorgänger ausräumen. So können Nutzer direkt auf den Desktop starten und so die Kacheloberfläche umgehen. Zudem kehrt der Startknopf zurück, wenn auch nicht das klassische Startmenü.
Mit Windows 10 bietet Microsoft eine einheitliche technische Plattform für PCs, Tablets und Smartphones an. Das von Nutzern ersehnte Start-Menü kehrt auf den Desktop zurück. Am 29. Juli 2015 stellte der Softwaregigant das jüngste Betriebssystem vor. Ein Jahr lang war das Upgrade auf Windows 10 für Computer mit Windows 7 und 8.1 kostenlos. Was das neue System bringt und für welche Nutzer es sinnvoll ist, lesen Sie hier.
Auf welchen PCs läuft Windows 10?
Die Hardware-Anforderungen sind nicht übermäßig hoch, daher läuft die Software auch auf vielen älteren Rechnern. Der Prozessor muss mindestens ein Gigahertz Taktfrequenz leisten, in Sachen Arbeitsspeicher verlangt Windows 10 einen Gigabyte bei 32-Bit-Systemen und zwei Gigabyte bei 64-Bit-Systemen. Auch die Anforderungen an die Grafik sind überschaubar. Wenn der Rechner die Kriterien nur so gerade erfüllt, könnte das allerdings Windows 10 spürbar bremsen. Ob die Hardware kompatibel ist, prüft Microsoft bei der Online-Registrierung für das neue Betriebssystem. Eine Übersicht mit den Anforderungen gibt es auch online.
Wie muss ich den PC vorbereiten?
Vor dem Upgrade müssen Nutzer das Betriebssystem auf den aktuellen Stand bringen, außerdem die automatischen Windows-Updates aktivieren. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, dürfte bereits jetzt in der Menüleiste das Logo der „Get Windows“-App angezeigt werden, mit deren Hilfe man sich für das neue Betriebssystem registriert.
Sind meine Daten sicher?
Um Windows 10 zu installieren, müssen Nutzer nicht ihre Festplatte räumen: Der Hersteller verspricht, dass Programme, Einstellungen und die eigenen Dateien erhalten bleiben. Trotzdem ist das Upgrade ein guter Anlass, die Daten zu sichern – zum einen sollte man das ohnehin regelmäßig tun, zum anderen ist damit eine Rückabwicklung der Windows-10-Installation möglich.
Wie läuft das Upgrade?
Wer sich für das Upgrade registriert, hat schon einen großen Teil der Arbeit getan: In den nächsten Tagen werden die Dateien im Hintergrund auf den PC geladen. Irgendwann ab dem 29. Juli ploppt dann eine Mitteilung auf, dass die Installation beginnen kann. Für diese sollten Nutzer rund eine Stunde einplanen, empfiehlt Microsoft – je nach Alter des Gerätes.
Bekomme ich das System sofort?
Microsoft steht vor einer riesigen Herausforderung: Der Konzern muss die umfangreiche Software auf Millionen von Geräte ausliefern, und zwar möglichst binnen Stunden und Tagen. Daher werden nicht alle Nutzer gleichzeitig auf Windows 10 umsteigen können. Das Unternehmen liefert die Software Schritt für Schritt aus. Wer Pech hat, muss einige Tage warten.
Muss ich mich beeilen?
Auch wenn Microsoft kräftig für das neue Windows wirbt: Nicht jeder braucht das neue System – zumindest nicht sofort. Microsoft versorgt die aktuellen Betriebssysteme noch lange mit Updates, Windows 7 etwa bis 2020. Und das Upgrade wird ein Jahr lang kostenlos verfügbar sein. Eile ist also nicht geboten.