Wirtschaft von oben #2 - Iran Hier sehen Sie die Folgen des Ölembargos

Satellitenfotos liefern spannende Einblicke in die Wirtschaft. Diese Woche: Trumps Sanktionen setzen Iran zu. Am wichtigsten Öl-Terminal Khad landen an vielen Tagen keine Tanker mehr an. Eine Kooperation mit LiveEO.

US-Präsident Donald Trump kommt seinem Ziel näher, die Ölexporte Irans vollständig trockenzulegen. Das zeigen Dutzende Satellitenaufnahmen, die die WirtschaftsWoche in Kooperation mit dem Erdbeobachtungs-Unternehmen LiveEO ausgewertet hat. Sichtbar werden die Folgen des Ölembargos vor allem an den Aktivitäten am wichtigsten iranischen Ölverlade-Terminal Kharg, einer Insel im Persischen Golf.

Die Aufnahmen, die zwischen 23. März und 7. Juli 2019 entstanden, zeigen in fast der Hälfte der Fälle, dass kein einziges Schiff an den zwei Verlade-Terminals der Insel angedockt ist. In den restlichen Fällen sind es ein bis zwei Schiffe. Vor drei Jahren, nach Abschluss des Atomabkommens und der Lockerung der Sanktionen, bot sich ein ganz anderes Bild. Damals fertigte Iran in der Regel drei bis sechs Tanker gleichzeitig an den Terminals ab, zeigen Aufnahmen aus jener Zeit.

Zugleich deuten die Fotos aus dem All darauf hin, dass Iran wie vor der Lockerung der Sanktionen 2016 nun wieder verstärkt schwimmende Öllager einrichten muss. So lagen in den Gewässern vor der Insel am 7. Juli dieses Jahres insgesamt 16 Tanker. Am 16. August 2016, als Iran seine schwimmenden Lager nach dem Atomabkommen langsam auflöste, waren es nur acht Tanker.

Vor der Einführung der neuerlichen US-Sanktionen förderte Iran mehr als 3,8 Millionen Barrel Öl am Tag und exportierte täglich 2,5 Millionen Barrel. Letzten Daten zufolge fiel die tägliche Produktionsmenge auf 2,2 Millionen Barrel und die Ölexporte brachen ein auf 200.000 bis 300.000 Barrel. Damit hat Iran über 80 Prozent seiner Einnahmen aus Ölausfuhren verloren. Auch China, das sich gegen die Sanktionen ausgesprochen hat und im April noch 800.000 Barrel Rohöl pro Tag aus Iran bezog, sorgt offenbar nicht für ausreichend Entlastung.

Als Reaktion auf die Sanktionen will das Regime in Teheran die Urananreicherung wieder hochfahren und damit die im internationalen Atomabkommen von 2015 festgelegte Obergrenze überschreiten. Anfang Mai hatte Teheran den verbliebenen Unterzeichnern des Atomabkommens eine 60-Tage-Frist gesetzt, auch um den Verkauf von iranischem Öl sicherzustellen.

Wegen der Vertragsverletzung könnte sich nun aber auch die Europäische Union (EU) gezwungen sehen, Sanktionen gegen Iran zu erheben und ebenfalls, wie zwischen 2012 und 2015, ein Ölembargo verhängen. Das hätte zwar keinen direkten Einfluss auf die iranischen Ölexporte. Denn wegen der US-Sanktionen kauft die EU schon seit Ende 2018 kein iranisches Öl mehr. Trotzdem könnten die iranischen Öllieferungen durch neue EU-Sanktionen weiter schrumpfen, da die Sanktionen auch den Finanzsektor einschließen. Das machte es den verbliebenen Käufern von iranischem Öl noch schwerer, die Käufe abzuwickeln und Transporte zu versichern. Schließlich haben die meisten im Schifffahrtsbereich tätigen Versicherungen ihren Sitz in London.

Das Regime in Teheran steht mit dem Rücken zur Wand. Wegen der verfahrenen Lage und weiter rückläufiger Ölexporte könnte es so doch noch zu einer Blockade der Straße von Hormus kommen. Insgesamt passieren gut 18 Millionen Barrel, rund ein Drittel des Rohöls, das pro Tag auf den Weltmeeren bewegt wird, die Meerenge zwischen Iran und Oman. Etwa 80 Prozent davon sind für Asien bestimmt. Indirekt zielen die verschärften US-Sanktionen damit auch auf China. Die USA sind inzwischen Nettoexporteur von Rohöl und nicht mehr abhängig von Öleinfuhren aus der Region.

Die Rubrik entsteht in Kooperation mit dem Erdobservations-Start-up LiveEO – dieses ist eine Beteiligung der DvH Ventures, einer Schwestergesellschaft der Holding DvH Medien, ihrerseits alleiniger Anteilseigner der Handelsblatt Media Group, zu der auch die WirtschaftsWoche gehört.


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